Wiens größte Messe für moderne Kunst ist wieder in der Stadt und zeigte nicht nur viele interessante neue und bekannte Künstler, sondern startete auch ein Feuerwerk an Aktivitäten.
Ich bin bei Gott kein Kunstexperte aber auf die viennacontemporary freue ich mich jedes Jahr. Auch heuer war wieder der Kursalon Hübner im Stadtpark das Heim der internationalen Kunstmesse für contemporary art, doch er „platzt aus allen Nähten“.
So musste heuer – obwohl mit der gleichen Anzahl an ausstellenden Galerien wie im Vorjahr – bereits ein Zelt im Garten des Kursalons errichtet werden, um allen genügenden Platz zu geben.
61 Galerien aus 20 Ländern mit mehr als 150 KünstlerInnen waren vertreten und es bereitete wieder großes Vergnügen durch die Ausstellung zu schlendern. Der Kurssalon mit seinen prächtigen Sälen bietet dafür zwar einen hervorragenden Rahmen, da man aber in Zukunft doch an eine Ausweitung denkt, wird man ab 2024 wieder in die Messe Wien übersiedeln. Ein bisschen schade um die Location ist mir schon.
Doch nicht nur die Ausstellung, die immerhin 44% an österreichischen und 56% an internationalen Ausstellern repräsentierte, konnte sich sehen lassen – auch das Rahmenprogramm war durchaus bemerkenswert.
Folgt mir einmal auf einen kleinen Rundgang durch die Ausstellung und meine Highlights bevor wir uns weiteren Themen widmen.
VCT Statement
Auch heuer widmet sich das VCT Statement wieder einem politischen Thema mit Diskussionen und einer Ausstellung in das weiße Haus.
Unter dem Titel „Political Homelessness and Contemporary Citizenship“ erörtert man mit der Ausstellung “Not Either Or, But And” die Frage, wie Kunst und Kultur das Gefühl der Zugehörigkeit in zeitgenössischen Gesellschaften fördern können.
Mit zwei Podiumsdiskussionen, unter anderen mit einem Beitrag von unserer Justizministerin Alma Zadić versuchte man einen Dialog zu diesem aktuellen Thema der Zugehörigkeit und politischer Mitbestimmung zu eröffnen.
VCT Activiation
KI ist derzeit ja in aller Munde, kein Wunder also, dass die viennacontemporary bei einer Zusammenarbeit mit dem US-Technologiekonzern Meta und dem Museum für angewandte Kunst (MAK)in Wien versucht, die Schnittstelle von Kunst, Technologie und Digitalisierung in Form einer Installation auf der Messe und mit einem hochkarätig besetzten Talk im MAK sichtbar machen will.
The Fetch von Christiane Peschek
In ihrem Projekt “The Fetch” lädt Christiane Peschek BesucherInnen dazu ein, ihrer virtuellen, aus persönlichen Daten gewonnen Aura in einer 10-minütigen immersiven Erfahrung zu begegnen. Lasst euch diese „Virtuell Reality“ keinesfalls entgehen. Mit einer ausgezeichneten VR-Brille taucht ihr 10 Minuten in einen Art „Space“ ein, wo verschiedenfarbige und unterschiedlich große Kugeln bei fast sphärischer Musik über sanfte Hügeln rollen, wieder aufsteigen, sich neu zusammensetzen um dann wieder abzugleiten. Man schaut im virtuellen Raum herum, taucht in ihn ein und fühlt sich gleichzeitig wunderbar entspannt. Großes Kino.
Am besten geht ihr dann gleich weiter zur Zone 1, auch dort ist Christiane Peschek vertreten.
Zone 1
In diesem Ausstellungsformat werden 10 KünstlerInnen präsentiert, die alle unter 40 Jahren alt sind und in Österreich, leben, arbeiten oder studiert haben.
Auch dieses Highlight solltet ihr euch nicht entgehen lassen, für alle die es nicht geschafft haben, hier ein kleiner Rundgang:
VCT Sculpture Project
Das VCT Sculpture Project wurde 2022 gemeinsam mit JP Immobilien und dem Kursalon Hübner ins Leben gerufen. Dabei wird jedes Jahr im Garten des Kursalons im Wiener Stadtpark eine Skulptur im öffentlichen Raum realisiert. Die an der Messe teilnehmenden Galerien mit ihren KünstlerInnen sind eingeladen, Vorschläge einzureichen. Die GewinnerIn erhält ein Preisgeld sowie ein zusätzliches Produktionshonorar.
Dieses Jahr wurde die Skulptur Feldenkreis_FI_001_Lucia Westerguard von Carola Dertnig, vertreten durch die Galerie Crone ausgewählt. Die aus Bewegungen und Biegungen abgeleitete Skulptur aus Edelstahlrohren ist eine Hommage an die Zirkus- und Varietékünstlerin, Tänzerin und Saxophonistin Lucia Westerguard, die ihr Saxophon oft vor Publikum an genau jenem Ort spielte, an dem die Skulptur im Park aufgestellt werden soll und damit eine weibliche Position öffentlich neben die derzeit ausschließlich männliche Denkmallandschaft im Stadtpark darstellt.
Damit bin ich nun zwar vielleicht mit den Highlights am Ende, aber noch lange nicht mit dem vielfältigen Rahmenprogramm. So gibt es dabei ein New Collectors Program, das interessierten Besuchern mit Rat und Tat zur Seite stehen soll, die – auch mit einem kleinen Budget – eine Sammlung beginnen wollen.
Für Kinder gibt es – in Zusammenarbeit mit dem Zoom Kindermuseum einen Kids Workshop, bei dem im Pavillon des Kursalons eine eigene Musikmaschine gebastelt werden kann.
Es gibt die verschiedenen Sessions, die zu unterschiedlichen Themen einladen und natürlich viele Führungen zu unterschiedlichen Interessenslagen der Besucher. Diese werden meistens in Deutsch und in Englisch angeboten. Außerdem muss man noch die Partnerfestvals, wie Curated By, Parallel Vienna, Varous Others und die Kooperation mit Das weiße Haus erwähnen.
Näheres zu den vielen Programmpunkten findet sich auf der Website der viennacontemporary https://www.viennacontemporary.at/de/ - und wer, so wie ich, wieder einmal einiges verpasst hat, sollte sich vielleicht gleich den Termin für das nächste Jahr im Kalender notieren: viennacontemporary 2024 vom 12.-15.9.2024 in der Messe Wien.