Das museum gugging entwickelt sich für mich mehr und mehr zu einem großen Kulturtipp. Über die Ausstellung „naiv.? naive kunst aus der sammlung infeld“ habe ich schon hier berichtet. Am 6. Mai wurde nun das zweite Highlight eröffnet: „gugging.! classic & temporary"
All jene, die die Künstler aus Gugging vielleicht noch nie gesehen haben, sollten jetzt ins Museum pilgern, aber auch für jene, die Walla, Tschirtner und Co. vielleicht schon kennen, gibt es jede Menge neue Werke zu sehen.
„gugging.! classic & contemporary“
Das museum gugging ist nicht nur ein Fenster der Art brut zur Welt, wie es auch immer in seinen Sonderausstellungen demonstriert, sondern es präsentiert auch alle drei Jahre in einer wechselnden Schau einen Überblick über das Schaffen aus Maria Gugging.
Und heuer ist es wieder einmal so weit. Die Ausstellung gugging.! classic & contemporary zeigt nicht nur die berühmten Künstler aus Gugging, deren Werke bereits von Paris bis New York bekannt sind und auch zu Höchstpreisen gehandelt werden, sondern stellt auch Arbeiten der „neuen“ Künstlergeneration vor. Eine Ausstellung, die man einfach gesehen haben sollte.
Über 170 Werke von mehr als 19 KünstlerInnen werden gezeigt, darunter bekannte Namen wie Johann Hauser, Oswald Tschirtner oder August Walla, aber auch aktuelles von Günther Schützenhofer, Arnold Schmidt oder Leopold Strobl.
Hier allen ausgestellten Künstlern gerecht zu werden, ist unmöglich. Dazu muss man einfach die Ausstellung besuchen. Aber ich möchte euch hier wieder mein ganz persönliches Best-Of zeigen und euch so wieder einen Gusto auf den Ausstellungsbesuch machen.
August Walla
Er zählt zu den Klassikern und ist weit über die Grenzen Österreichs bekannt. Wenn es möglich ist, bucht eine Führung und lasst euch in die Symbolwelt des August Walla einführen. Am besten vor dem Werk Seutts oder Teich.
Aber auch seine Russensoldatenkisten wie auch die Fotos seiner frühen Installationen sind sehenswert. Bekommt man dazu die Erklärungen seiner Welt geliefert, werden die Werke nochmal so spannend.
Rudolf Horacek
Horacek ist einer meiner Lieblinge. Bei seinem Bild Rudolf Horacek in Mannswörth, das er bereits 1984 gemalt hat, glaubt man fast er hat die Pandemie vorausgesehen.
Aber auch der mit Bleistift und Farbstift gezeichnete Kopf beeindruckt.
Oswald Tschirtner
Seine Menschenbilder – die Kopffüssler – gefallen mit immer wieder sehr, aber auch die Sonne oder das Blatt sind wunderschön.
Doch nun zu meinen ganz persönlichen Neuentdeckungen:
Anton Dobay
Gleich am Beginn der Ausstellung überraschen die Bilder von Anton Dobay, der mit Wachskreiden Zeitungsausschnitte übermalte. Besonders das Bild von Niki Lauda hat mich fasziniert aber auch seine „bunten“ Bilder sind sehr schön.
Johann Garber
Zu Beginn lädt die Ausstellung in den „Garber Salon“: bunt übermalte Geweihe und Krickel fallen sofort ins Auge, aber auch detailreiche Tusche Zeichnungen des Künstlers. Nehmt auch Zeit für den Salon, es gibt hier viel zu Schauen und zu Staunen.
Leopold Strobl
In einer Ecke des Garber Salons kann man mit einem Video Leopold Strobl kennen lernen, dem später ein ganzer Raum gewidmet ist und der zu meinen ganz großen Entdeckungen dieser Ausstellung zählt. Leopold Strobl wurde 1960 in Mistelbach geboren und ist seit über 15 Jahre regelmäßiger Gast im atelier gugging.
Fantasievoll übermalt er Bilder aus Tageszeitungen, die er ausschneidet und mit seinen Übermalungen völlig neue Werke schafft. Die Monoliten, die in manchen seiner Bilder auftauchen erinnerten mich irgendwie an die Welten von 2001: Odyssee im Weltraum.
Wie im Film steht man vor den Bildern und wird irgendwie in sie und in ihre Welt hineingezogen. Kein Wunder, dass seine Werke mittlerweile nicht nur im MoMa in New York begehrt sind und international Spitzenpreise erzielen.
In der Ausstellung sind 45 neue und noch nie gezeigte Miniaturen zu sehen.
Franz Kamlander
Sein Markenzeichen sind die bunten Kühe, die er mit wenigen Strichen grandios zu Papier bringt. In der Ausstellung sind eine gelbe, eine rote und eine klassisch schwarz-weiß gefleckte zu sehen.
Kamlander wuchs auf einem Bauernhof auf und entwickelte eine eigene, faszinierende Sprache.
Karoline Rosskopf
Interessant fand ich auch die Menschen von Karoline Rosskopf. Ihre Kopffüssler sind ausdrucksstark und erinnern mich fast an kleine Trolle.
Arnold Schmidt
Beeindruckend ist hier vor allem die riesige rote Couch, die den Raum dominiert. Auch sie kann man nur staunend von allen Seiten betrachten.
Darüber sollte man aber nicht auf die Serien der Menschen- und Frauenbilder vergessen, die so einzigartig ausgeführt sind, dass man in den Gestalten jeweils nicht nur unterschiedliche Personen, sondern auch unterschiedliche Charaktere erkennen – vielleicht besser: erfühlen – kann.
Dies alles ist nur ein kleiner Ausschnitt eines Rundgangs durch die neue Ausstellung, in der die Klassiker der ersten Stunde dem aktuellen Schaffen aus Maria Gugging mit über 170 Werken von 24 KünstlerInnen gegenübergestellt wird.
Tipp: Hingehen und ansehen!
Das museum gugging ist jeweils von Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen von 10:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Montag – außer Feiertag – ist geschlossen.
Eintrittstickets können hier online erworben werden: https://www.museumgugging.at/de/besuch/shop/online-shop
Die Ausstellung „gugging.! classic & contemporary“ ist vom 6.5.2021 bis 1.4.2024 zu sehen.
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