Virginia Pésémapéo Bordeleau: Der Liebhaber vom See
Es ist mehr als eine rührende Liebesgeschichte. Es ist auch ein bisschen die Geschichte einer verlorenen Kultur …
Nachdem ich die Bücher von Michel Jean sehr liebe (Anuk, Kukum, Qimmik, Tiohtiá:ke, Maikan), habe ich mich auch auf die Geschichte von Virginia Pésémapéo Bordeleau gefreut. Auch sie erzählt von den Lebensweisen der First Nations in Kanada und auch dieses Buch ist sehr beeindruckend, wunderbar erzählt und der Leser kann erahnen, was uns heute alles verloren gegangen ist.
Es ist die Liebesgeschichte einer jungen Algonkin und dem Trapper Gabriel, einem Métis. Wapokoni, so der Name der Algonkin ist schwanger, verheiatet und lebt mit ihrer Großmutter, die mit sechszehn Jahren von einem katholischen Priester vergewaltigt wurde, während ihr Mann mit den anderen Männern des Dorfes auf der Jagd ist. Gabriel hat eine autochthone Mutter und einen weißen Vater, und trifft auf seiner Flucht vor der Polizei auf die junge, rothaarige Apokoni.
Trotz ihrer Schwangerschaft beginnt zwischen den beiden eine leidenschaftliche Beziehung. Doch bevor die Männer des Dorfes der Algonkin von der Jagd zurückkehren, verlässt er Apokoni und kehrt in die Stadt zurück. Dort hat er sich Hoffnungen auf die Hand der Tochter des Arztes gemacht, doch diese werden enttäuscht. Ein Métis und Trapper ist nicht erwünscht in einer Arztfamilie und so muss er erfahren, dass Rose-Ange den neuen Arzt des Dorfes heiraten wird.
Enttäuscht meldet er sich bei der Armee, wird einberufen und kämpft drei Jahre in Europa gegen die Deutschen im Zweiten Weltkrieg. Nach seiner glücklichen Rückkehr aus dem Krieg erfährt er, dass Wapokoni Witwe geworden ist und macht sich mit seinem Schlitten auf zu seiner großen Liebe und ihrer kleinen Tochter.
Der Roman ist wunderbar geschrieben und gibt Einblick nicht nur in die leidenschaftliche Liebe zweier Menschen, sondern auch in die Welt der First Nations, in ihre Einstellungen, ihren Glauben, ihr Leben und in ihre Geschichte. Einer Geschichte, die grausam ist und doch zugleich voller Liebe für die Menschen, voller Verständnis, die den Besitz eines Menschen nicht kennt.
Ein berührender Roman.