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Das Möbelmuseum (ver)folgt mit seinem Jahresschwerpunkt „Routen“ Möbelstücke, DesignerInn und Design-Objekte auf ihren Routen rund um den Globus…

Möbel sind nicht nur „bloße“ Einrichtungs- und Nutzgegenstände. Wer sie zu lesen weiß, dem erzählen sich nicht nur von den Menschen, die sie entworfen haben, sondern auch einige über ihre Besitzer und über die politischen Verhältnisse, in denen sie entstanden sind.

Manche Möbel reisten mit ihren Besitzern in andere Länder
Manche Möbel reisten mit ihren Besitzern in andere Länder

In der neuen Sonderausstellung „Josef Frank und die anderen. Neue Möbel 1920 bis 1940“ erzählt das Möbelmuseum auch von der politischen Realität der Zwischenkriegszeit: Architekten und AuftraggeberInnen waren von Verfolgung und Vertreibung durch das NS-Regime betroffen.

Möbel erzählen Geschichten über ihre Besitzer
Möbel erzählen Geschichten über ihre Besitzer

Mehrere Wohnungseinrichtungen mussten weite Reisen hinter sich bringen, bevor sie nun im Möbelmuseum ihr neues Zuhause gefunden haben. Und eben diese Reisen kann man in der symbolischen „Verpackungsbox“ ebenfalls in der Ausstellung nachvollziehen.

Die Reisen der Möbel
Die Reisen der Möbel

„Ach, Möbelmuseum, Sessel und Tische und was sonst noch? Ist doch langweilig!“, höre ich einige Leser seufzen. Nein, es sei mir gestattet zu widersprechen und ich möchte auch begründen warum:
1. Treibe ich mich gerne in Möbelhäusern wie auch dem Möbelmuseum herum, um neue Ideen für mein eigenes Heim zu erhalten. Im Inneren bin ich eine leidenschaftliche Umräumerin, Neugestalterin, und „verbessere“ gerne meine Umgebung.

Ich liebe Orange und auch der Bezug des Hockers wäre eine Sünde wert
Ich liebe "Orange" und auch der Bezug des Hockers wäre eine Sünde wert

Aus diesem Grund kann man fast alle meine Einrichtungsgegenstände (Küche und Bad ausgenommen) relativ leicht auf- und abbauen und wieder neu zusammenzusetzen. Und irgendwie verlangt ein innerer Drang von mir von Zeit zu Zeit dies zu tun.

Faszinierende Muster
Faszinierende Muster

Gerne hätte ich dann oft noch das eine oder andere Stück erworben, um dem Ganzen einen erfrischenden neuen Touch zu geben, doch da scheitere ich oft am Inhalt meines Bankkontos oder daran, dass ich mich von sehr vielen Sachen trennen müsste, für die dann eben kein Platz mehr vorhanden wäre.

Ausgefallene Hocker sorgten schon immer für große Flexibilität
Ausgefallene Hocker sorgten schon immer für große Flexibilität

2. Möbel sind – wie bereits erwähnt – viel mehr als reine Nutzgegenstände. Sie erzählen fast immer eine Geschichte, zumindest jene, die ein längeres Leben hinter sich haben und nicht gerade frisch von der Produktionsmaschine „gefallen“ sind.

Eine tolle Schreibtisch-Lösung
Eine tolle Schreibtisch-Lösung

Ob es nun die Schicksale der Familien sind, die diese Möbel besaßen oder die technische Fertigkeit eines Designers oder Herstellers – ich denke nur an Thonet und seiner Technik, Holz zu biegen und damit einen einzigartigen Sessel zu fertigen – oder aber die Auswahl der Materialien, man muss sie nur zu erzählen wissen und den Erzählungen zuhören.

Auch eine interessante Lösung für einen Indoor-Stuhl
Auch eine interessante Lösung für einen Indoor-Stuhl

So ist es mir auch in dieser Ausstellung ergangen. Schaut euch die Möbel doch einmal an. Einiges an Form und Design könnte heute noch eine modern eingerichtete Wohnung schmücken und würde den Besuchern Ahs und Ohs entlocken.

Diese Kombination wirkt doch ziemlich modern
Diese Kombination wirkt doch ziemlich modern

Drei Gründe waren es, die zur Ausstellung inspirierten, wie uns Kuratorin Eva. B. Ottilinger erzählt:

(Zusatztipp von mir: Falls es eine Führung mit ihr gibt, unbedingt buchen. Diese Frau ist ein wandelndes Lexikon, kann aber auch sprödere Inhalte amüsant und interessant vermitteln.)

Die Kuratorin der Ausstellung erzählt
Die Kuratorin der Ausstellung erzählt

Die neuen Möbel aus Österreich zeichneten sich damals, sprich in der Zwischenkriegszeit, durch gestalterische Vielfalt, Komfort und hohe handwerkliche Qualität aus. Im Design unterschieden sie sich wesentlich vom typischen Designkonzept des Bauhauses, aber auch von der luxeriösen Formenwelt des französischen Art déco.

Es gibt auch viel zu Lesen
Es gibt auch viel zu Lesen

In der Ausstellung sind komplette Wohnungs – und Zimmereinrichtungen zu sehen: darunter als ein Highlight des Museums, die von Ernst A. Plischke gestaltete Wohnung von Lucie Rie oder eine komplette Wohnungseinrichtung von Josef Frank, die 1932 von der Firma Haus & Garten hergestellt wurde.

Interessante Farbkombinationen im Möbelmuseum Wien
Interessante Farbkombinationen

Außerdem werden vollständige Ensembles der österreichischen Architekten Felix Augenfeld, Herbert Eichholzer, Henry P. Glass (Heinrich Glaß), Walter Loos, Ernst A. Plischke, Otto Prutscher und Robert Sheldon (Robert Schläfrig) gezeigt.

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

Auch Frauen werden in den Mittelpunkt gestellt: Sie hatten nicht nur als Auftraggeberinnen, sondern auch als Mitarbeiterinnen einen wesentlichen Anteil an der Gestaltung und am Erfolg des modernen Wohnambientes in Österreich. Als hervorragenden Beispiele gelten hier die Architektinnen Rosl (Rosa) Weiser im Büro von Josef Frank in Wien und Anna Lülja Simidoff (später: Praun) im Büro von Herbert Eichholzer in Graz.

Blick in die Ausstellung im Möbelmuseum Wien
Blick in die Ausstellung

Ich hätte wieder ein paar Lieblingsstücke gefunden – einige sind hier auch abgebildet. Vielleicht finde ich ja ähnliches bei einem Möbelhausbesuch. Auf jeden Fall macht sich mein Drang zur „Neuaufstellung“ meines Wohnzimmers schon wieder ziemlich bemerkbar …

Japanisches Porzellan am Kaiserhof in Wien
Tipp: Werft auch einen Blick in die 2.Sonderausstellung: "Japanisches Porzellan am Kaiserhof in Wien"

Die Ausstellung ist vom 9.4.2025 bis 11.1.2026 zu sehen. Das Möbelmuseum ist Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen von 10:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Am Montag ist geschlossen.


Josef Frank und die Anderen. Neue Möbel 1920 - 1940
9.4.2025-11.1.2026
Möbelmuseum Wien
1070 Wien
Andreasgasse 7
+43 1 524 33 57
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