Robert Harris: Der zweite Schlaf
Ich habe für meine Reha viel zu wenige Bücher mitgenommen. Gut, dass mir dann ein Robert Harris bei einem Stadtbummel in die Hände gefallen ist.
Die Romane von Robert Harris gefallen mir besonders durch ihre Zweideutigkeit: Auf der einen Seite sind die Geschichten Fiktion, auf der anderen aber könnte es genauso passiert sein – oder passieren.
Der zweite Schlaf ist eigentlich ein Zukunftsroman. Ich gebe zu, ich habe ein bisschen gebraucht, bis ich das mitbekommen habe, aber nachdem die ersten Artefakte mit einer Abbildung eines angebissenen Apfels aufgetaucht sind, war es klar.
Der Roman spielt in England, das eigentlich ins Mittelalter zurückgeworfen wurde. Ein König und vor allem die Kirche regieren das Land. Bücher, die an die Zeit vor dem großen „Unglück“ erinnern, sind ebenso verboten, wie Ausgrabungen oder Objekte aus früherer Zeit zu sammeln. All dies gilt als Häresie.
Ein junger Priester, Fairfax, wird in ein verlassenes Dorf geschickt, um das Begräbnis für den dortigen Pfarrer vorzubereiten und zu leiten. Dieser galt als Sonderling und bald macht findet Fairfax in seinem Haus seltsame Entdeckungen: Bücher, die verboten sind, Objekte, die man eigentlich nicht besitzen darf. Immer tiefer wird er in das Leben des Pfarrers hineingezogen und erfährt damit auch Erkenntnisse, die ihn schockieren und auch gefährlich werden können.
Ist der Pfarrer vielleicht gar nicht eines natürlichen Todes gestorben? War sein Tod kein Unfall, sondern Mord? Und was hat es mit dem verwitterten Gebäude aus vergangenen Zeiten auf sich, in dessen Nähe der Pfarrer zu Tode kam.
Ein bisschen Grusel ist beim Lesen dabei, wenn Robert Harris das Unglück schildert, das zu diesem „Rückfall ins Mittelalter“ geführt hat. Parallelen zur Gegenwart sind erkennbar. Ich glaube, ich gehe jetzt dann noch einkaufen und lege mir einen Lebensmittelvorrat an …
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