Es ist schon Jahrzehnte her, dass ich in Rom staunend und mit starrem Hals durch die Sixtinische Kapelle stolperte. Jetzt kann man Michelangelos Meisterwerk in Wien ganz nah sehen …
Es war toll, soweit ich mich noch an meinen Besuch in Rom beim Original erinnern kann. Weniger toll war, dass wir lange in der Schlange stehen mussten und dann ziemlich schnell mit vielen anderen „durchgeschleust“ wurden.
Daher wollte ich unbedingt die Gelegenheit wahrnehmen, mir die Ausstellung in der Wiener Votivkirche anzusehen. Diese wird – wieder einmal – außen, diesmal aber auch im Inneren renoviert und daher war es anscheinend möglich, für die Bilder der Sixtinischen Kapelle einen Teil der Kirche zu nutzen.
Dennoch – wer die Votivkirche noch nicht kennt, sollte den Besuch der Ausstellung auch nutzen, diese kennen zu lernen. Ein Teil ist offen und allein schon die Glasfenster lohnen, aber auch der Chor ist unbedingt sehenswert.
Die Kirche wurde am 24.4.1879, am Tag der Silberhochzeit von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth geweiht. Gebaut wurde sie – auf Veranlassung Erzherzog Ferdinand Maximilian, dem Bruder Kaiser Franz Josephs und späteren Kaiser von Mexiko – der Spenden für den Bau der Kirche sammelte, um Gott dafür zu danken, dass das Attentat auf seinen Bruder misslungen war. Architekt Heinrich von Ferstel wurde mit dem Bau beauftragt.
Der Eingang zur Ausstellung befindet sich auf der rechten Vorderseite. Man tritt ein und ist (fast) schon mitten in den Bildern. Man darf sich allerdings keine Nachbildung der Sixtinischen Kapelle erwarten.
Es ist ein Gang, der durch die Ausstellung führt und der rechts und links die verschiedenen Szenen des Werkes Michelangelos zeigt. Dabei finden sich kurze Beschreibungen und es ist auch eine Tafel vorhanden, die die Platzierung der jeweiligen Szene im Gesamtwerk zeigt.
Michelangelos 34 Fresken der Sixtinischen Kapelle wurden fotografisch mit einer speziellen Drucktechnik reproduziert, um möglichst nahe am Aussehen und an der Atmosphäre der Originalgemälde zu sein. So kann man bekanntes wie die Erschaffung Adams oder Das Jüngste Gericht in Originalgröße bestaunen. Sagenhaft, dass Michelangelo seine Bilder in so kurzer Zeit fertigen konnte.
Besonders beeindruckend fand ich in die Gesichter blicken zu können. Der Gesichtsausdruck jeder Sybille und jedes Propheten ist anders und verleiht jeder Person einen eigenen Charakter, eine eigene Ausstrahlung. Auch wenn man in Gottes Gesicht blickt, kann man seine jeweiligen Stimmungen erkennen. Michelangelo scheint ein sehr mutiger Mann gewesen zu sein. Immerhin hat er sich getraut, den nackten Hintern Gottes abzubilden.
Natürlich ist auch das berühmteste Motiv in der Ausstellung vertreten: Die Erschaffung Adams. Faszinierend sind aber auch alle anderen Bilder. Ich habe besonders vor dem „Jüngsten Gericht“ einige Zeit staunend zugebracht.
Es ist keine Riesenausstellung, aber eine einzigartige Gelegenheit die Malerei in Originalgröße, ganz nah und einfach so lange man mag, betrachten zu können. Bereits aus diesen Gründen ist es wert, die Show zu besuchen. Ein kleines Video erzählt auch noch mehr aus dem Leben und dem Werk von Michelangelo.
Audioguides sind in Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch verfügbar. Eine App kann über QR-Code heruntergeladen werden. Ich empfehle euch auf jeden Fall euer Smartphone und Kopfhörer mitzunehmen.
Die Tickets kosten regulär 17,20 Euro für Erwachsene (für Senioren, Kinder, Studenten und Gruppen gibt es Ermäßigungen) und können online oder vor Ort gebucht werden. Achtung! Vor Ort nur Kartenzahlung möglich.
Die Ausstellung ist Mittwoch, Donnerstag und Freitag von 10:00 bis 20:30 Uhr, Samstag von 10:00 bis 17:00 Uhr und Sonntag von 13:00 bis 17:00 Uhr geöffnet.
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