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Joseph Melzer: Ich habe neun Leben gelebt

JEs ist fast unglaublich, was Menschen in ihrem Leben erleben und erdulden mussten und trotzdem nie aufgaben und beim Erzählen dennoch irgendwie glücklich und zufrieden wirken.

Joseph Melzer: ich habe neun Leben gelebt
Joseph Melzer
Ich habe neun Leben gelebt
978-3-86489-306-3
Westend Verlag
https://www.westendverlag.de

Joseph Melzer: Ich habe neun Leben gelebtLebensgeschichten gehören zu meinen Lieblingsbüchern und so habe ich auch mit großem Interesse jene von Joseph Melzer gelesen. Für jemanden wie mich, der sein ganzes Leben in Wien verbracht hat, ist es nahezu unglaublich, nicht nur Konzentrationslager der Nazis und die Welt von Stalin zu überleben, sondern es zu schaffen, immer wieder neu anzufangen, in unterschiedlichen Ländern und zum Teil auch in unterschiedlichen Berufen.

Joseph Melzer hat das Buch am Ende seines Lebens geschrieben und sich damit an alle wichtigen Stationen seines Lebens erinnert. Buchhändler und eigentlich Antiquar aus Leidenschaft widmet er sich – solange er es kann – jüdischer Literatur. Später gründet er den Melzer Verlag, der jedoch oft am Rande der Pleite entlang schrammt.

Melzer stammt ursprünglich aus Kuty, damals Ostgalizien, heute in der Ukraine. Doch sein Leben führt ihn nach Berlin, Jerusalem, Paris, Sibirien, ja sogar nach Samarkand, nach Admont, Haifa und schließlich nach Köln und Darmstadt. Obwohl aus Deutschland als Jude vertrieben, fühlt er sich im neu gegründeten Staat Israel nie richtig heimisch und kehrt wieder nach Deutschland zurück.

Interessant sind auch seine kritischen Bemerkungen gegen den Zionismus und das Vorgehen der Israelis gegen die arabische Bevölkerung. Eine Entwicklung, die er von Anfang an bis zu seinem Tod verurteilt – und die ihm die Feindschaft vieler Israelis und Unverständnis der eigenen Familie entgegen bringt.

Eine Geschichte, die die Schrecknisse des Nationalsozialismus, aber auch des Kommunismus aufzeigt. Die Erlebnisse eines Mannes schildert, der immer wieder um sein Überleben kämpfen musste, sowohl ums nackte als auch ums wirtschaftliche Überleben und der trotz alledem es geschafft hat ohne Zorn und Rachegelüste zurückschauen zu können.

Ein Buch, das wichtig ist in Zeiten wie diesen, wo alte Vorurteile wieder modern werden, das Demokratieverständnis leidet und von anscheinend „Unwissenden“ Corona-Maßnahmen mit Nazidiktatur verglichen werden. Ein Buch, das möglichst viele lesen sollten, um die Unterschiede kennen zu lernen …


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