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Bei seinem Gastspiel im Domquartier Salzburg widmet sich das Museum Salzburg dem Bauernkrieg und stellt wichtige Fragen

„Heroisch und verklärt. Der Bauernkrieg im Spiegel von Kunst und Diktatur“ lautet der genaue Titel der neuen Ausstellung vom Museum Salzburg im Domquartier.

Es lohnt sich auch die Räume der Ausstellung zu betrachten
Es lohnt sich, auch die Räume zu betrachten

Die Ausstellung bringt damit einerseits die Facts zum Bauernkrieg, seiner Dauer und den Ursachen seines Ausbruchs und wie er auch spätere Entwicklungen beeinflusst hat, zeigt aber andererseits auf, wie sich die Tonalität darüber in Kunst und in der öffentlichen Wahrnehmung verändert hat bzw. von Kommunikatoren verändert wurde.

Bauern und Bürger erhoben sich in den deutschen Landen
Bauern, aber auch Städter erhoben sich in den deutschen Landen

Wurden die aufständischen Bauern kurz nach der Niederschlagung des Aufstandes als Verbrecher und Terroristen gebrandmarkt, wurden sie in späteren Jahren in der DDR als Helden und Befreier des Volkes hochstylisiert.

So auch in Salzburg, der Fürsterzbischof musste auf die Festung Hohensalzburg fliehen
So auch in Salzburg: Der Fürsterzbischof musste auf die Festung Hohensalzburg fliehen

Wie bei vielen Auseinandersetzungen gilt auch hier der Spruch: „Wer ein Verbrecher oder Terrorist ist, wird erst die Geschichte zeigen“.

Die Ausstellungs-Architektur
Die interessante Ausstellungs-Architektur

Sind wir also unfähig, geschichtliche Ereignisse nach ihren Fakten einzuordnen? Möglichst unvoreingenommen, möglichst objektiv die Umstände zu betrachten? Fast scheint es so.

Die Teilnehmer an den Bauernkriegen werden und wurden unterschiedlich gesehen
Die Teilnehmer an den Bauernkriegen wurden und werden unterschiedlich gesehen

In der Ausstellung werden die wichtigen Fragen gestellt, es wird erzählt welche sozialen Notstände zu den Aufständen führten und es wird gezeigt, wie unterschiedlich die geschichtlichen Fakten interpretiert und als Untermalung für die eigene Überzeugung und Ideologie herangezogen wurden.

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

Eine wichtige Antwort fehlte mir allerdings: „Was können wir tun, um nicht einer Interpretation auf den Leim zu gehen? Wie können wir die jeweils wahren Fakten erfahren und auch richtig einordnen, wenn wir in einem Konflikt mittendrin stecken? Ist es heute nicht genauso oder noch schwieriger die Tatsachen zu erkennen?

Auch die Kunst reflektiert die Schrecken
Auch die Kunst reflektiert die Schrecken

Die Welt ist noch schnell lebiger geworden. In Social Media geht eine Meinung als Fakt verkauft in sekundenschnelle um die Welt, ein Beitrag in einer Nachrichtensendung hat nur ein paar Minuten (wenn überhaupt) komplizierte Zusammenhänge zu erklären.

Die Gefangenen von Käthe Kollwitz
Die Gefangenen von Käthe Kollwitz

Für lange Artikel, die Hintergründe und Pro und Kontras aufzeigen können, haben wir keine oder zu wenig Zeit und Immer mehr Menschen misstrauen Journalisten, Medien und der Wissenschaft. Wirtschaftliche Interessen stehen mehr und mehr überall im Vordergrund…

Der Bauernkrieg

1525 erhoben sich Bauern aber auch die städtische Bevölkerung in Mitteleuropa gegen die Obrigkeit. Der Aufstand ging als der „Deutsche Bauernkrieg“ oder die „Revolution des gemeinen Mannes“ in die Geschichte ein.

Der Fursterzbischof Matthäus Lang
Der Fürsterzbischof Matthäus Lang

Auch in Salzburg begehrten die Untertanen gegen den Fürsterzbischof Matthäus Lang auf, der auf die Festung Hohensalzburg fliehen musste. Doch auch hier wurde der Aufstand blutig niedergeschlagen.

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

Die Forderungen nach Freiheit, mehr Gerechtigkeit und der Überwindung der feudalen Strukturen blieben aber im „Untergrund“ bestehen. Allerdings bedurfte es einer weiteren Revolution (März 1848) um zumindest Teile erfüllt zu bekommen.

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

Zum 500-jährigen Jubiläums des Aufstandes widmet sich das Salzburg Museum im Nordoratorium des Salzburger Doms nun der Rezeption des Themas in den nachfolgenden Jahrhunderten und stellt damit die Frage, wie der Bauernkrieg in verschiedenen Zeiten und Herrschaftssystemen interpretiert und politisch genutzt wurde.

Es gibt viel zu Lesen
Es gibt einiges zu Lesen

Besonders im 20. Jahrhundert wurden die Geschehnisse von autoritären Regimen (sowohl vom Kommunismus in der DDR, wie auch vom Nationalsozialismus) in ihrem Sinne interpretiert: Die Anführer wurden zu Helden, zu Archetypen des einfachen Mannes, der gegen die Obrigkeit kämpft und gewaltsam eine neue Ordnung schafft.

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

Die Schau zeigt nicht nur die Ereignisse aus Salzburger Sicht – sie spannt auch den Bogen bis zur jüngsten Vergangenheit und versucht anhand von Kunstwerken und Beispielen aus Literatur und Presse deutlich zu machen, wie sich die Sichtweise über den Aufstand von der Frühen Neuzeit über die Jahrhunderte hinweg geändert hat und von verschiedenen Seiten für die eigenen Zwecke vereinnahmt wurde.

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

Wobei die Frage gestellt wird, ob wir heute – 500 Jahre später – den Bauernkrieg frei von ideologischen Verzerrungen betrachten können?
Was mich wieder zu meiner Frage zurückbringt, die ich anfänglich gestellt habe: „Wie können wir die aktuellen Krisen und Kriege deuten, wenn wir in diesen doch mittendrinnen gefangen sind?“

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

Während ihr durch die Ausstellung geht, lohnt es sich auch hin und wieder auf die Decke zu blicken. Das barocke Ambiente steht im krassen Gegensatz zur Ausstellungsgestaltung, die viele Exponate auf einer Art Gerüst hängend präsentiert.

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

Das Domquartier ist täglich, außer Dienstag, von 10:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Weitere Informationen zur Ausstellung, Führungen und den Tickets findet ihr hier: https://www.domquartier.at/sonderausstellung/der-bauernkrieg-im-spiegel-von-kunst-und-ideologie/

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

Tipp: Nehmt viel Zeit mit! Erstens gibt es in dieser Sonderausstellung viel zu lesen und zweitens solltet ihr bei eurem Besuch auch gleich eine Runde durch die Prunkräume drehen, die Residenzgalerie und das Dommuseum besuchen oder – so bereits geöffnet – eine weitere Sonderausstellung besuchen. Es lohnt sich …


Heroisch und verklärt. Der Bauernkrieg im Spiegel von Kunst und Diktatur
8.11.2025 - 27.4.2026
DomQuartier Salzburg
5020 Salzburg
Residenzplatz 1
+43 662 8042 2109
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