Skip to main content

Letztes Jahr hatte ich zum ersten Mal das Glück Oper in Schloss Kirchstetten zu entdecken. Doch damals war alles anders. …

Letztes Jahr spielte man noch „Il Signor Bruschino“ in der Open Air Fassung im Burghof. Ich war begeistert. Dieses Jahr kehrte man wieder ins kleinste Opernhaus und den herrlichen Maulpertschsaal zurück.

Schloss Kirchstetten in der Abendsonne
Schloss Kirchstetten in der Abendsonne

Der Saal ist wirklich wunderschön, ein wenig habe ich aber doch einen frischen Luftzug im Saal vermisst. Gerade einmal 160 Besucher passen in den Saal, die in drei Seiten um die kleine Bühne platziert sind. (Auf der 4. Seite nimmt das Orchester Platz).

Blick in den Maulpertschsaal
Blick in den Maulpertschsaal

So gibt es drei Zuseherreihen auf den Längsseiten und das bedeutet, dass man wirklich jede Regung und jeden Ausdruck der Sänger live miterleben kann. Grandios. Opernfreunde sollten sich dieses Erlebnis wirklich nicht entgehen lassen.

Heuer stand mit La Cenerentola ein Märchen im märchenhaften Saal am Programm. Und märchenhaft schön gestaltete sich auf die Aufführung der Geschichte des Aschenbrödels, dem Rossini mit seiner Cenerentola folgt.

La Cenerentola in Kirchstetten (Foto © Patrick Piller)
La Cenerentola in Kirchstetten (Foto © Patrick Piller)

Die bösen Schwestern Clorinda (Dora Garciduenas) und Tisbe (Sevana Salmasi) – überdreht, geil und rücksichtslos – wurden in herrlich bunte Kostüme gesteckt und überzeugen nicht nur durch ihre komödiantische Darstellung, sondern auch durch ihre stimmliche Präsenz. Ihr Interesse gilt nicht dem um Almosen bittenden Alidoro, sie kommen erst beim vermeintlichen Prinzen, der auf Brautschau ist so richtig in Fahrt. 

La Cenerentola in Kirchstetten (Foto © Patrick Piller)
La Cenerentola in Kirchstetten (Foto © Patrick Piller)

Nur Cenerentola (Rachel Deatherage) sorgt sich um den Mann und verliebt sich später augenblicklich in den Prinzen Ramiro, der allerdings in Gestalt seines Dieners Dandini vor ihr steht, da er den wahren Charakter seiner Zukünftigen erkunden möchte.

Der Prinz als Diener, La Cenerentola in Kirchstetten (Foto © Andreas Anker)
Der Prinz als Diener, La Cenerentola in Kirchstetten (Foto © Andreas Anker)

Auch diese Besetzungen erweisen sich als Glückgriff: Emilio Marcucci würdevoll, stimmgewaltig und von großer Ausdruckskraft, Jorge Alberto Martinez als Dandini, ein Energiebündel, komödiantisch und ernst verleiht der Rolle mit einem wunderschön satten Bariton die nötige Aufmerksamkeit und Andrés Alzate Gaviria als Don Ramiro kommt im Laufe des Abends als liebender Prinz immer besser in Schwung. 

Die "Mädels" begeistern sich mehr für den "falschen" Prinzen, La Cenerentola in Kirchstetten (Foto © Patrick Piller)
Die "Mädels" begeistern sich mehr für den "falschen" Prinzen, La Cenerentola in Kirchstetten (Foto © Patrick Piller)

Mit Rachel Deatherage ist hier überhaupt eine Traumpaarung gegeben. Sie überzeugt als Cenerentola mit weichen Tönen, berührt durch ihre Spielweise, bringt die Zerbrechlichkeit der Figur, aber auch deren Stärke sowohl durch ihre wunderbare Stimme wie auch durch ihre Darstellung einfach wunderbar zum Ausdruck.

Auch Cenerentola nimmt die Einladung aufs Schloss an (Foto © Andreas Anker)
Auch Cenerentola nimmt die Einladung aufs Schloss an (Foto © Andreas Anker)

Für mich die Entdeckung des Abends. Sie würde ich auch gerne in einer ihrer anderen Lieblingsrollen zu denen der Prinz Orlofsky und Carmen gehören sehen und hören.

Auch dem "falschen" Prinzen wird es manchmal zu viel (Foto © Partick Piller)
Auch dem "falschen" Prinzen wird es manchmal zu viel (Foto © Partick Piller)

Nicht vergessen darf man Daniele Macciantelli als überzeugenden Don Magnifico, der versucht seine Töchter an den Prinzen zu bringen, um seinen heruntergekommenen Haushalt zu sanieren.

Am Ende siegt das Gute, La Cenerentola in Kirchstetten (Foto © Andreas Anker)
Am Ende siegt das Gute, La Cenerentola in Kirchstetten (Foto © Andreas Anker)

Last but not least sei noch das - ebenfalls ausgezeichnete und schwungvolle – Dirigat von Hooman Khalatbari erwähnt, der das Orchester der Virtuosi Brunenses, deren Mitglieder Stimmführer und Solisten des Orchesters des Nationaltheater Brünn und der Philharmonie Brünn sind, und die Sänger trotz der wahrscheinlich nicht immer einfachen Kommunikation sicher durch den Abend führte.

Das ausgezeichnete Orchester und ihr Dirigent
Das ausgezeichnete Orchester und ihr Dirigent

Gespielt wird noch bis 12. August 2022. Opern- und Rossini-Fans sollten sich diese Aufführung nicht entgehen lassen.

Pausenstimmung im Schlosshof
Pausenstimmung im Schlosshof

Weitere Informationen unter www.schloss-kirchstetten.at


La Cenerentola
bis 12.8.2022
Schloss Kirchstetten
2135 Kirchstetten im Weinviertel
Am Schloss 2
+43 2523 8314-15
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
www.schloss-kirchstetten.at

AutorIn des Artikels: