Die neue Sonderausstellung im Haus für Natur im Museum Niederösterreich widmet sich bis zum 9.2.2025 den Tieren in Bewegung…
Habt ihr euch vielleicht schon einmal gefragt, warum die Tiere wandern? Wie schnell sie fliegen? Wie hoch sie fliegen können oder wie weit sie wandern? Wie weiß man eigentlich von diesen Wanderungen? Ändert der Klimawandel auch die Lebensräume der Tiere? Welche Hindernisse sind von Menschenhand gemacht und verhindern die Tierwanderungen? Welche Konsequenzen gibt es daraus?
All diese Fragen und noch einige mehr beantwortet die neue Sonderausstellung für Groß und Klein im Haus für Natur im Museum Niederösterreich.
Museumsmaskottchen Poldi, die Eule begrüßt die Besucher gleich zu Beginn und führt die jüngeren durch die Ausstellung. Aber egal ob Groß oder Klein, bei der Ausstellung ist für alle etwas dabei.
Wie kommt es eigentlich zu den Wanderungen?
Unsere Erde rast mit 100.000 Stundenkilometern durch das All. Da wir mit ihr mitreisen – faktisch auf ihr sitzen – bekommen wir das nicht mit.
Doch auf ihrer einjährigen Reise um die Sonne verändern sich auch die Lebensbedingungen auf ihrer Oberfläche und lösen damit die teils gewaltigen Tierwanderungen aus.
Tiere wandern, um Nahrung zu finden, widrige Wetterbedingungen zu meiden, ihre SexualpartnerInnen oder Laichgründe zu finden oder weil sie sich neue Lebensräume erschließen müssen. Im Wasser, in der Luft und an Land kann man jedes Jahr riesige Gruppen, Herden und Schwärme beobachten.
Aber nicht nur die großen Tiere und Herden machen sich in fremden Ländern auf den Weg. Auch bei uns in Österreich und auch in Niederösterreich finden solche Wanderungen statt. Denkt nur an die Froschwanderungen! Wir sind aber auch Gastland in Sommer und Winter.
Die Störche kommen im Frühling zu uns und fliegen im Herbst wieder in wärmere Gefilde, bestimmte Gänsearten verlassen wieder im Herbst den kühlen Norden, wo Teiche und Seen nun zufrieren und kommen über den Winter zu uns auf Besuch.
Die körperlichen Leistungen der „Reisenden“ sind dabei erstaunlich und auch ihre Navigationskünste beeindrucken. Was passiert aber, wenn der Mensch ihre Lebensräume zerschneidet und ihre Routen unterbricht?
Die Jahreszeiten
Der Hauptausstellungsraum widmet sich widmet sich den vier Jahreszeiten und führt mit einem Modell der Umlaufbahn von der Erde um die Sonne bildlich vor Augen wie sie zustande kommen.
Am besten man „dreht“ sich mit und wandert von Jahreszeit zu Jahreszeit und lauscht auch gleich den Hörstationen mit Naturstimmen.
Frühling
Im Frühling ist die zeit der Amphibienwanderung. Erdkröten, Molche, Springfrösche und Wechselkröten hoffen auf feuchtes Wetter und machen sich auf den Weg zu ihren Laichgewässern.
Nase (ja, ein Fisch heißt wirklich so!), Barbe und Stör machen sich (wenn sie nicht vom Menschen gehindert wurden) flussaufwärts auf den Weg.
Sommer
Jetzt ist die Jahreszeit der Insekten. Die Eintagsfliegen haben dabei nur wenige Stunden, manchmal auch einen Tag um sich zu vermehren. Die Amazonenameisen (die – wie ich bei der Führung gelernt habe – auch in St. Pölten leben) starten ihre Raubzüge.
Milben, aber auch Skorpione (auch die gibt es in Niederösterreich) wollen auch auf die Reise gehen und bevorzugen andere Tiere, z.B. Käfer oder Fliegen) als Taxi.
Die Baldachinspinne, die man als übergroßes Modell begutachten kann, schwingt sich mit ihrem Flugfaden weiter und auch Heuschrecken können nun einzeln oder in Schwärmen auftreten. Die Heuschrecken kann man auch im Terrarium beobachten.
Herbst
Man glaubt es kaum, aber im Herbst machen sich rund 50 Milliarden Vögel auf den Weg in den Süden. Das sind fast 40 Prozent aller Vogelarten, darunter Kraniche, Weißstörche, Wespenbussarde, Neuntöter oder Stare.
Seit langem beobachten Menschen die Tiere. Nicht nur, dass es für sie auch aus Nahrungsgründen wichtig war zu wissen, wo die Herden hinziehen, galten und gelten Tiere oft als sensible Warner vor Erdbeben oder Unwetter. Früher gab es einige „kreative“ Erklärungen, wo z.B. die Vögel im Herbst denn hin verschwinden konnten: eine „Theorie“ besagte, dass sie im Herbst zum Mond fliegen, einen andere, dass sie unter Wasser überwintern.
Mit der Beringung von Vögeln, mit Wildkameras und „umgeschnallten“ Sendern weiß man heutzutage um einiges mehr über die Wege, die Lebensräume und ihr Einzugsgebiet. Auch über ihr Alter und ihre Familienbande weiß man schon besser Bescheid.
Auch, dass sie in erster Linie nicht der Kälte entfliehen, sondern der Nahrungsnot. Wenn es kalt wird, gibt es keine Insekten und das bedeutet das sich die Insektenfresser unter ihnen in Gefilde aufmachen müssen, wo Nahrung vorhanden ist, um zu überleben.
Winter
Nun sind die Tiere mit isolierendem Fell und wärmenden Feder unterwegs. Unsere Insektenfresser sind bereits abgeflogen aber wir erhalten nun Besuch von Vögeln aus dem noch kälteren Norden wie etwa von den Saatkrähen.
Manche Vögel, etwa der Bergfink, sind aber durchaus flexibel und richten sich einfach nach dem Nahrungsangebot. Bei dieser Station sollte man den QR-Code berücksichtigen: mit ihm können die Geräusche des Schellentenflugs abgerufen werden. Aber auch die Lachmöven beeindrucken mit ihren Sound.
Die Rekorde
Mit der genaueren Beobachtung der Tiere konnte man auch ihre Rekorde besser denn je messen: so konnte man feststellen, dass eine Küstenseeschwalbe 90.000Kilometer pro Jahr zurücklegen kann, ein Rubinkehlkolibri 3,2 Millionen Flügelschläge in 18 Stunden macht, eine Galapagos-Schildkröte 250 Kilo Gewicht bewegt und ein Sperbergeier 11.274 Meter hoch geflogen ist. Woher man letzteres weiß? Er kollidierte in dieser Höhe mit einem Flugzeug, überlebte den Zusammenstoß aber leider nicht.
Wusstet ihr, dass Aale auf ihrer Laichwanderung mehrere Tausend Kilometer von Europa bis zum Westatlantik zurücklegen können? Bis zu 50 Flusskilometer in einer Nacht! Und dass sie sich in feuchten Nächten sogar über Land fortbewegen?
Interaktiv
In einer interaktiven Station können die verschiedenartigen Federn von Vögeln mit einem Steckspiel Körperteilen zugeordnet werden. Mit Säckchen wird das Gewicht von Vögeln geschätzt, eine Lupe ermöglicht faszinierende Blicke auf die Flügel von Insekten.
Und an einer Wand kann man die eigenen Armlängen mit den Flügelspannweiten eines Raufußbussard oder eines Gänsegeiers vergleichen.
Barrieren, Überwindung, Hilfestellungen und Rückkehrer
Der dritte Teil der Ausstellung widmet sich den Barrieren, die menschliches Handeln den Tierwegen entgegenstellt. Ein dichtes Straßennetz, Windräder, große Glasflächen. All diese Eingriffe können ebenso tödlich für Tiere enden, wie Flusskraftwerke, die jahrhundertealte Laichwege von Fischen unterbrechen oder Flüsse, die nur mehr in einem Betonbett reguliert dahin fließen.
Doch es gibt auch Verbesserungen, der Mensch wird sich seines Einflusses und auch seiner Verantwortung für die Natur und die Tiere langsam bewusst: Flussläufe und Gebiete werden renaturiert, viele Helferinnen bringen Kröten bei ihren Wanderungen in Kübeln über die Straßen, Fischtreppen werden errichtet. Dennoch ist noch viel zu tun.
Die Wildtierkriminalität ist noch immer hoch – und wer aus seinen Urlaubsland eine Muschel mitnimmt, sollte vielleicht vorher auf die Artenliste schauen oder es besser ganz lassen und sich mit einem Foto zufrieden geben. Auch der Klimawandel sorgt für Veränderung. Neobiota durch die Mobilität der Menschen in heimische Lande gebracht, siedeln sich durch die sich veränderten Bedingungen auch hier an und können einheimische Arten vertreiben. Diese – wie z.B. der Enzian – weichen in immer höhere Lagen aus, doch am Ende könnten sie zu den Klimaverlieren gehören.
Man sollte sich daher aufmachen – ins Haus der Natur im Museum Niederösterreich – und zuhause vor der Tür für den Artenschutz. Das Wissen darüber und auch was man persönlich dafür tun kann, bekommt man in der Ausstellung.
Hier noch ein kurzer Rundgang: