Heidi Emfried: Wiener Wieder-Auferstehung
Zwar spielt der Krimi in Wien, aber es ist kein „Heimat“-Krimi. Ganz im Gegenteil – eher sogar ein bisschen Science Fiction …
Ein Toter wird unter einem baufälligen Aussichtsturm gefunden. Auf der Flucht ein afghanischer Flüchtling, dessen Asylantrag abgelehnt wurde, der wegen Drogenhandel gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde und dessen Fingerabdrücke sich auf der Brieftasche des Toten befinden.
Wer nun glaubt, dass der Fall bereits nach wenigen Seiten gelöst ist, irrt gewaltig.
Als Inspektor Leo Lang mit seiner Truppe versuchen mehr über den Toten herauszufinden, wird es fast gespenstisch:
Seine erste Ehefrau glaubt, dass Adrian Stuiber verstorben ist, doch die Ermittler finden auch seine derzeitige Lebenspartnerin. Wer wusste aller von seinem Doppelleben? Seine Geschäftsfreunde?
Immerhin war er einer der wichtigsten Programmierer in einer Firma, die mit ihren Algorithmen einen Weg gefunden hat, Tote – zumindest digital – wieder zum Leben zu erwecken. Bald findet Inspektor Lang jedoch heraus, dass Stuiber auch für seine eigene Tasche gearbeitet hat. Auch die Kundenwünsche sind unterschiedlicher als anfangs geglaubt: vom geliebten Hund über einen (doch nicht) verstorbenen Bruder bis zu einer Freundin und einer Sexgespielin ist alles dabei.
Doch nicht nur der komplizierte Fall bringt Lang ins Schwitzen, auch das Zusammenleben mit seiner Freundin Marlene erfährt einen starken Dämpfer. Mit sich selbst und seinem Fall beschäftigt übersieht er völlig, dass auch sie sich gerade in einer schwierigen beruflichen Lage befindet. Werden die beiden je wieder zusammen kommen?
War Adrian Stuiber vielleicht auch noch ein Erpresser? Doch was könnte herausgefunden haben und wie soll man es beweisen?
Ein gut gelungener Krimi, spannend geschrieben, bei den man lange auf die Auflösung warten muss, die aber trotzdem nicht künstlich konstruiert wirkt. Krimi-Empfehlung! Nicht nur für den Strand – auch für Regentage bestens geeignet.
Übrigens: Es ist mittlerweile bereits der 3.Fall indem Inspektor Lang ermittelt. Mehr über seine ersten beiden Fälle Die Akte Kalkutta und Des Träumers Verderben könnt ihr mit Klick auf die Titel bei askEnrico nachlesen. Und es freut mich wie immer, dass auch „der Nowotny“ wieder im Team mit dabei ist.
Das Buch ist nominiert für den Leo Perutz Preis für Kriminalliteratur 2022. Der Preis wird von der Stadt Wien Kultur und dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels heuer bereits zum 13. Mal gemeinsam ausgerichtet. Der Sieger wird am 12. Oktober im Rahmen der Kriminacht im Wiener Kaffeehaus bekanntgegeben.
AutorIn des Artikels: