Der Roman von Rayna Breuer spielt in Sofia Ende des 20. Jahrhunderts. Der Kommunismus ist „besiegt“, die ehemaligen Machthaber müssen sich vor Gericht verantworten, westliche „Werte“ greifen um sich.
Doch einige Bewohner – nicht nur in der Platte 317 – haben mit den neuen Ideen ihre lieben Probleme. Der Ehemann einer Bewohnerin zieht sich aus Protest über die Niederlage des Kommunismus in den Keller zurück und will dort solange (mit eingelegten und eingekochten Leckereien versorgt) aushalten bis der Kommunismus wieder siegt.
Strom – und damit auch Fernsehen – ist nicht immer verfügbar. Doch Hauptsache man weiß, welches Viertel der Stadt wann mit Strom versorgt wird.
Schulbücher sollte/müsste/könnte man umschreiben, vor allem was die Geschichte des Landes betrifft.
Und dann sind da noch die hohen Herrschaften aus der EU, die gekommen sind, um den rechtschaffenen Leuten am Land den selbstgebrannten Rakija zu verbieten …
Rayna Breuer erzählt mit einem lachenden und einem weinenden Auge von alten Gewohnheiten im Kommunismus, von den Anpassungsschwierigkeiten an die neue Zeit, aber auch von der Kreativität und der Schlitzohrigkeit der bulgarischen Bevölkerung.
Ein wunderbares Buch, das uns „Westler“ die Schwierigkeiten der „Ostler“ verstehen hilft und – bei mir zumindest – tiefe Bewunderung für die Menschen auslöst, die mehr oder weniger über Nacht vom Kommunismus in den Kapitalismus gestolpert sind und diesen Weg mit einem großen Augenzwinkern betrachten können.
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