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Michel Jean: Qimmik

Ein weiteres Buch von Michel Jean, das mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat und ich an einem – längeren – Vormittag ausgelesen habe.

Michel Jean: Qimmik
Michel Jean
Qimmik
978-3-99029-652-3
Wieser Verlag
https://www.wieser-verlag.com

Es ist wieder eine Geschichte über die First Nations – die Inuit. Wieder versteht es der Autor uns in die Welt der Inuit mitzunehmen. Uns nicht nur ihre Lebensweise nahezubringen, sondern auch die Landschaft, die Umgebung in der sie leben bzw. gelebt haben.

Wenn ich seine Bücher lese, höre ich die Blätter des Waldes rauschen, das Knirschen des Schnees und das Bellen der Hunde.

Um die Hunde geht es in diesem Roman. Sie sind Begleiter der Menschen, ihre Freunde, Partner, Verbündete. Oft auch Beschützer und Helfer, um in der rauen Wildnis überleben zu können.

Jean erzählt die Geschichte zweier Menschen, die mit ihren Hunden unterwegs sind und schließlich nach Jahren wieder in das Dorf der Eltern der Frau zurückkehren. Vieles hat sich dort verändert. Die Inuit werden gezwungen ihr Leben zu ändern, sollen sesshaft werden.

Um das zu erreichen, nimmt man ihnen ihre Kameraden, ihre Freunde: Die Hunde, die in den 1960er Jahren durch Beamte der Sécurité du Québec unter fadenscheinigen Argumenten vor den Augen ihrer Besitzer und deren Kindern massenweise erschossen wurden. Fast wurde damit der kanadische Polarhund komplett ausgerottet.

In diese Geschichte sind aber noch eine andere kunstvoll eingewebt. Der zweite Handlungsstrang erzählt von einem Angehörigen der First Nations, der anscheinend vier Polizisten, alle ebenfalls bereits in Pension umgebracht haben soll. Die Anwältin einer renommierten Kanzlei, ebenfalls eine Innu, die aber von Weißen adoptiert wurde, soll in verteidigen. Warum sollte er die Polizisten ermordet haben? 

Erst am Ende finden die beiden Geschichten zusammen. 

Streckenweise ist es schwierig die Geschichten von Michel Jean zu lesen. Es ist kaum zu glauben, was Menschen diesen Ureinwohnern Kanadas angetan haben. Ohne seine Romane hätte ich nie davon gehört. Und es ist ebenso erschütternd, wie lange die Politik gebraucht hat, um sich wenigstens für diese Taten zu entschuldigen. Wie viel Verzweiflung, aber auch Wut und Hass muss in Menschen stecken, die solche Erlebnisse erleiden mussten?

Es sind wichtige Romane, die Michel Jean vorlegt und ich glaube auch, dass er in Michael von Killisch-Horn einen ausgezeichneten Übersetzer gefunden hat, der die Gegend kennt und die Menschen ebenfalls.

Eine dicke Leseempfehlung! Und wir sollten uns immer bewusst sein, dass auch wir in unserem Umfeld nicht immer offen für andere Lebensweisen und -bräuche sind, die wir ebenso akzeptieren sollten.


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