Zum Hauptinhalt springen

Pünktlich zum Ferienstart präsentiert die Albertina eine wunderbare Ausstellung über das Reisen und die Sehnsucht nach anderen Ländern und Orten.

Es ist eine Ausstellung, die aber nicht nur im Besucher das Fernweh weckt, sondern sich auch mit verschiedenen Fragen auseinandersetzt: Wie entstand eigentlich die Lust am Reisen? Wer reiste wann und wohin? Wie beschwerlich war dies einst? Und: Können wir aus den Bildern vielleicht auch noch Schlüsse und Erkenntnisse für heute erzielen?

Anna Baar-Plommer: Gebirgssee mit Glocknergruppe, Albertina (Foto © Albertina, Wien)
Auch Frauen sind - wenn auch rar - in der Ausstellung vertreten: Anna Baar-Plommer, Gebirgssee mit Glocknergruppe, Albertina (Foto © Albertina Wien)

An die 130 Zeichnungen und Aquarelle aus dem Bestand der Albertina sind ausgestellt, 60% davon wurden überhaupt noch nicht gezeigt. Doch hören wir einmal hinein, was Direktor Dr. Ralph Gleis zur Ausstellung sagt:

Während wir heute Reisen eher als Urlaub und Erholung sehen, diente es in früheren Zeiten der Bildung und – so würden wir zumindest heute sagen – dem Netzwerken. Reisen war in der Renaissance auch nicht immer das reinste Vergnügen.

Reisewege der früheren Grand Tour
Reisewege der früheren Grand Tour

Wenn auch die Ferne lockte, war doch auch immer Gefahr und ein wenig Nervenkitzel mit dabei. Vor allem brauchte man aber eines: Reiche Eltern und so waren Grand Tour und Expeditionen den Abkömmlingen von Kaisern, Königen und dem Adel vorbehalten.

Johann Wolfgang von Goethe: Seelandschaft, 1787, Albertina (Foto © Albertina, Wien)
Johann Wolfgang von Goethe: Seelandschaft, 1787, Albertina (Foto © Albertina, Wien)

Im 18. Jahrhundert jedoch konnten sich bereits auch reich gewordenen Bürger das Reisen leisten und auch ihren Söhnen (von Frauen war damals kaum die Rede) ermöglichen.

Jakob Alt: Die blaue Grotte 1835/36, Albertina (Foto © Albertina, Wien)
Jakob Alt: Die blaue Grotte 1835/36, Albertina (Foto © Albertina, Wien)

Doch die große Erleichterung des Reisens brachte erst die Erfindung der Eisenbahn.
Ziel der ersten Touren war Italien und hier vor allem Rom. Die Antike stand hoch im Kurs und man wollte ihre Kunstwerke studieren. Aber auch die Lebensart, der Renaissancestil, all das interessierte die hohen Herrschaften. Und während es heute die unvermeidlichen Selfies sind, die wir alle von uns vor den Sehenswürdigkeiten machten, reisten damals Künstler mit dem adeligen Spross oder man ließ sich einfach von einem Maler vor Ort in Szene setzen. Wenn ich das richtig betrachte, ist dieser Selfie-Style also schon einige 100 Jahre alt.

Selfie aus früheren Zeiten
Selfie aus früheren Zeiten

Manche Künstler reisten alleine oder in Begleitung. Bald war nicht nur der Süden ein Ziel, sondern man erwanderte die Berge der Heimat. Sogenannte Kammermaler bekamen Aufträge die Schönheiten des eigenen Landes zu porträtieren – Erzherzog Johann war hier ein ausgesprochen großer Auftraggeber.

Francesco Panini
Francesco Panini

Aber es wurden auch Expeditionen in die Welt geschickt, die nicht nur unbekannte Tiere und Pflanzen erforschten und mit nach Hause brachten, sondern zum Team gehörten auch Maler, die das gesehene und gefundene zu Papier brachten.

Mit auf der Weltumsegelung der Fregatte Navarra: Josef Selleny
Er war mit auf der Weltumsegelung der Navarra: Josef Selleny

Die Kuratorin der Ausstellung Elisabeth Dutz führt uns hier kurz durch die einzelnen Räume:

Obwohl es Frauen damals mehr als schwer hatten eine Ausbildung zu erlangen, geschweige als Künstlerinnen arbeiten zu können, sind in der Ausstellung, die den zeitlichen Bogen vom 18. bis zum 19. Jahrhundert spannt, einige Frauen vertreten.

Christian Georg Schütz - Ehrenbreitstein am Rhein mit Festung, Albertina (Foto © Albertina, Wien)
Christian Georg Schütz: Ehrenbreitstein am Rhein mit Festung, Albertina (Foto © Albertina, Wien)

Die Bilder sind jedoch nicht nur Schätze der Kunst, sondern die Landschaftsbilder sind oft auch das einzige „Ausgangsmaterial“ für die Forschung. Fotografien aus dieser Zeit gibt es nicht. Nur mit diesen Zeichnungen und Bildern ist ein Vergleich mit der heutigen Situation (z.B. bei Gletschern) möglich. Daher auch der Aufruf von Dr. Gleis:


Mein Highlights der Ausstellung sind auf jeden Fall die Bilder von Jakob Alt, aber auch jene von Josef Selleny, der mit auf dem Forschungsschiff Navarra war, sind beeindruckend. Obwohl ich gerade von einem Kroatien-Urlaub zurückgekehrt bin, wenn ich in der Ausstellung „Die Blaue Grotte auf der Insel Capri“ von Jakob Alt sehen oder den „Gebirgssee mit Glocknergruppe“ von Anna Baar-Plommer ertappe ich mich dabei, schon wieder die nächsten Reisepläne zu wälzen.

Thomas Ender: Das Matterhorn vom Gornergrat gesehen, 1854 Albertina (Foto © Albertina, Wien)
Thomas Ender: Das Matterhorn vom Gornergrat gesehen, 1854, Albertina (Foto © Albertina, Wien)

Da geht es mir wirklich wie Kuratorin Elisabeth Dutz:

Warum nicht einmal einen alten Reiseführer im Antiquariat erwerben und drauf losfahren? Für all jene, die gerne solche Touren machen möchten, hätte ich für einen Hinweis: Joseph Wallner hat genau das gemacht und in seinen Büchern beschrieben und mit aktuellen Tipps versehen:
Josef Wallner: Unbekanntes Slowenien
Josef Wallner: Unterwegs in Altösterreich
Reisen in der Untersteiermark / Stajerska : Geschichten, Routen, Gastlichkeit

Rudolf von Alt: Der Dachstein im Salzkammergut, 1840, Albertina (Foto © Albertina, Wien)
Rudolf von Alt: Der Dachstein im Salzkammergut, 1840, Albertina (Foto © Albertina, Wien)

Ich warte jetzt auf jeden Fall einmal die heißen Tage ab, bevor ich wieder auf Reisen gehe. Aber vielleicht schaue ich mir die Ausstellung noch einmal in. In der Albertina ist es auch an heißen Sommertagen wunderbar kühl und erfrischend …

Die Albertina ist täglich von 10:00 bis 18:00 Uhr geöffnet, am Mittwoch und Freitag von 10:00 bis 21:00 Uhr.


Fernweh - Künstler:innen auf Reisen
1.6.-24.8.2025
Albertina
1010 Wien
Albertinaplatz1
+43 1 534 83-0
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

AutorIn des Artikels: