Markétá Pilátova: Mit Baťa im Dschungel
Die Unternehmungen der Baťa Familie waren – ausgehend vom Firmensitz in Zlín – die größten Schuhhersteller der Welt.
Gegründet von Tomás Baťa eroberte man, beginnend vor dem Ersten Weltkrieg die Märkte. Im Ersten Weltkrieg war Baťa dann der führende Stiefellieferant für die k.k. Armee. Noch heute kann man in Zlín nicht nur das Baťa Hochhaus mit dem Büro des Firmeninhabers in einem Lift besichtigen, sondern auch ein interessantes Schuhmuseum. (siehe dazu unseren Bericht über Zlín auf askEnrico)
Markéta Pilátová berichtet nun in ihrem Buch über das Leben des Stiefbruders des Firmengründers. Jan Antonín Baťa musste vor den Nazis flüchten, die Werke wurden von ihnen übernommen und später von den Kommunisten verstaatlicht. Baťa wurde als Nazikollaborateur angeklagt, sein Kauf der Aktienanteile nach dem Tod seines Stiefbruders, der bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, von seinem Neffen und seiner Familie bekämpft.
Jan Antonín Baťa wanderte mit seiner Familie nach Brasilien aus und versuchte dort sein Imperium wieder aufzubauen, kämpfte um die Wiederherstellung seiner Reputation und die Rückgabe des Unternehmens. Dies scheint nicht geglückt zu sein. Googelt man heute Bata dann trifft man nur auf den kanadischen Zweig der Familie: Jan Antonín Baťa wird gerade einmal in einem Nebensatz erwähnt.
Markéta Pilátová lässt in ihrem Buch nun Jan Antonín und seine Familie „persönlich“ zu Wort kommen. Einzelne Abschnitte des Lebens werden von ihm, seinen Töchtern, den Schwiegersöhnen oder den Enkeln erzählt, sodass vor dem Auge des Lesers jedoch sein ganzes Leben entsteht – mit Schwerpunkt auf seine brasilianische Zeit. Pilátová schildert die Entwicklung aus der Sicht von Jan Antonín und seiner Töchter, die viel später dann nach Zlín kurz zurück kehren und wie es scheint nach vielen Bemühungen und Anstrengungen die Rehabilitation ihres Vaters vor Gericht erreichen können. In den Köpfen vieler Batamaner – wie die Familie ihre Angestellten und Arbeiter nannte – blieb er aber dennoch für viele der Verräter.
Pilátová schildert nicht nur das Leben von Jan Antonín Baťa vertraut, der Leser erfährt auch viel über die Flucht, den Neuaufbau, der zuerst in den USA versucht wird, dann in Brasilien fortgesetzt wird und auch viel über die Baťa Philosophie. Die Baťa Familie unterstützte ihre Arbeiter mit zahlreichen Einrichtungen: Schulen für die Kinder, Krankenhäuser, es wurden Häuser für die Familien ebenso wie Kinos gebaut und einiges mehr. Ein revolutionärer Ansatz zur damaligen Zeit für Firmenchefs.
Ein interessantes Buch, das auch die Baťa Geschichte, die man in Zlín zu hören bekommt, um einige Informationen mehr ergänzt. Lesenswert.
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