13 Frauen – aus der Geschichte des NHM Wiens
Der internationale Frauentag ist zwar schon lange vorbei, aber erst jetzt hab ich das Buch dazu gelesen. Spannend …

Es war mitten im Fasching, als das NHM mit seiner Generaldirektorin Dr. Katrin Vohland zur Buchpräsentation ins „Naturhistorische“ lud.

Und es zeigte sich wieder, wie wichtig es ist, dass Frauen Führungspositionen erklimmen, meines Wissens ist es sonst niemanden eingefallen, derart professionell auf die Geschichte der Frauen in seiner Institution einzuladen …
Obwohl der Internationale Frauentag bereits am 19. März 1911 gefeiert wird (ab 1922 nun am 8. März) wurde zwar die wichtigste Forderung, nach dem Wahlrecht für Frauen am 12. November 1918 erfüllt und auch die gesellschaftliche Situation und Anerkennung der Leistungen von Frauen hat sich deutlich verbessert. Dennoch gibt es noch viel zu tun …
Nachdem sich in letzter Zeit auch wieder einige Tendenzen auftun, die Gleichstellung der Geschlechter anzuzweifeln, die Rolle der Frau wieder mehr als „Heimchen am Herd“ zu definieren und wenn eine Frauenministerin stolz verkünden kann, keine Feministin zu sein, ist es ganz gut anhand von verschiedenen Frauenschicksalen ganz deutlich aufzuzeigen, „woher wir kommen“ und wie sich das Frauenbild vor nicht allzu langer Zeit darstellte. Vielleicht macht der Rückblick deutlich, dass es nicht Ziel sein kann, wieder dorthin zu kommen – sondern dass man als Frau auch weiter nach vorne schauen muss.
Das NHM, mit Stefanie Jovanovic-Kruspel, Brigitta Schmid und Andreas Krapf als Herausgeberinnen, erzählt in einem Buch Geschichten über das Leben von 13 verschiedenen Frauen, die dem Museum nahegestanden, gearbeitet, es unterstützt haben.
Schließlich konnte frau ja ursprünglich am Museum nicht arbeiten, auch nicht auf der Uni studieren, später dann vielleicht putzen oder leichte administrative Arbeiten erledigen, und immerhin dauerte es ja auch bis ins Jahr 2020 bis das Museum die erste Direktorin erhielt.

Dennoch Frauen waren bereits früher unentgeltlich am Museum tätig. Unter anderem sorgten sie auch durch ihre Leidenschaften für Natur, die Wissenschaft und Reisen immer wieder für eine Vergrößerung der Sammlungen. So ist in der neuen Schausammlungen der Amphibien und Reptilien unter anderem ein Chamäleon zu sehen, dass die Weltreisende Ida Pfeiffer von ihrer Reise aus Madagaskar mitbrachte. Auch ihr ist ein Kapitel im Buch gewidmet.
Zwölf der beschriebenen Frauen sind real, sie haben am Museum gewirkt und mit ihrer Geschichte wird auch die Stellung der Frau in der jeweiligen Zeit nachvollziehbar. Aber das Buch vergisst auch nicht die vielen Gesichtslosen nicht: Reinigungskräfte, Schreibkräfte, wissenschaftliche Hilfskräfte und einiges mehr, die für das Museum gearbeitet, für das Museum „da“ waren.
Die dreizehnte Geschichte ist Fiktion - Ava Babacan lebt 2041 – und steht um diese Zeit dann noch ein Exemplar des Buches im NHM (oder bei mir im Regal) und man wird am Internationalen Frauentag vergleichen können, wie sehr die Zukunftsversion aus 2025 zutrifft oder nicht.
Stimmen von Frauen, die heute im NHM arbeiten, runden das Werk ebenso ab wie Kurzbiografien und eine Zeitleiste der Geschichte des Hauses. Außerdem wird jede Frauengeschichte im Buch durch einen Comic begleitet. Zwölf Studentinnen der Comic-Klasse der Wiener Kunstschule nahmen sich jeweils einer Frauengeschichte an und fassten ihr Leben künstlerisch im Comic zusammen.

Damit verbindet das Buch historische Quellen, poetische Texte und Comic-Zeichnungen und macht sichtbar, was sonst unsichtbar geblieben wäre: Frauen, die das Museum und seine Sammlungen in unterschiedlicher Weise geprägt haben.
Kurzes Fazit: Lesenswert, lehrreich, Augen öffnend und unterhaltsam
Das Buch ist online (https://www.nhm.at/verlag), im Museumsshop und beim Phoibos Verlag erhältlich