Die Gugginger Künstler waren und sind für mich immer wieder eine Inspiration. Aber nicht nur für mich, sondern auch für ganz andere Größen …
In ihrer wunderschön zusammen gestellten ersten Ausstellung zeigt die neue künstlerische und wissenschaftliche Leiterin des museum gugging wie sehr die Gugginger Kunst internationale und nationale Künstlergrößen beeinflusst hat.
Der Nachsatz von bowie bis roth zeigt schon die Dimensionen …
Man wandert ziemlich beeindruckt durch die Ausstellung und sieht wie sehr die Gugginger KünstlerInnen Musik, Bildende Kunst, Literatur, Fotografie und Modedesign beeinflusst haben.
Noch bis 24. September kann man hochkarätige Werke von Peter Pongratz, Arnulf Rainer, Gerhard Roth, David Bowie, Christine de Grancy, Christopher Kane und Johann Rausch zusammen mit den „Inspirationen“ von Oswald Tschirtner, Johann Hauser, August Walla, Johann Korec, Arnold Schmidt und Johann Garber sehen.
Ich war besonders überrascht zu hören und zu sehen, dass David Bowie (mit André Heller) in Gugging auf Besuch war und sich hier zu seinem experimentellen Album „1. Outside“ inspirieren ließ.
Allein die Fotos von Fotografin Christine de Grancy sind unbedingt sehenswert. Bowie traf sich hier mit August Walla, Oswald Tschirtner und Johann Garber.
Bowie, der auch Gugginger Kunst gesammelt hat, ist in der Ausstellung ein ganzer Raum gewidmet. Er besuchte mit dem Musiker und Musikproduzenten Brian Eno und Multimedia-Künstler André heller im September 1994 das Haus der Künstler in Maria Gugging. Ein Jahr später erschien sein Album, das von Gugging inspiriert war.
Im Februar 1996 besuchten Gugginger KünstlerInnen auf Einladung von Bowie ein Konzert seiner Outside-Tour in der Wiener Stadthalle. Nach einem Treffen im Backstage-Bereich führte Bowie seine Freunde persönlich zu ihren Plätzen und kam danach nochmals, um ihnen vorsorglich Ohrstöpsel anzubieten, da es während des Konzerts sehr laut werden konnte.
Neben den wunderbaren authentischen Aufnahmen von Christine de Grancy, die den Besuch von Bowie fotografisch begleitete und deren Fotos erstmals am Ort ihres Entstehens zu sehen sind, kann man sich in der Ausstellung in das Album „1.Outside“ von Bowie hinein hören.
In der Ausstellung erfährt man auch unter anderem, dass Peter Pongratz Johann Hauser für einen der besten Maler Österreichs hielt. Pongratz war einer der ersten Künstler, der den damaligen Primar Leo Navratil kontaktierte.
Auch Arnulf Rainer suchte stets die Zusammenarbeit mit den Gugginger KünstlerInnen, die aber nicht immer dazu bereit waren. Dennoch klappten einige bemerkenswerte Arbeiten.
Rainer sammelte auch leidenschaftlich internationale Werke der Art Brut und Werke der „Gugginger“, allen voran Johann Hauser und nimmt darauf auch in seinem Werken wie etwa dem „Manisch Mädel“ Bezug. In einer gemeinsamen Ausstellung im Jahre 1995 mit dem Titel „Miteinander – Gegeneinander“ wurden 1995 gemeinsame Arbeiten gezeigt.
Eine Auswahl dieser Werke sind im ersten Ausstellungsgang nun sprichwörtlich gegenüber gestellt. Im ersten Saal ist das Ausstellungplakat von „Pareidolien“ zu sehen, der ersten Ausstellung der Gugginger KünstlerInnen in der Galerie nächst St. Stephan, das Arnulf Rainer übermalte.
Gerhard Roth verband ebenfalls langjährige Freundschaften mit Gugginger Künstlerinnen und Künstlern, die er sowohl in seinem literarischen wie auch in seinem fotografischen Werk verewigte.
Roth interessierte sich nicht nur für die Kunstwerke, sondern auch für die Menschen, die sie schufen. In seinen Romanen „Das Labyrinth“, „Orkus. Reise zu den Toten“ und „Der Imker“ kann man den Gugginger Künstlern begegnen.
Johann Rausch verbrachte eine Woche im ehemaligen Zimmer von August Walla: es entstanden neben anderen Werken 14 einfühlsame Porträts von Gugginger Künstlerinnen und Künstlern. Diese Werke vereinen mit Johann Garber, Manuel Griebler und Jürgen Tauscher und anderen drei Generationen Gugginger KünstlerInnen, die im Sommer 2022 im Haus der Künstler wohnten.
Besonders beeindruckt haben mich aber auch die Entwürfe und Umsetzungen des Modedesigners Christopher Kane der Motive von Heinrich Reisenbauer und Johann Korec in eine seiner Kollektionen übernahm und die einfach toll aussehen.
Kane wurde über einen Dokumentarfild auf die Gugginger KünstlerInnen aufmerksam und stößt im Zuge seiner Recherchen auf Johann Hauser und dessen Zeichnung „Gelbe Frau“ von 1966. Er ist begeistert, da es ihn an ein Kleid seiner Princess Margaret on Acid Collection vom Frühjahr 2011 erinnert – das Bild ist im vierten Raum der Ausstellung zu sehen.
Auch von den ausdrucksstarken Werken von Arnold Schmidt ist er begeistert. Für einen Teil seiner Pre-Fall Collection 2017 lässt er sich schließlich von Motiven von Heinrich Reisenbauer und Johann Korec inspirieren. In der Ausstellung sind sowohl die inspirierenden Bilder an den Wänden als auch die entstandenen Looks zu sehen.
Zur Ausstellung ist ein Katalog mit 232 Seiten und zahlreichen Abbildungen und Beiträgen von Nina Ansperger, Clara Ditz-Rainer, Richard Maréchal, Sarah Mower und Christopher Kane, Walter Moser, Peter Pongratz, Johann Rausch, Ulrich Rüter und Uwe Schütte im Residenz Verlag erschienen.
Wer die Ausstellung „gugging.! classic & contemporary“ noch nicht gesehen hat, sollte diese gleich anschließend zur laufenden Sonderausstellung besuchen.
Übrigens: es lohnt auch in der galerie gugging vorbei zu schauen
Das museum gugging ist Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen von 10:00 bis 17:00 Uhr geöffnet.
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