Goliarda Sapienza: Die Kunst der Freude
Die Geschichte einer ungewöhnlichen Frau und Europas in den Anfängen des 20. Jahrhundert auf 735 Seiten.
Es ist ein ungewöhnliches Buch und eine ungewöhnliche Geschichte. Ein Mädchen wächst mit Mutter und mongolider Schwester in bitterer Armut heran, wird vom eigenen Vater vergewaltigt, in ein Kloster aufgenommen, mordet, liebt Männer wie Frauen, kommt ins Haus einer Fürstin, heiratet den mongoliden Nachkommen der Familie, bekommt selbst Kinder, entwickelt sich zur Antifaschistin und Kommunistin, hat viele Affären, wird ins Gefängnis gesteckt und einiges mehr….
Unglaublich, dass ein Mensch all diese Leiden, aber auch Freuden in einem Leben erleben und auch ertragen kann.
Allerdings sind die 735 Seiten auch für den Leser eine Herausforderung. Mancher Teil ist so spannend geschrieben, dass man kaum aufhören kann zu lesen, manche Abschnitte jedoch scheinen sich zu wiederholen, man muss Acht geben, den Faden in der immer größer werdenden „Familie“ nicht zu verlieren.
Vor allem im Mittelteil des Romans gab es doch etliche Passagen, in denen ich kurz davor war, das Buch wegzulegen. Macht es nicht – das Ende lohnt dafür wieder das Durchhalten, wobei auch dieses eigentlich keinen richtigen Schlusspunkt setzt und man die Geschichte weiterspinnen kann.
AutorIn des Artikels: