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Leo Gilbert: Seine Exzellenz der Android

Ein wunderbarer Science-Roman aus dem Jahre 1907, der so manche Parallelen zur Gegenwart auftut.

Einer der ersten Science Fiction Romane
Leo Gilbert
Seine Exzellenz
978-3-949671-06-7
Edition W
https://edition-w.de

Dieser phantastisch-satirische Roman – wie er von seinem Auto bezeichnet wurde – erschien bereits 1907 und gilt damit einer der ersten Romane der Science Fiction Literatur. Unter den Nazis wurde er dann leider aus allen Bibliotheken entfernt, sodass nur wenige Exemplare erhalten blieben. Toll, das er nun wieder neu aufgelegt wurde.

Ein genialer Wissenschaftler erschafft einen vollkommenen Androiden. Körperbau, Gesichtszüge, Reaktion – alles macht ihn allzu menschlich, er wirkt wie ein Mensch – und handelt auch so, obwohl er nur eine begrenzte Anzahl an Schablonen eingebaut hat, um sich auszudrücken.

Dieser Android verselbständigt sich jedenfalls im Laufe der Zeit von seinem Schöpfer und während dieser verarmt, legt die Maschine einen atemberaubenden Aufstieg in Wirtschaft und Politik hin.

So gibt der Android unter anderem bei einer Diskussion mit Wirtschaftstreibenden folgendes von sich: 


„…, die Presse ließe sich in viel großartigerem Maßstabe organisieren und verwerten wie bisher. Wir gründen eine Gesellschaft von 6, 10 oder 20 Milliönchen und kaufen etwa 20 erste Blätter auf. Wir haben damit die Residenz, ja das ganze Reich in der Tasche. Es gibt dann keine anderen Ansichten mehr, als die unseren. Wir sind die öffentliche Meinung, das öffentliche Gewissen. ….“


Kommt euch das bekannt vor? Der Vorschlag stößt jedenfalls auf breite Zustimmung und schließlich arbeitet sich der Android bis zum Minister hoch.

Bald schon ist er Mitglied in der Regierung unentbehrlich und auch der König hört auf seinen Rat. Seine Stellung ist nahezu uneinnehmbar. Zu guter Letzt versucht er einen Krieg anzuzetteln um seinen Reichtum und den seiner „Verbündeten“ zu mehren. Nun ist es an seinem Schöpfer, alles zu unternehmen, um dies zu verhindern. Doch wie so nahe an den Androiden herankommen, um ihn abschalten zu können?

Es sind nicht nur die Parallelen in diesem Roman, die ihn so lesenswert machen, wenn es auch ein wenig dauert, bis die Entwicklung in Schwung kommt – muss doch auch noch eine kleine Liebesgeschichte, die den Standesdünkel früherer (oder auch heutiger Zeiten?) offenlegt, erzählt werden. 

Mir hat es auch gefallen, dass – obwohl der Roman an heutiges Deutsch angepasst wurde – doch immer Redewendungen und teilweise Wörter einer vergangenen Zeit auftauchen, die die Lesbarkeit und das Verständnis aber nicht beeinträchtigen, sondern im Gegenteil der Geschichte noch eine zusätzliche Tiefe geben.

Ein Roman aus der Vergangenheit, in der Probleme der Gegenwart schonungslos aufgezeigt werden. 


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