Zum ersten Mal wird das Werk des polnischen Komponisten in Brünn gezeigt, zugleich ist es die erste Inszenierung von Vladimír John, einem Absolventen der Janácek-Akademie der Musischen Künste.
Die Uraufführung des selten gespielten Werkes fand bereits am 19. Juni 1926 in Warschau statt und handelt von einem Herrscher, der zwischen unterschiedlichen Welten hin und her gerissen wird und es schließlich schafft, beide in sich zu versöhnen.
Der Inhalt ist kurz erzählt:
Während einer Messe fordern Geistliche von ihrem König Roger, die christlichen Sitten gegen die aufrührerischen Ideen eines fremden Hirtens zu schützen. Trotz der Forderung des Erzbischofs nach Bestrafung des Hirten, überzeugt die Königin ihren Gatten den Hirten nicht töten zu lassen. Roger befiehlt den jungen Mann am Abend im Palast zu erscheinen und sich dann weiter zu erklären.
Während der Hirte vor den Palasttoren erscheint, singt Königin Roksana ein verführerisches Lied, dass ihren Gatten zunehmend aufregt. Der Hirte wird vor den König geführt, um seinen Glauben darzulegen. Es gelingt ihm auch das gesamte Gericht zu überzeugen und bald sind alle in einem ekstatischen Tanz vereint. Roger befiehlt ihn zu fesseln, doch der Hirt bricht alle Ketten und verlässt den Palast. Alle folgen ihm, der König und seine Berater bleiben allein zurück, doch bald beschließt auch Roger ihm zu folgen.
Schließlich begegnet der König wieder seiner Frau, die ihm erklärt, dass nur der Hirte ihn von seinen Ängsten und seiner Eifersucht befreien könne, was schließlich auch geschieht und Roger den Morgen mit einer frohen Hymne begrüßen kann.
Vladimír John sieht die Geschichte von König Roger „als die Reise eines Mannes, der vom Gipfel in einen dunklen Abgrund geworfen wird, um wieder aufzusteigen, zu verstehen, warum ihm dies widerfahren ist und das neue Selbst zu akzeptieren, das er am Ende entdeckt. Er wird zum Wanderer zwischen zwei Welten, die sich deutlich unterscheiden, ihn aber zu einem neuen Menschen mit einem neuen Bewusstsein formen und ihn so zum Träger einer universellen Idee machen, die es Menschen, Individuen und Gruppen ermöglicht, trotz ihrer Unterschiede und unterschiedlichen Meinungen Seite an Seiten zu leben, wenn sie bereit sind sich zu ergänzen, ohne die Freiheit des anderen einzuschränken.“
Ein Werk und eine Aussage, das in der derzeitigen Lage unserer Gesellschaft, geprägt durch immer schärfer werdende Gegensätze der Mitglieder wichtiger denn je sein könnte. John sieht zwei Weltbilder: eine Seite verkörpert Vernunft und Licht, die andere Seite ist elementar, dunkel und irrational.
Die Oper in seiner Inszenierung gibt keine klare Antwort, der Komponist Karol Szymanowski selbst beschreibt sie als ein Mysterium, dessen Thema die Selbsterkenntnis des Menschen, seine Sexualität und seine Spiritualität ist.
Inspiration fand der Komponist bei einer Reise in Sizilien, auch spiegelt sich in seiner Musik seine Faszination für die Antike und die Exotik des Orients, auch Elemente der arabischen Musik finden sich in seiner Komposition wider.
Die Oper „König Roger“ gibt auch dem Chor die Möglichkeit zu glänzen – der Brünner Kinderchor tritt in der Inszenierung zusätzlich zum Chor der Janáček-Operngruppe unter der Leitung von Chorleiter Martin Buchta auf. Jiří Brückler (König Roger), Petr Nekoranec (Der Hirte) und Veronika Rovná (Roxana) werden in den Solorollen brillieren. Robert Kružík, der ab der nächsten Saison neuer Chefdirigent der Janáček-Oper des Nationaltheaters Brno wird, hat die Verantwortung für die musikalische Inszenierung der Produktion übernommen.
Premiere ist am 13. Juni 2025 im Janáček Theater, weitere Aufführungen sind am 15. und 24. Juni angesetzt
Karol Szymanowski: King Roger
Janáček Theater
602 00 Brno, Rooseveltova 31
Tel: +420 542 158 120
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