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Bohumil Hrabal: Ich habe den englischen König bedient

Er ist einer der bekanntesten tschechischen Schriftsteller, einige Werke wurden auch verfilmt, - und ich hatte noch nie etwas von ihm gehört.

Bohumil Hrabal: Ich habe den englischen König bedient
Bohumil Hrabal
Ich habe den englischen König bedient
978-3-518-38254-7
Suhrkamp Verlag

Pressereisen sind immer wieder Bildungsreisen für mich. Sie führen in Regionen und Gebiete, in die ich ohne diese Anregungen nie gefahren wäre (was sehr bedauerlich für meine kulturelle Entwicklung wäre) und manchmal entdeckt man auf diesen Reisen auch noch weit mehr als schöne Orte und interessante Geschichten aus Gegenwart und Vergangenheit.

So ging es mir bei der letzten Reise, die unter anderem nach Kersko führte – direkt in die Ferienwohnung von Bohumil Hrabal, die jetzt als kleines Museum fungiert und so den Besuchern den Schriftsteller ein wenig näherbringen will.

Bohumil Hrabal? Nie gehört. Bücher oder Fernsehstücke? Nie gelesen und nie gesehen. Peinlich, peinlich. Daher blieb mir nichts anderes übrig als gleich nach meiner Rückkehr in die kleine, feine Buchhandlung am Spitz zu stapfen und mir einen Hrabal zu bestellen.
Dabei habe ich mich für eines seiner bekanntesten Bücher entschieden: Ich habe den englischen König bedient.

Ehrlich. Mit diesen Titel konnte ich anfangs gar nichts anfangen und es dauert auch ungefähr bis zu Mitte des Buches, um ihn zu verstehen. Der Roman handelt von einem Pikkolo, der in unterschiedlichen Hotels seiner Beschäftigung nachgeht. Dabei lernt er nicht nur die verschiedenen Menschen und deren Charaktere kennen, seien es Gäste, Chefs oder Kollegen, sondern auch den Wert und die Macht des Geldes.

Während einer dieser Stellungen wird er einem Oberkellner zugeteilt, der ihn lehrt, die Menschen zu lesen. Und eben dieser Oberkellner hatte auch den englischen König bedient. Doch unser Pikkolo kann dies toppen: Als der Oberkellner ein klein wenig unachtsam ist, nutzt er beim Besuch von Haile Selassie in Prag seine Chance und steigt auf. Denn nun hat er sogar einen Kaiser bedient.

Hrabal beschreibt zum Teil skurrile Unterkünfte, ja fast schon Spelunken. Hotels mit viel Glanz und Glamour, die aber nicht der Öffentlichkeit offenstehen, sondern nur von einer bestimmten Elite mit ganz besonderen Wünschen genutzt werden. – Und bei all diesen teils komischen, teils für unmöglich scheinenden Situation ist der Erzähler der Geschichte, eben der anfängliche Pikkolo, anwesend. Er erzählt dem Leser direkt seine Lebensgeschichte, schreibt für uns das Buch und endet teilweise auch mit „Jetzt ist es aber genug“
Manchmal zog sich ein Kapitel ein wenig, manchmal konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen. Manchmal faszinierte mich die Erzählweise, manchmal schien sie mir zu genau und ich wollte eigentlich gar nicht die vielen Details wissen, die mir erzählt wurde.

Auf jeden Fall ist es ein eigenartiges Buch, aber doch irgendwie faszinierend. Ich glaube, ich brauche noch eine zweite Leseprobe von Bohumil Hrabal ….


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