Letztes Jahr hatte ich zum ersten Mal das Glück Oper in Schloss Kirchstetten zu entdecken. Doch damals war alles anders. …
Letztes Jahr spielte man noch „Il Signor Bruschino“ in der Open Air Fassung im Burghof. Ich war begeistert. Dieses Jahr kehrte man wieder ins kleinste Opernhaus und den herrlichen Maulpertschsaal zurück.
Der Saal ist wirklich wunderschön, ein wenig habe ich aber doch einen frischen Luftzug im Saal vermisst. Gerade einmal 160 Besucher passen in den Saal, die in drei Seiten um die kleine Bühne platziert sind. (Auf der 4. Seite nimmt das Orchester Platz).
So gibt es drei Zuseherreihen auf den Längsseiten und das bedeutet, dass man wirklich jede Regung und jeden Ausdruck der Sänger live miterleben kann. Grandios. Opernfreunde sollten sich dieses Erlebnis wirklich nicht entgehen lassen.
Heuer stand mit La Cenerentola ein Märchen im märchenhaften Saal am Programm. Und märchenhaft schön gestaltete sich auf die Aufführung der Geschichte des Aschenbrödels, dem Rossini mit seiner Cenerentola folgt.
Die bösen Schwestern Clorinda (Dora Garciduenas) und Tisbe (Sevana Salmasi) – überdreht, geil und rücksichtslos – wurden in herrlich bunte Kostüme gesteckt und überzeugen nicht nur durch ihre komödiantische Darstellung, sondern auch durch ihre stimmliche Präsenz. Ihr Interesse gilt nicht dem um Almosen bittenden Alidoro, sie kommen erst beim vermeintlichen Prinzen, der auf Brautschau ist so richtig in Fahrt.
Nur Cenerentola (Rachel Deatherage) sorgt sich um den Mann und verliebt sich später augenblicklich in den Prinzen Ramiro, der allerdings in Gestalt seines Dieners Dandini vor ihr steht, da er den wahren Charakter seiner Zukünftigen erkunden möchte.
Auch diese Besetzungen erweisen sich als Glückgriff: Emilio Marcucci würdevoll, stimmgewaltig und von großer Ausdruckskraft, Jorge Alberto Martinez als Dandini, ein Energiebündel, komödiantisch und ernst verleiht der Rolle mit einem wunderschön satten Bariton die nötige Aufmerksamkeit und Andrés Alzate Gaviria als Don Ramiro kommt im Laufe des Abends als liebender Prinz immer besser in Schwung.
Mit Rachel Deatherage ist hier überhaupt eine Traumpaarung gegeben. Sie überzeugt als Cenerentola mit weichen Tönen, berührt durch ihre Spielweise, bringt die Zerbrechlichkeit der Figur, aber auch deren Stärke sowohl durch ihre wunderbare Stimme wie auch durch ihre Darstellung einfach wunderbar zum Ausdruck.
Für mich die Entdeckung des Abends. Sie würde ich auch gerne in einer ihrer anderen Lieblingsrollen zu denen der Prinz Orlofsky und Carmen gehören sehen und hören.
Nicht vergessen darf man Daniele Macciantelli als überzeugenden Don Magnifico, der versucht seine Töchter an den Prinzen zu bringen, um seinen heruntergekommenen Haushalt zu sanieren.
Last but not least sei noch das - ebenfalls ausgezeichnete und schwungvolle – Dirigat von Hooman Khalatbari erwähnt, der das Orchester der Virtuosi Brunenses, deren Mitglieder Stimmführer und Solisten des Orchesters des Nationaltheater Brünn und der Philharmonie Brünn sind, und die Sänger trotz der wahrscheinlich nicht immer einfachen Kommunikation sicher durch den Abend führte.
Gespielt wird noch bis 12. August 2022. Opern- und Rossini-Fans sollten sich diese Aufführung nicht entgehen lassen.
Weitere Informationen unter www.schloss-kirchstetten.at
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