Margret Greiner: Margaret Stonborough-Wittgenstein
Wer Biografien liebt und gerne mehr über die Zeit der Wiener Moderne erfahren möchte, wird dieses Buch lieben…
Greiner beschreibt darin das Leben der „Gretl“ Wittgenstein, der Schwester des berühmten Philosophen Ludwig Wittgenstein. Schon alleine diese Aufgabenstellung würde ausreichen, um ein interessantes Buch über eine der interessantesten Persönlichkeiten der damaligen Zeit zu schreiben. Margret Greiner schafft es aber in dieser Biographie nicht nur ein faszinierendes Bild ihrer Hauptprotagonistin zu zeichnen, sondern auch einen Ausblick in die damalige Zeit und der ganzen Familie Wittgenstein zu geben.
So erfährt der Leser auch Privates über Ludwig Wittgenstein, über den – ebenfalls bekannten – einarmigen Pianisten Paul Wittgenstein, über die Schicksale in der Familie, der Brüder und der Schwestern.
Zugleich steckt man mitten im Geschehen der damaligen Zeit: Magaret wird 1882 geboren und stirbt 1958. Sie stammt aus einer der reichsten Familien in Wien, kann sich ein Haus in Gmunden leisten und baut – unter „Mithilfe“ ihres Bruders – noch eine Villa in Wien, und verliert beim Börsencrash nahezu ihr ganzes Vermögen, wird durch ihre Heirat Amerikanerin. Gretl, wie sie von ihren Geschwistern genannt wird, ist immer in Bewegung und setzt sich und auch ihren Besitz immer für wichtige Dinge ein: so hilft sie nach dem Krieg mit einer großen Lieferung von Kondensmilch Wiener Kindern zu überleben, während der Nazizeit – auch ihre Familie ist betroffen – vielen Juden außer Landes zu kommen. Man muss seinen Reichtum für etwas einsetzen – alles andere wäre in ihren Augen unmoralisch.
Durch ihren „unruhigen“ Ehemann, der es an keinem Ort der Welt lange aushält, lebt sie nicht nur in Frankreich und der Schweiz, sondern es verschlägt sie bis nach New York, wo sie auch einige Zeit lebt.
Ein lesenswertes Buch über eine bemerkenswerte Frau in einer stürmischen Zeit.
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