Dietmar Grieser: Das gibt‘s nur in Wien
Griesers Bücher sind immer wieder eine Freude für alle, die an Geschichte und „Geschichterln“, Hintergründen und Hintergründigem interessiert sind.
Und so ist es auch dieses Mal: Dietmar Grieser präsentiert in diesen Buch seinen sehr persönlichen Blick auf Wien und macht wie so oft Lust darauf, sein persönliches Wien kennen zu lernen.
Um Wien und Österreich so beschreiben zu können, muss man wahrscheinlich Deutscher sein oder/und eine mährische Abstammung (väterlicherseits tirolerische) vorweisen zu können. Wie sehr Grieser sich aber schon Wienerisch fühlt, merkt man im Kapitel „die Deutschen“. Zu genau zeichnet er das „Adelsprädikat“ des echten Wieners nach, fühlt sich noch immer durch den deutschen Zungenschlag (der nach 55 Jahren halt noch immer zu hören ist) als Nicht-Wiener erkannt. Köstlich auch seine Liebe zum Dackel, die Erinnerung an die seligen Zeiten als es noch keine „Handys“ gab, sondern man sich mit einem Vierteltelefon begnügen musste. Das er aber ein echter Wiener ist zeigt sich schon im Titel: wird doch das korrekte „gibt es“ zu einem richtigen „gibt’s“ zusammengezogen.
Wie immer präsentiert er uns auf unnachahmliche Art seine speziellen Plätze: Hotels, Restaurants und Café. Altes wie neues Wien wird beim Lesen erlebbar. Unterhaltsame Erzählungen der Ereignisse von früher und heute bringen dem Leser die Stadt näher. Und als Wienerin, die ebenfalls mit tschechischen Vorfahren aufwarten kann und bereits auch schon einige Jahre am Buckel hat, kann ich nur sagen: „Ja, genauso war es“ und mich zu jenen Plätzen aufmachen, die Grieser gefunden hat und die auch in der heutigen hektischen Zeit anscheinend noch ein bisschen vom alten Wien in die neue Zeit herüber gerettet haben. Allein der Café-Tipp ist für einen echten Wiener Goldes wert.
Eine unterhaltsame Lektüre für alle Wiener, die sich gerne zurück erinnern an frühere Zeiten und sich auf die Suche danach begeben wollen. Ein toller Führer für alle deutschen Freunde, die Wien besuchen möchten oder vielleicht sogar hier studieren wollen – es sei ihnen allen gesagt: „jedes Wort stimmt – genau so sind wir!“ – und auch ein kleiner Ratgeber, was der Wiener nun mal an einem Deutschen Besucher nicht so sehr schätzt. Auch diese Seite ist in diesem Buch so genau geschildert, dass jeder echte Wiener es sicher als sein Statement unterschreiben wird.
Herrlich wie Grieser beschreibt, wie es zu seiner österreichischen Staatsbürgerschaft kam, wunderbar seine Berichte über die „chinesische Szene“ in Wien und dass es Waldohreulen am Friedhof in Stammersdorf zu bestimmten Zeiten gibt, war mit nicht einmal mir als überzeugte Floridsdorferin bekannt (wie wahrscheinlich kaum einem meiner Mitbürger). Das wird man im kommenden November nun aber beobachten müssen….
Es sollte und könnte auch ein Buch für die heutige Jugend sein – auch wenn dieses Unterfangen wahrscheinlich schwierig ist, die städtische Jugend als Fans zu gewinnen. Aber: Wien ist eure Stadt und das sind ihre Marotten, die alle, die hier länger wohnen verinnerlichen. Und leider oder Gott sei Dank entkommt keiner diesen Umständen. Da helfen kein H&M, kein McDonalds und kein iPhone und keine Globalisierung. Bei allem Nörgeln und Matschkern: ein echter Wiener schimpft über seine Stadt, aber er liebt sie – und irgendwann will er auch mehr über sie erfahren.
Und so könnt ihr es euch aussuchen: Soll Großmutter beim nächsten Treffen wieder langatmig von früher erzählen oder wollt ihr ein vergnügliches Buch lesen und Oma erzählen, wie es denn damals so war und heute noch ist? Ihr habt die Wahl – und vielleicht gibt es das Buch ja bald als Hörbuch für iPhone, Kindle, iPad ….
AutorIn des Artikels: