Zum Hauptinhalt springen

Norbert Mappes-Niediek: Krieg in Europa

Ein sehr interessantes Buch, das die Hintergründe des Jugoslawienkrieges beleuchtet.

Krieg in Europa. Der Zerfall Jugoslawiens und der überforderte Kontinent
Norbert Mappes-Niediek
Krieg in Europa. Der Zerfall Jugoslawien und der überforderte Kontinent.
978-3-7371-0126-4
rowohlt Berlin
https://www.rowohlt.de/

Es war ein Schock für Europa als 1991 die ersten Panzer durch Slowenien rollten. Jugoslawien zerfiel nicht nur in seine einzelnen „Teilrepubliken“, sondern man bekriegte sich auch untereinander. Österreichisches Bundesheer stand an der Grenze und ich war fassungslos: über die Berichte in den Medien, aber auch über die Berichte meiner Kollegen aus Belgrad, die sicher nicht zu den Milosevic-Anhängern gehörten und deren Erzählungen nicht so ganz mit den Medienberichten übereinstimmten.

Noch mehr Fassungslosigkeit breitete sich aus, als wir kurz nach Kriegsende wieder beruflich in Belgrad zu tun hatten und wie ich in den nächsten Sommern im Urlaub Plitvice (Achtung Minen! Verlassen Sie keinesfalls die gekennzeichneten Wege), Dubrovnik, Knin oder Mostar besuchte. An den Hausmauern konnte man noch Jahrzehnte später die Einschusslöcher sehen.

In den Medien war die Aufteilung klar: Die Serben waren die Bösen, alle anderen inklusive der Nato die Guten. Punkt. Aus. Basta.

Doch kaum ein Konflikt ist so schwarz-weiß. Seit dieser Zeit misstraue ich der Berichterstattung in den Medien. Doch wer ist vor Ort? Wen kann man wirklich vertrauen? Und jeder „Berichterstatter“ hat natürlich seine persönliche Sichtweise.

Ich war daher sehr interessiert, auf der letzten Buch Wien auf Norbert Mappes-Niediek und seinen Vortrag über diese Auseinandersetzung zu treffen. Er schien Hintergründe zu kennen, die geschichtliche Entwicklung aufzuzeigen und auch herauszuarbeiten, wann wo wer die Chancen für eine Beilegung der Konflikte nicht wahrgenommen zu haben.

Keine Frage also: sein Buch musste in meine Bibliothek und jetzt endlich bin ich dazugekommen, es auch zu lesen und ich wurde nicht enttäuscht.

Hier wird der Konflikt erklärt und in geschichtlicher Reihenfolge aufgereiht. Es werden die Handlungen kritisch hinterfragt – aber von jeder Seite.

Es ist mir schon klar, dass es ein Unterschied aktuell und live von einem Konflikt zur berichten oder nach Jahren ein Buch darüber zu schreiben. Ich weiß auch, dass begrenzte Zeit im Rundfunk und Fernsehen und begrenzter Platz bei Printmedien nicht immer eine ausführliche Berichterstattung zulassen. Doch gerade bei Konflikten wie diesen ist Aufklärung und die genaue Auseinandersetzung mit den Motiven der einzelnen Streitparteien unglaublich wichtig.

Wer sich also mit den Hintergründen dieser schrecklichen Auseinandersetzung genauer auseinandersetzen möchte, wer wissen möchte, wie es zu dem Nato-Bombardement kam und welche Beweggründe – außer der Friedensmission – noch dazu geführt haben, sollte dieses Buch lesen.


AutorIn des Artikels: