Julian Hessenthaler: Nach Ibiza
Hier findet ihr nicht nur die Rezension zum Buch, sondern auch einige Statements des Autors bei der Buchvorstellung.
Ibiza – das Video brachte eine Regierung zum Fall indem es aufzeigte, wie schnell man die Republik verkaufen konnte und auf Medien Einfluss ausüben wollte.
Ich habe mich immer gefragt, wie es möglich wurde, anstatt der Empörung über das Ansinnen die Medien zu kapern, Staatsaufträge umzulenken und einiges mehr, plötzlich der „Regisseur“ dieses Videos auf der „Fahndungsliste“ stand und als großer Drogendealer gehandelt wurde.
Daher nützte ich die Gelegenheit, nicht nur das Buch zu lesen, sondern auch bei der Buchpräsentation dabei zu sein. Bei dieser Vorstellung gab es ein kurzes Gespräch zwischen Julian Hessenthaler mit Barbara Tóth.
Doch zuerst zum Buch.
Es ist verständlich und leicht zu lesen geschrieben und erzählt das Zustandekommen des Ibiza-Videos, sowie die Hintergründe wieso es dazu überhaupt kam. Vielleicht scheint Hessenthaler ein wenig naiv bei der Vorbereitung und auch bei der Einschätzung, welche Kreise das Video ziehen könnte und wie die Reaktionen darauf sein würden, teilweise liest sich die Geschichte wie ein Agentenkrimi, bei dem allerdings einiges anfänglich schief oder fast schiefgelaufen ist. Trotzdem sollte man das Buch lesen. Meiner Meinung nach unbedingt.
Denn es gibt – egal wie man es dreht und wendet – Aufschluss über das Innerste der Republik und diese Einblicke sind nicht gerade dazu angetan unseren „Repräsentanten“ zu vertrauen. Vielleicht sind wir doch so – durch und durch. Sind es alle? Oder doch nur ein Teil? Fact ist allerdings für mich, die Vorgänge häufen sich. Oder wurden sie früher nur besser unter den Teppich gekehrt.
Wer also ein mehr an Hintergrund-Informationen wissen möchte, die Sichtweise der „Macher“ des Ibiza-Videos kennenlernen möchte, warum es überhaupt entstanden ist, sollten sich dieses Buch zu Gemüte führen. Und natürlich auch all jene, die noch immer nicht glauben, "was alles möglich ist" ...
Hessenthaler geht es nicht nur um das Video, sondern um aufzuzeigen, wie anscheinend manche Politiker ticken. Von Verstrickungen nach Russland, von der Spionage-Affäre bis zum Wirecard Skandal. Viele Details sind bereits „aufgetaucht“ und bereits bekannt – doch die Konsequenzen fehlen in vielen dieser Skandale noch immer. In Ibiza ist ja schließlich auch nichts passiert! Alles "nur" Absichterklärungen, nicht strafrechtlich verfolgbar. Oder?
Einer Aussage von Hessenthaler möchte ich mich ganz besonders anschließen, mit dem er auf die Frage eines Journalisten der FAZantwortete, ob er es bereue und dass es doch nicht legitim sei, andere auszuspionieren: „Mystery shopper werden seit langem im Marketing engagiert, um zu beobachten, ob sich Angestellte z.B. im Handel gegenüber den Kunden richtig verhalten. Ich sehe meine Aktion eigentlich ähnlich: Schließlich ging es um unser aller Angestellten, die wir bezahlen. Ich finde daher mein Vorgehen nach wie vor ok und würde es wieder tun.“
Und ja, das sehe ich eigentlich auch so. Doch hier noch einige Passagen im Original:
Zu guter Letzt auch noch ein Fernsehtipp, falls ihr die Sendung noch in einer Mediathek finden könnt: Die Zelle – Putins Wiener Spione – auch sehr interessant …