Im Rahmen der Sonderausstellung, die bis 31.3.2022 läuft, gibt es die Gelegenheit das Gartenpalais Liechtenstein zu entdecken.
Die Liechtensteiner gehören zu den bedeutendsten Fürstenhäusern Europas. Zahlreiche Schlösser wenn auch nicht mehr heute alle in ihrem Besitz stehen – lassen auf ihre Bedeutung schließen. Ihr Stadtpalais und das Gartenpalais in Wien zeugen ebenfalls von ihrer Macht und ihrem Einfluss.

Die Sonderausstellung über Joseph Wenzel von Liechtenstein bietet nun die Möglichkeit, einen kostenlosen Blick in das Gartenpalais Liechtenstein zu erhalten. Allerdings lohnt sich auch eine Führung durch die Dauerausstellung.
Treuer Fürst. Joseph Wenzel und seine Kunst.

Gleich nach dem Eintritt in das renovierte Gartenpalais stellt sich der erste Wow-Effekt ein. Fast vergisst man, die Deckenmalerei zu bewundern und sich umzusehen: der Goldene Wagen in der Mitte der Sala Terrena zieht sofort alle Blicke auf sich. Der Goldene Wagen ist auch ein heute noch sichtbares Zeichen seiner diplomatischen Dienste und seiner größten Erfolge für die österreichische Monarchie. So betraute ihn Maria Theresia unter anderem von 1738 bis 1741 mit der Vertretung österreichischer Interessen in Paris. Zu seinem feierlichen Einzug in Paris am 21. Dezember 1738 und zwei Tage später in Versailles war der Goldene Wagen der vierte von den fünf Gespannen, die von je acht Pferden des fürstlichen Gestüts in Eisgrub gezogen wurden. Das anspruchsvolle Pariser Publikum wie auch die Wiener waren begeistert.

Jahre später wurde der Goldene Wagen erneut für einen repräsentativen Festakt verwendet: Joseph Wenzel bekam die ehrenvolle Aufgabe die bourbonische Prinzessin Isabella von Parma in Padua 1760 prokuratorisch zu ehelichen und dann nach Wien zu begleiten. In der Ausstellung ist auch ein Porträt der Prinzessin von Jean Marc Nattier dem Jüngeren zu sehen, das die geliebte erste Ehefrau von Joseph II. zeigt. Auch der Einzug des Fürsten in Parma ist auf einem Bildnis zu sehen.

In der Bibliothek zeigen sehenswerte Buchbände die Interessen des Fürsten, der auch lebenslang eine ausgeprägte Liebe zu Büchern zeigte. Einen Schwerpunkt bildeten militärwissenschaftliche Werke, aber auch Belletristik, Geschichte, bildende Kunst, Medizin, Botanik und Hippologie konnten den Fürsten begeistern.

Der Saal 1 der Sonderausstellung beschäftigt sich mit seinem Elternhaus und den ersten Reisen und diplomatischen Missionen nach Paris und Parma. Sehenswert ist hier nicht nur das Porträt von Francesco Solimena, das den 29jährigen Fürst in selbstbewusster Pose zeigt.

Der nächste Saal widmet sich ganz der großen Kunst: Canaletto und Bellotto. Canalettos Venedig-Ansichten gehörten wohl zu den bedeutendsten Ankäufen Joseph Wenzels. Zwei, der ursprünglich vier Bilder umfassenden Serie wurden 1956 verkauft, sind aber als Leihgaben des Museo Nacional Thyssen-Bornemisza in Madrid, in der Ausstellung zu sehen. Zwei weitere konnten 1997 bzw. 2007 zurückgekauft werden und sind ebenfalls in der Schau zu sehen. Allein schon diese Bilder (und natürlich der Goldene Wagen) sind schon Grund genug, die Ausstellung zu besuchen.

Das Verhältnis des Fürsten zu Maria Theresia, Joseph II. und Friedrich dem Großen ist das Thema des dritten Saales der Ausstellung. Obwohl Joseph Wenzel erfolgreich in der kaiserlichen Armee diente und sein diplomatisches Geschick für Maria Theresia und ihren Sohn Joseph II. einsetzte hielt eine lebenslange Freundschaft zum preussischen König Friedrich II. Alle drei zeigten sich zu seinen Lebzeiten, aber auch nach seinem Tod ihre Verbundenheit mit dem Fürsten, so meinte Maria Theresia „Er ist einer von den Menschen, deren man nicht mehr findet“ und weiters „Der Staat verliert einen fürtrefflichen Bürger und ich einen wahren Freund“, Joseph II. schreib an seinen Neffen „Sie, mein Prinz, haben in Ihrem Oheim einen Vater, Wir aber den ergebendsten und würdigsten Diener und der Staat einen verdienstvollen Bürger verloren. ..“ und König Friedrich II. schreibt ihm „… Das Andenken von Personen von ausgezeichnetem Verdienst verlöscht nicht im Gedächtnis, wie lange auch die Abwesenheit sein möge. …“

Es ist eine ausgezeichnete Ausstellung, die mit vielen Highlights aufwartet. Absolut besuchenswert.
Eine Führung durch die Kunstsammlung im ersten Stock
Nichts desto trotz sollte man diese auch gleich mit einer Führung durch die Kunstsammlungen und Räumlichkeiten im ersten Stock verbinden. Auch hier finden sich wunderschöne Beweise des Kunstverständnisses der Fürsten des Hauses Liechtenstein und – man erfährt während der Führung auch gleich ein bisschen mehr über sie.

Falls ihr danach Lust habt, weitere Schlösser der Liechtensteiner kennen zu lernen (auch wenn sie nicht mehr in ihrem Besitz stehen, aber dennoch mit ihnen inzwischen wieder verbunden sind) empfehle ich euch einen Ausflug nach Letnice und Valtice. Zur Einstimmung gibt es hier auf askEnrico mehr über diese beiden ebenfalls sehenswerten Schlösser.
Impressionen der Führung:
Die Fürstlichen Sammlungen beherbergen eine der umfangreichsten Privatsammlungen der Welt, die rund 500 Jahre europäische Kulturgeschichte dokumentiert. Neben den Kunstwerken, die man bei Führungen im Stadt- und im Gartenpalais erleben kann – und das sollte man nicht versäumen – kann man die Sammlung in ihrer Gesamtheit nun auch auf einer Website digital erleben: www.liechtensteincollections.at

Obwohl die digitale Variante auch Möglichkeiten bietet, die „live“ gar nicht möglich sind, ist mir doch das Kennen lernen „face to face“ mit dem Kunstwerk immer noch lieber. Da bin ich doch ein wenig altmodisch. Nichts desto trotz, gibt es hier aber eine kleine Zusammenfassung der Kunstwerke, die euch bei einer Führung durch das Gartenpalais erwarten:
1.-31.3.2022 Treuer Fürst. Joseph Wenzel und seine Kunst
Gartenpalais Liechtenstein
1090 Wien, Fürstengasse 1
Tel: +43 1 319 57 67-0
www.palaisliechtenstein.com
www.leichtensteincollections.at
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