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Jana Revedin: Flucht nach Patagonien

Es ist nun bereits das zweite Buch von Jana Revedin, das ich gelesen habe und auch bei diesem hat sich zum Lesevergnügen das eine oder andere Aha-Erlebnis eingestellt.

Jana Revedin: Flucht nach Patagonien
Jana Revedin
Flucht nach Patagonien
978-3-351-03809-0
aufbau verlag
https://www.aufbau-verlag.de

Ähnlich wie in ihrem Roman Margherita gibt Revedin auch hier jenen Menschen, den gebührenden Raum, ohne deren Wirken die uns so bekannten „Genies“ nie so bekannt geworden wären.

Im Mittelpunkt ihrer neuen Erzählung steht nicht nur der bekannte Innenarchitekt Jean-Michel Frank, sondern auch seine Gönnerin und Mäzenin Eugenia Errázuriz. Errázuriz förderte in Paris die Moderne und damit auch bekannte Größen wie Coco Chanel, Pablo Picasso oder Igor Strawinski.

Jean-Michel Frank ist der dritte Sohn einer Bankiersfamilie, den das Leben allerdings nicht immer freundlich mitgespielt hat. Frank ist von Kindheit an behindert, sein Vater begeht Selbstmord als seine beiden Brüder im Krieg ums Leben kommen und die stärker um sich greifenden Ideen der Nationalsozialisten werden für den aufstrebenden Innenarchitekten wegen seiner jüdischen Herkunft und seiner Homosexualität immer mehr zur Gefahr.

Doch Eugenia hat einen Plan, den sie verwirklichen will: Jean-Michel soll mit ihr nach Argentinien, um dort mit ihr in Patagonien am See ihrer Kindheit die Inneneinrichtung eines Hotels zu gestalten und so mithelfen, Natur liebende Touristen ins Land zu bringen.

Obwohl beide bald erkennen müssen, dass auch hier bereits der Nationalsozialismus Fuß gefasst und seine Anhänger gefunden hat, verbringen beide eine zum Teil wunderschöne Zeit und Jean-Michel lernt die Liebe seines Lebens kennen.

Frank nutzt seine Zeit in Argentinien nicht nur für seine künstlerischen Tätigkeiten, sondern versucht auch möglichst vielen Menschen die Flucht aus Hitlerdeutschland zu ermöglichen und eine neue Existenz aufzubauen. Mit seinen Künstlerfreunden Poulenc und Mann gelingt es ihm immer wieder die „Bestellungen“ ordnungsgemäß abzuwickeln. Seinen Cousin Otto Friedrich Frank kann er allerdings nicht überreden zu fliehen. Dieser bleibt in Deutschland und geht mit seiner Familie, darunter seine Tochter Anne, die Lieblingsnichte von Jean-Michel in den Untergrund. Auch sie wird später eine traurige Berühmtheit: von ihr stammen die Tagebücher der Anne Frank.

Jean-Michel gelingt es schließlich – nach einigen Mühen – ein Visum für die USA zu erhalten. Doch seine große Liebe ist nicht am Kai um ihn abzuholen. Nochmals schlägt das Schicksal auf tragische Weise zu. Aber das wird hier nicht verraten …


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