Charles Nodier: Jean Sbogar
Wer Robin Hood mag, wird auch bei dieser romantischen Geschichte mit dem Helden eher mitleiden als ihn verdammen ..

Es ist ein ungewöhnliches Buch, da mit dieser Neuerscheinung ein Klassiker der französischen Literatur neu aufgelegt und bearbeitet wurde. Trotzdem man merkt, dass der Roman nicht in der Gegenwart geschrieben wurde, kann man mit der romantischen Liebesgeschichte mitleiden und sich an den Naturbeschreibungen erfreuen. Leser, die Action gewohnt sind und diese auch brauchen, um weiterzulesen, werden das Buch, das angeblich Napoleon auf St. Helena in einer Nacht ausgelesen hat, wahrscheinlich als langatmig bezeichnen.
Doch nun zur Geschichte: In den Wäldern um Triest herrscht ein grausamer Räuber mit seiner Bande. Ein Schloss – Duino – scheint ihr Hauptsitz zu sein, doch niemand scheint von dort je wieder lebendig zurückgekehrt zu sein.
Zwei Frauen, die zarte Antonia und ihre (Stief-)schwester machen sich auf den Weg von Triest nach Venedig. Auf ihrer Reise dorthin werden sie fast von den Banditen überfallen, doch von einem unerschrockenen mitreisenden Priester gerettet.
In Venedig – der Vorfall ist fast schon vergessen – tritt ein junger Mann namens Lothario auf, in dem sich die junge Antonia mehr und mehr verliebt. Und auch er scheint ihr sehr zugetan. Obwohl ganz Venedig seinen Charakter und seine Wohltaten rühmt, weiß niemand genau, woher er kommt, wo er lebt, woher sein Reichtum stammt.
Könnte es sein, dass dieser Lothario und Jean Sbogar, der gefürchtete Räuber dieselbe Person sind?
Wird Antonia es merken und kann diese Liebe gut ausgehen? Gibt es für beide, die aus so unterschiedlichen Gesellschaftsschichten zu stammen scheinen, eine gemeinsame Zukunft?
Mir haben vor allem die kurzen Aufzeichnungen der Überlegungen Lotharios gefallen, die er in einem Tagebuch festgehalten hat und die Antonia nach der Abreise ihres Geliebten aus Venedig findet.
Doch wie wird die Geschichte weitergehen?