Neo-Intendant Clemens Unterreiter im doppelten Glück: jubelndes Premierenpublikum über Donizettis „Liebestrank“ und auch die Regen- und Gewitterwolken zogen an Gars vorbei. Das Liebespaar: Adina (Maria Nazarova) und Nemorino (Matteo ivan Rašić), Foto © Alexander Ch. Wulz)
Clemens Unterreiter ist anscheinend nicht nur in der Opernwelt ausgezeichnet vernetzt, er hat auch gute Verbindungen nach „oben“: Obwohl sämtliche Wetter-Apps und der Regenradar Regen und sogar Gewitter genau für das Zeitfenster der Premiere ankündigten, fielen maximal drei Tropfen. Gratulation.
„Let’s Opera!“ hieß es daher ohne Zwischenfälle bei der Premiere am Samstag. Unterreiner wählte für seinen Einstieg in Gars Donizettis Opernhit „L’elisir d’amore“ und stellte ein hochkarätiges Team zusammen.
Regie führten Carolin Pienkos und Cornelius Obonya, Levente Török zeichnete für die musikalische Leitung verantwortlich und sängerisch glänzen Maria Nazarova, Paolo Rumetz, Orhan Yildiz, Martha Matscheko und Matteo Ivan Rašić.
Der Liebestrank ist eine wunderbare Liebesgeschichte zwischen Adina und Nemorino, ergänzt durch den schlitzohrigen Doctore Dulcamara, der Heilmittel aller Art, darunter auch den Liebestrank an Nemorino verkauft.
Bevor aber Adina zu ihrem Nemorino findet, erhört sie fast den Soldaten Belcore. Doch als sie erfährt, dass Nemorino sich dem Militär verpflichtet hat, um sich den Liebestrank kaufen und ihre Liebe erobern zu können, beginnt sie umzudenken – und erkennt schließlich seine und ihre wahre Liebe.
Die Stimmen
Diese Oper lebt (so es überhaupt eine Oper ist – schließlich wie Unterreiner betonte – stirbt hier niemand!) von den Sängern, vom Chor und ihren Stimmen. Daher großen Dank an alle Sängerinnen und Sänger und Gratulation an den Intendanten: Einfach hervorragend.
Maria Nazarova ist eine kecke, freche, teilweise laszive Adina, die sich ihres Einflusses auf die Männerwelt bewusst ist und ihre Arien nur so heraus „schmettert“.
Genial. Paolo Rumetz ist ein schlitzohriger Dottore, der weiß, wie man den Menschen das Geld aus der Tasche zieht. Stimmlich unantastbar.
Orhan Yildiz ist der eitle Soldat, der mit seiner Verbindung zu Adina eine weitere Eroberung zu seiner Liste hinzufügen möchte. Martha Matscheko eine ausgezeichnete Gianetta.
Alle überstrahlt jedoch der Nemorino von Matteo Ivan Rašić. Einfach gesagt: toll gesungen, toll gespielt. Welch ein Schmelz in der Stimme, wie bedauernswert als schmachtender Verliebter, wie freut man sich mit ihm mit, als er am Ende doch seine Aldina in den Armen halten kann. Einfach hervorragend.
Die Regie
Nun ja, obwohl von einigen Kollegen bejubelt, hat sie für mich Höhepunkte und Schattenseite. Highlights sind für mich die gute Führung der handelnden Personen.
Auch der eine oder andere Einfall wie die radelnden Soldaten, der Chor, der schrittgenau zur Musik auf die Bühne kommt oder der Destillierwagen des Dulcamara, sowie seine zwei Assistenten, die seine Zertifikate zeigen – haben mir sehr gut gefallen.
Weniger gut fand ich die Idee die Hochzeit unter einem Maibaum (?) stattfinden zu lassen und auch dass der Chorsänger bei manchen Arien wie eine Tanzgruppe in ewig gleichen Bewegungen ergehen zu lassen, erschloss sich mir nicht ganz.
Dass der Chor wie auch die Solisten öfter breitseitig an der Bühnenrampe stehen und teilweise ihre Gespräche nicht mit ihrem Gegenüber sondern mit dem Publikum singen, erinnert ein bisschen an frühere Opernzeiten als nicht das Spiel, sondern einzig und allein nur der Gesang im Mittelpunkt stand.
Davon ist man aber heutzutage aber schon lange weg. Es könnte aber sein, dass es in Gars der „Unverstärktheit“ geschuldet ist. Hier – und das zu betonen legt auch der Intendant großen Wert, wird nämlich unverstärkt – also ohne Mikrophone gesungen.
Diese Tatsache und dass das Orchester nicht vor der Bühne, sondern auf einer Seite der Bühne (übrigens in einem neuen Holzpavillon) untergebracht ist, macht es SängerInnen und Orchester sicher nicht leichter.
Fazit: Wer eine leichte, verzaubernde Oper mit ausgezeichneten Stimmen und einen herausragenden Nemorino sehen möchte, muss nach Gars am Kamp. Premiere gelungen, lang anhaltender Applaus und Jubelrufe.