Christian Seiler: André Heller. Feuerkopf. Die Biographie
Um es gleich an den Beginn zu stellen: Ich bin ein Heller-Fan. André Heller ist ein Mensch, der kaum jemanden kalt lässt: Viele Menschen mögen ihn, manche können ihn nicht ausstehen. Ich gehöre zum ersten Teil.
Vielleicht weil seine Rebellenzeit an mir spurlos vorüber gegangen ist und ich ihn erst zu späterer Zeit wahrgenommen habe…
André Heller zählt für mich zu den ganz großen Künstlern Österreichs – und nicht nur das zählt: er ist einer der wenigen Charaktere, die das Land besitzt und die diese Bezeichnung verdienen. Feuerkopf als Titel seiner Biografie finde ich daher äußerst passend. Obwohl alt genug auch die Startphase in Ö3 mitzubekommen, ging diese Zeit spurlos an mir vorbei, kamen doch aus dem elterlichen und großelterlichen Radio nur „regionale“ Klänge.
Die ersten Aufnahmen mit Erika Pluhar, „A Zigeuner möchte i sein“ und die schaurigen „Heurige und gestrige Lieder“ mit Qualtinger erregten meine Aufmerksamkeit. FlicFlac und "Stimmen hören" überzeugten mich vollends und als auch noch eine Gruppe junger – von mir betreuter – Handballerinnen zum ihm zu Kaffee und Kuchen eingeladen wurden, einfach weil sie ihm brieflich eine Frage gestellt hatten und er diese mit ihnen ausdiskutieren wollte, war ich hin und weg und trat entschlossen dem „Gerücht“ entgegen, das Heller als präpotenten und unliebsamen Zeitgenossen schilderte.
Feuerkopf ist eine Biografie von und mit André Heller. Man merkt beim Lesen, dass sie im engen Miteinander mit Heller entstanden ist. Vieles in seinem Leben schätzt dieser nun anders ein, einiges würde er vielleicht heute gerne ungeschehen machen – auch das zeichnet einen großen Menschen aus: die Weiterentwicklung und Reflexion seines Lebens, das Eingeständnis vor sich selbst und der Welt Fehler gemacht zu haben.
Seiler macht es dem Leser leicht, dem Leben Hellers zu folgen, seine Triumpfe wie auch sein Scheitern kennen zu lernen und vieles aus seiner Sicht der Dinge zu sehen. Es ist keine fade Biografie eines Menschen, der sich selbst beweihräuchert, es ist aber auch keine Skandalgeschichte für all jene, die nur an Gossip interessiert sind. Es ist einfach die Geschichte eines Mannes, der mit einem unglaublichen künstlerischen Potential ausgestattet ist und der sein Leben lang versucht hat, dieses zu verwirklichen. Bei manchen Projekten erfährt man neue Hintergründe, bei manchen leidet man bei der Verwirklichung mit, kann sich den enormen Druck vorstellen, der auf dem „Projektmeister“ lastete. Alle großen Projekte – von Roncalli über FlicFlac bis zum Swarovski-Riesen oder die Fußball-Weltmeisterschaft – werden dem Leser vorgestellt und von innen heraus beleuchtet. Einiges hatte ich in Erinnerung, von vielen wusste ich gar nicht, dass Heller dahinter steckte.
Faszinierend die vielen unterschiedlichen Bereiche in denen André Heller tätig war und ist, berührend seine Hinwendung zu seinem Sohn, bereichernd seine Ein- und Ansichten und seine Projekte.
Ein Buch für alle, die an den künstlerischen Projekten und dem Menschen André Heller interessiert sind und ihm Sympathie entgegenbringen. Für alle anderen kommt der Kauf und das Lesen dieses Werkes sowieso nicht in Frage – obwohl: sie versäumen etwas!
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