2025 steht ganz Wien im Zeichen des Walzers, immerhin feiert unser Schani (Johann Strauss Sohn) seinen 200. Geburtstag. Ein neues immersives Museum hat bereits jetzt eröffnet …
Wer kennt nicht den Donauwalzer, der bald wieder zum Jahreswechsel erklingen wird – oder die Fledermaus, ohne die Silvester in der Staatsoper kaum vorstellbar ist und die auch heuer wieder bis auf den letzten Platz ausverkauft ist.
Wir kennen diese Melodien, zumindest meine Generation kann sie noch mitsummen oder nachpfeifen. Aber was weiß ich eigentlich über den Schani, seine Familie? Hmm, ehrlich gesagt, recht wenig.
Daher ist das Jubeljahr eine gute Gelegenheit, den Johann Strauss Sohn und die Familie näher kennen zu lernen. Ein neues – immersives – Museum verspricht auch einen größeren Unterhaltungswert und nicht nur trockene Wissensvermittlung. Das muss man sich doch anschauen.
Das neue Museum ist gut und leicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Im ehemaligen Verkehrsbürogebäude vis à vis von dem schönsten Krautkopf von Wien – wie die Verzierung der Secession früher von den Wienern genannt wurde – befindet sich nun das Johann Strauss Museum, das mit einigen Besonderheiten aufwartet.
Erstens, auch wenn einige Jahreszahlen und bedeutende Ereignisse von Strauss an den Wänden plakatiert sind, es müssen keine Fakten endlos lange gelesen werden. Gleich zu Beginn erhält man einen Kopfhörer und eine nette Stimme erklärt – unterlegt von Straussschen Melodien – alles Wichtige aus seinem Leben. Es ist nicht einmal notwendig, irgendwelche Zahlen zu drücken, man geht einfach ein paar Schritte weiter und schon erhält man zu den nächsten Bildern die Erklärungen.
Und da habe ich durchaus einiges Wissenswertes erfahren. So habe ich z.B. nicht gewusst, dass Strauss weit gereist ist, in London, Paris und in Petersburg nicht nur große Erfolge gefeiert, sondern auch einer großen Liebe begegnet ist. Auch sein – angespanntes – Verhältnis zu seinem Vater, die Unterstützung seiner Mutter und seine Frauen – all das war sehr interessant und neu für mich zu erfahren.
Interessant ist auch sein Leben im historischen Konnex zu sehen: Revolution, Metternich, die Übernahme der Regierungsgeschäfte durch den jungen Franz Joseph.
Sehr interessant seine Beziehungen zu den Frauen. Sowohl seine Mutter wie auch seine Ehefrauen waren wesentlich für den Erfolg seiner Musik. Nicht nur dass sie geschäftlich seine Einkünfte ausgezeichnet verwalteten, war es eine seiner Frauen, die ihn drängte doch Operetten zu schreiben.
Bevor man aber diesen Melodien lauschen kann, gibt es noch eine Komponier-Maschine (oder deren mehrere), an denen man selbst versuchen kann einen Walzer zu komponieren. Leider bin ich damit nicht klar gekommen – ob das nun an mir und meiner Unmusikalität und dem technischen Unvermögen lag oder an den Maschinen, kann und will ich nicht beurteilen.
Die nächsten Stationen beim Rundgang stellen jedenfalls einen Teil seiner Operetten vor und man kann den bekanntesten Stücken daraus lauschen und erfährt auch Hintergründe darüber.
Dann geht es zum absoluten Höhepunkt der Ausstellung. In einem großen Raum wird zu den Klängen verschiedener Strauss-Kompositionen noch einmal sein Leben zusammengefasst. Die wichtigen Frauen tauchen noch einmal auf und wer will, kann sich – indem er sich auf die Fotos im Raum zubewegt – überlieferte Statements der einzelnen Damen zu Johann Strauss anhören.
Bei einem Konzert wiederum kann man sich nach dem gleichen Muster in einzelne Instrumente hineinvertiefen, oder aber man bleibt einfach sitzen, lauscht der Musik und lässt die Animation auf sich wirken.
Wer da nicht zumindest mit den Zehenspitzen mitwippen muss, der kann kein echter Wiener sein. Zu guter Letzt können die Besucher auch noch einen Links- oder einen Rechtswalzer zu den Klängen vom Schani probieren. Eine nette Idee, die wahrscheinlich viele begeistern wird.
Für mich jedenfalls eine sehenswerte Ausstellung, die mir viel Neues über unseren Schani erzählt hat und die natürlich auch mit seiner Musik punktet. Dass man – ohne viel Pipapo – mit den Kopfhörern durch die Ausstellung wandern kann und jeweils das entsprechende erzählt bekommt, finde ich gut.
Manchmal gibt es Überlagerungen, wenn man an der Grenze von einer Erzählung zur anderen geht, die sich aber sofort mit einem Schritt in die richtige Richtung wieder aufheben.
Wer also mehr über unseren Johann Strauss, seine Musik, sein Leben und seine Zeit erfahren möchte und damit auch über die Wiener Mentalität, der sollte sich die Ausstellung anschauen. Ein bissl erfährt man nämlich auch, was den echten Wiener so ausmacht …
Das Museum ist Sonntag bis Donnerstag von 10:00 bis 19:00 Uhr und Freitag und Samstag von 10:00 bis 20:00 Uhr geöffnet. Es empfiehlt sich die Tickets online mit einem Timeslot zu kaufen.
Johann Strauss Museum (gegenüber der Secession)
1010 Wien, Friedrichstraße 7
Email:
www.johannstraussmuseum.at