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Keszthely ist eine kleine, ungarische Stadt am Plattensee, die jedoch mit großer Vergangenheit glänzt und heute auf dem Weg zur „Hauptstadt des Plattensees“ ist.

Eng verbunden mit der Geschichte der Stadt ist die Familie Festetics, deren Schloss zu den Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt zählt.

Geschichte

Die Umgebung von Keszthely ist seit frühester Zeit besiedelt. So wurden Gräber und Artefakte aus der Zeit von ca. 6000 v. Chr. gefunden. Aus der mittleren Kupferzeit wurde ein 50 Meter langes Gebäude entdeckt, das vermutlich für kultische Zwecke genutzt wurde und in dem man ein einzigartiges, aus einer Meeresschnecke gefertigtes Horn entdeckte. In Fenékpuszta fand man Ungarns einziges Urnengrab der Kostolac-Kultur, am Ostrand der Stadt stieß man auf Steinkistengräber der Hügelgräberkultur der späten Bronzezeit, in der letzten Phase der Urgeschichte besiedelten die Kelten die Gegend.

Schloss Festetics 
Schloss Festetics - Blick vom Park auf das Schloss

Um 15 v.Chr. wird Transdanubien von den Römern erobert, die keltische Bevölkerung übernimmt mehr und mehr die römischen Bräuche. Da die Siedlung an der wichtigen Verbindung zwischen der Adria und dem Donauknie liegt, steigt die Bedeutung der Stadt. Obwohl mehrmals von Barbaren angegriffen, entwickelt sich eine lebhafte Wirtschaft und bringt den Menschen Wohlstand, von dem einige Villenbauten zeugen. Mitte des 4. Jahrhunderts beginnt man bei Fenékpuszta den Bau einer großen Festung zum Schutz Norditaliens. Diese hatte eine Grundfläche von 400 x 400 Meter, die Mauern waren 2,6 Meter dick und durch 44 Rundtürme geschützt. Die Festung überstand mehrere Angriffe, wurde immer wieder neu aufgebaut und ausgebessert und bot dadurch der Bevölkerung während der Völkerwanderung einen gewissen Schutz.

Am Balaton
Am Balaton

Um 430 kam Keszthely unter die Herrschaft der Hunnen, die 456 von den Ostgoten abgelöst wurden. Die Festung von Fenék wurde zum Sitz vom Thiudimer, dem Vater Theoderiks des Großen. Ab 535 herrschten die Langobarden über die Gegend und 568 wurde es schließlich Teil des Awarenreiches. Diese siedelten germanische und byzantinische Söldner und Handwerker an. Deren Handfertigkeiten und Bräuche mischten sich mit der „einheimischen“ Bevölkerung, eine eigene Kultur – von Forschern als Keszthelyer Kultur bezeichnet – entstand. Durch die Teilnahme an den Feldzügen der Awaren waren vor allem die Gräber der Söldner reich ausgestattet. Obwohl sich ab 630 auch mehr und mehr Awaren hier niederließen, blieben die Eigenständigkeit der Kultur und der christliche Glaube erhalten.

Blick auf die Promenade am Balaton
Blick auf die Promenade am Balaton


Anfang des 9. Jahrhunderts kam das Gebiet unter die Herrschaft von Karl dem Großen und seiner Franken. Pribina Mosaburg errichtete sein Macht- und Verwaltungszentrum nach Zalavár, die Festung Fenék war zwar bewohnt, verlor aber an Bedeutung. Um 900 wird sie jedoch von den landnehmenden Ungarn endgültig zerstört, allerdings lassen sich die Ungarn wahrscheinlich erst gegen Ende des 10.Jahrhunderts hier nieder. Es entstanden mehrere Siedlungskerne, deren Häuser allerding vereinzelt und weit auseinander standen. In diese Zeit fallen auch die ersten Kirchenbauten, so sind die Grundmauern der St. Lorenz Kapelle im Burggarten am Hauptplatz zu sehen. Sie wurde im 11.-12. Jahrhundert als Rotunde erbaut und im 13. Jahrhundert erweitert.

Graf Festetics
Graf Festetics

1247 war es dann endlich so weit: Keszthely wird erstmals in einer Urkunde schriftlich erwähnt. Der Dorfkern lag damals allerdings weder um das Schloss noch um den Hauptplatz, sondern beim heutigen St. Nikolaus Friedhof. Hier wurde auch die dritte Kirche von Keszthely erbaut. Keszthely war Königsgut, 1291 kam es in den Besitz der Familie Marcali. Neue Strukturen entstanden, der Wohlstand mehrte sich, wie die Zahlung des Pfarrers zwischen 1332 und 1337 beweist: er leistete den päpstlichen Zehnten in der Höhe von 100 Denare, der höchste Betrag in der ganzen Umgebung.

Schloss Festetics
Schloss Festetics

Mitte des 14. Jahrhunderts wird István Laczkfy Besitzer von Keszthely. Laczky galt als einer der angesehensten Palatine Ungarns. Er war ein Vertrauter König Ludwigs des Großen und als Dank für seine Teilnahme am Italienfeldzug erhielt Laczkfy die Stadt Csáktornya und die dazu gehörenden Besitzungen, darunter auch Keszthely. 1386 ließ er die Kirche auf dem Hauptplatz und das Kloster zu Ehren der Jungfrau Maria errichten und holte die Franziskaner in die Stadt. Nach dem Tod König Ludwigs stellte er sich während der Thronstreitigkeiten gegen Siegmund. Nach einer kurzen Versöhnung trat er wieder gegen den König auf und so wurde Laczkfy am 27.Februar 1397 auf Befehl des Königs enthauptet. Sein Leichnam wurde nach Keszthely gebracht und in der Kirche beigesetzt, der Grabstein ist heute noch in der südlichen Mauer des Sanktuariums zu sehen. Ab 1403 wird Keszthely „offiziell“ in den Urkunden als oppidum – als kleinere Stadt – bezeichnet.

Der Treppenaufgang im Schloss
Der Treppenaufgang im Schloss

Während der Regentschaft von König Siegmund wurde Keszthely mehrmals verpfändet, ehe es 1427 in den Besitz von László und Peter Pethő kam und über drei Jahrhunderte im Besitz dieser Familie blieb. Die Stadt gedieh wirtschaftlich weiter sehr gut, Anfang des 16.Jahrhunderts werden bereits Steinhäuser wohlhabender Bürger, Kaufleute und Handwerker erwähnt.  Dennoch bestand die Stadt weiterhin aus einer einzigen Straße, deren Länge aber bereits über 2km angewachsen war.

Im Schloss
Im Schloss

Auch die mehrmalige Plünderung der Stadt durch Gutsherren aus der Umgebung konnte ihre Entwicklung nicht beeinflussen, erst das Eintreffen der Türken 1532 setzte der Blüte der Stadt ein Ende. 1552 flohen die Franziskaner aus der Stadt, im Klostergebäude wurden nun Soldaten stationiert und Kloster und Kirche zu einer Festung umgebaut. Keszthely war nach dem Fall der Burg von Szigetvár an die Grenze des Eroberungsgebietes gerückt. Obwohl die Türken die Festung mehrmals belagerten, konnte sie nie von ihnen eingenommen werden. Doch das Aussehen der Stadt änderte sich: der südliche Teil wurde von der Bevölkerung verlassen, alle suchten Schutz in der Umgebung des Klosters (des heutigen Hauptplatzes und der Fußgängerzone). Damals entstanden die vielen kleinen Nebengassen in diesen Bereich der Stadt. Dennoch: die Einwohnerzahl blieb konstant, der nördliche Stadtteil, Kleinkeszthely, wurde selbständig und bezahlte Steuer an die Türken.

Im Schloss Festetics
Im Schloss Festetics

1690 wurden die Türken endgültig geschlagen, die Keszthelyer Grenzburg verlor ihre Bedeutung, die Stadt wurde unter zahlreichen Gutsherren aufgeteilt, die hauptsächlich der weiblichen Linie der Pethős entstammten. 1723 kehren die Franziskaner wieder zurück, 1730 werden die Restaurationsarbeiten am Kloster und an der Kirche beendet. In diesem Jahr kommt auch die Familie Festetics, die ursprünglich aus Kroatien stammt nach Keszthely. Nach dem Aussterben der Familie Pethő erwirbt sie Grund um Grund und wird 1739 alleiniger Besitzer von Keszthely. 1745 beginnt der Bau des Schlosses und begründet hier den Verwaltungssitz der ausgedehnten Güter. Die Bauarbeiten und die Gutsverwaltung schaffen viele Arbeitsstellen, Keszthely blüht wieder auf und wird zur zweitgrößten Siedlung in West-Transdanubien. 1771 werden 12 Zünfte gezählt, in denen 215 selbständige Handwerker zusammengeschlossen sind. Zwischen dem neuen Besitzer und den Bewohnern der Stadt werden zahlreiche Konflikte ausgetragen, die Einwohner bestehen auf ihre Privilegien aus der Türkenzeit, diese gehen jedoch allesamt verloren.

Schloss Festetics
Schloss Festetics

Dennoch zeigt sich die Familie Festetics ihrer Verantwortung für die Stadt bewusst: 1759 stiftet Kristóf ein Krankenhaus, Pál, der von Kaiserin Maria Theresia sehr geschätzt wird und als ihr Berater fungiert, gründet ein Gymnasium. Er wird von der Kaiserin 1772 in den Grafenstand erhoben. György, der als bedeutendster Spross der Familie gilt, ruft 1797 das nach ihm benannte Georgikon, die erste landwirtschaftliche Hochschule Europas ins Leben. Er macht auch um die Jahrhundertwende die Familienbibliothek, heute noch eine der einzigartigsten und vollständigsten Adelsbibliotheken von Ungarn, die damals an die 25.000 Bände zählte, den Studenten zugänglich. 1817 initiierte er die Helikon-Festtage, Tage der Kultur und Literatur, die nach einer längeren Pause auch heute wieder veranstaltet werden. György erkannte auch die Bedeutung des Hévízer Heilsees und ließ 1795 am See ein Badehaus mit ärztlicher Versorgung errichten.

Ausstellung im Schloss Festetics: Roter Salon mit Bild von Maria Theresia 
Ausstellung im Schloss Festetics: Roter Salon mit Bild von Maria Theresia 

1862 begann die weitere kulturelle Entwicklung der Stadt mit der Errichtung eines steinernen Theatergebäudes, 1865 eröffnete man die erste Wirtschaftslehranstalt Ungarns und 1872 wurden auch die Mädchen im mehrstöckigen Gebäude der Bürgerschule unterrichtet, 1898 erfolgte die Gründung des Balaton Museumvereins als erstes Museum des Komitats, zahlreiche zivile Organisationen wie die Gewerbekorporation oder der Gesellschaftskreis (Casino) wurden gegründet und gewannen an Bedeutung.

Schloss Festetics
Schloss Festetics

Durch die Eröffnung der Südbahn, die Keszthely auf Betreiben der Familie Festetics, die eine „ruhige Stadt“ bevorzugten, nicht erreichte, verlangsamte sich die Entwicklung der Stadt. Etliche Geschäftsleute verließen die Stadt. Die positive Entwicklung des Fremdenverkehrs sorgte jedoch dafür, dass die Stadt nicht verarmte. 1862 wurde das erste elegante Ferienhaus gebaut, 1864 das erste Badehaus am See. Da es zu dieser Zeit kaum noch Unterkünfte um den Hévízer See gab, übernachteten die ersten Kurgäste ebenfalls in Keszthely. Weitere Hotels und Gasthäuser entstanden. Zusätzlich baute die Stadt ihren Ruf als Schul- und Ausbildungsstadt weiter aus. 1902 wurde eine Statue von György Festetics enthüllt und das „Theater Urania“ – das erste Kino – eröffnet. 1903 wurde die Bahntrecke Keszthely-Tapolca eröffnet.

wunderschöne Luster im Schloss Festetics
Wunderschöne Luster im Schloss Festetics

Der Erste Weltkrieg stoppte die kontinuierliche Aufwärtsentwicklung ebenso wie die Wirtschaftskrise, die nach dem Zweiten Weltkrieg ausbrach. Bald jedoch ging es mit dem Fremdenverkehr wieder aufwärts, die Stadt wuchs weiter. Obwohl das Schloss beim Abzug der Truppen geplündert wurde, verhinderte die Schlauheit der Schlossbewohner, dass die zugemauerte Bibliothek geplündert wurde (siehe dort). Mit der Machtergreifung der Kommunisten 1948 ging auch die Ära der Familie Festetics zu Ende. 1956 schlossen sich die Einwohner der Stadt begeistert der Revolution an, die allerdings scheiterte. Die Familie wurde auf Grund des Grafentitels zu „Klassenfeinden“ erklärt, der Besitz verstaatlicht, 1956  gelang die Flucht nach Österreich.

Schloss Festetics
Schloss Festetics

Die nun „nachteilige“ Lage der Stadt hatte den Vorteil, dass sich die Innenstadt ihr ursprüngliches Flair bewahrte. Ab den 1960er Jahren konnte man wieder eine Zunahme der ausländischen Gäste vermelden, neue Hotels und Ferienheime wurden gebaut. 1971 wurde das größte, unmittelbar am Wasser gelegene Hotel Helikon eröffnet. Das Schloss wurde liebevoll wieder hergerichtet, seit 1992 gibt es wieder alle zwei Jahre die Helikon Festtage, an denen 4000 Schüler aus ganz Transdanubien teilnehmen, das Balaton Theater und das Kongresszentrum wurden eröffnet, das Inselbad renoviert und auch der Schlosspark wurde teilweise wieder hergestellt und gepflegt. Heute ist auch die Mehrheit der Gebäude in der Innenstadt wieder renoviert und die „Hauptstadt des Balatons“ lädt wieder zum Entspannen, Flanieren und Kultur genießen ein.

Schloss Festetics

Mit dem Bau des Schlosses wurde 1745 von Kristóf Festetics an Stelle des alten verfallenen Herrenhauses der Familie Pethő begonnen. In den folgenden Jahrzehnten wurden mehrere Entwürfe angefertigt und das Schloss auch mehrfach umgebaut und erweitert. Viele dieser Pläne stammen von Christoph Hofstädter, der über drei Jahrzehnte der „Erste Baumeister“ der Familie war.  Nach seinen Plänen und unter seiner Leitung wurde 1769-1770 der große Umbau vorgenommen, nachdem Pál Festetics das Schloss nach dem Tod seines Vaters übernommen hatte. Damals wurden unter Beibehaltung des Mittelteiles die Flügel auf die heutige Größe verlängert. An deren beiden Enden wurden im rechten Winkel zwei einstöckige Gebäude angebaut. Die nächste, bedeutende Veränderung erfuhr das Schloss bereits 1792 durch György Festetics. 1798 wurde Andreas Fischer, Professor der Wiener Akademie nach Keszthely eingeladen, um zwei Pläne anzufertigen. Allerdings fanden diese keinen Gefallen bei Festetics und so wurden die Entwürfe von János György Rantz verwirklicht.

Schloss Festetics mit dem Festetics Denkmal 
Schloss Festetics mit dem Festetics Denkmal 

Die Zeichnungen der Hoffassade zeigen beide Flügel im Schnitt und es ist anzunehmen, dass der vieldiskutierte Nordflügel spätestens nun umgesetzt wurde. Die Bibliothek wurde an das Schloss zwischen1799 und 1801 angebaut. György Festetics beschäftigte auch viele Handwerker aus der näheren Umgebung. Jósef Zitterbart, ein Steinmetz legte die Grundsteine der Bibliothek, außerdem fertigte er Tür- und Fensterrahmen, Fenstergesimse aus Stein und Brunnen und Figuren. Schlosserarbeiten erledigte der Keszthelyer Meister, Jósef Dobrolán, ein großer Teil der Kachelöfen setzte der Keszthelyer Töpfermeister Kósef Pittermann. Die reich verzierten Öfen in den Paradezimmern stammten allerdings aus Wien.

Im Park von Schloss Festetics
Im Park von Schloss Festetics

Ein großer Teil des Parketts, das von Keszthelyer Tischlermeister János Kerbl stammt, ist auch heute noch erhalten. Das hellbrauen Eichenparkett des Konzertsaals (Spiegelsaal) wird von einem breiten barocken Rand umgeben, das Muster des Mittelteils wurde aus Ahorn-, Mahagoni- und Ebereschenholz gefertigt.

Blick in den Spiegelsaal
Blick in den Spiegelsaal

Einige Räume sind an den Decken und Wänden mit Stuck verziert, die wahrscheinlich von Matthias Vathner aus Pápa stammen.  Das Schloss gehörte zu seiner Zeit zu den schönsten Gebäuden und seine Besucher gehörten zu den höchsten Rängen des Staates. 1804 war sogar Erzherzog Ferdinand zu Gast im Schloss und es wurde zu seinen Ehren ein großes Reiterfest veranstaltet. Der damals berühmte englische Arzt und Reisende Richard Bright besuchte Keszthely im Jahre 1815 und seine lobenden und ausführlichen Berichte über das Schloss und vor allem das Georgikon machte beides über die Grenzen bekannt.

Der Spiegelsaal im Schloss Festetics 
Der Spiegelsaal im Schloss Festetics 

Während zwischen 1819 und 1883 kaum Veränderungen am Schloss vorgenommen wurden, beauftragte Tassilo II. den aus Preßburg stammenden Viktor Rumpelmayer 1883 Pläne für den Umbau des Schlosses vorzulegen. Nach dem Tod Rumpelmayers 1885 setzten die Wiener Architekten Gustav Haas und Miksa Paschkisch die Bauarbeiten nach den ursprünglichen Plänen fort. Der Nordflügel fiel dem Umbau zum Opfer, der Wohnhof wurde auf das Doppelte vergrößert und ein neuer Flügel gebaut und mit dem Turmmittelteil an das alte Gebäude angeschlossen.

Ausstellung im Schloss Festetics
Ausstellung im Schloss Festetics

Außerdem erhielt das ganze Schloss ein Mansardendach, die Fenster des zweiten Stocks springen aus dem Dachboden hervor. Der von vier Säulen getragene Erker vor dem Haupteingang erhielt ein schmiedeeisernes Gitter im Barockstil, darüber wurde das Wappen der Festetics angebracht. Das Treppenhaus im Haupteingang wurde durch Treppen aus Carrara-Marmor ersetzt. In die schön geschnitzte Verkleidung des Treppenhauses aus slawonischer Eiche wurden die Porträts von 12 Familienmitgliedern eingelassen.

Der Arkadengang des Schlosses 
Der Arkadengang des Schlosses 

Einen schönen Anblick bietet das Schloss vom Hof aus. Die Fensterreihe im ersten Stock besteht durchgehend aus Halbbögen, darunter befinden sich Arkaden. Unter den Gesimsen der Fensterrahmen wechseln sich Menschen- und Tierköpfe sowie Reliefs von Trophäen ab. Der neue Bau drückte den Rang der Familie aus: im ersten Stock war ein großer und ein kleiner Tanzsaal untergebracht, ein Venezianischer Salon, dessen mit Kupfer ausgelegte und geschnitzte Wandverkleidung mit geschliffenen und geätzten Spiegeln aus Venedig verziert sind. Im neuen Flügel wurden auch Räume für die Gäste untergebracht.

Ausstellung Schloss Festetics
Ausstellung Schloss Festetics

1893 wurde die Straße vor dem Schloss stillgelegt und die Reste der Kirche abgebrochen. Im Austausch für Abbruch der Kirche überließ der Graf den Park am Balaton der Stadt. In der Mitte des neuen halbbogenförmigen Parkteils wurde ein Springbrunnen von Antal Henz gesetzt. Er baute auch das große Barocktor an der Hauptstraße, dessen schmiedeeiserne Torflügel die Besucher während der Öffnungszeiten zum Eintritt einladen.

Ausstellung Schloss Festetics
Ausstellung Schloss Festetics

Das erweiterte Schloss hatte nach dem Inventar des Jahres 1933 101 Räume einschließlich der Zimmer für das Personal, Bade- und sonstiger Nebenzimmer.

Schloss Festetics
Schloss Festetics

Heute stehen 18 Räume für die Besucher offen, darunter auch der wunderschöne Spiegelsaal, der für Veranstaltungen, Konzerte, aber auch Hochzeiten genutzt wird. Highlight der Ausstellung ist sicher die Bibliothek.

Die Bibliothek

Sie ist nicht nur einer der schönsten Räume des Schlosses, sie stellt durch ihre Einzigartigkeit auch den größten Wert des Schlosses da. Es handelt sich um die einzige, in ihrer ursprünglichen Form erhaltene herrschaftliche Privatbibliothek in Ungarn. Bereits Kristóf Festetics begann gleich nach dem Bau des Schlosses mit dem Aufbau einer Bibliothek in Keszthely und ließ aus seinen verschiedenen Schlössern und Sitzen Bücher in die neue Bibliothek bringen. Die ersten Bücher der Sammlung befassten sich mit Themen zur Organisation der Grundstücksverwaltung. Kristóf, ein Jurist, sammelte in erster Linie rechtswissenschaftliche, politische, historische und geographische Werke. Aber auch leichtere Lektüre wurde zur Unterhaltung angeschafft. Das Datum der Bibliotheksgründung wird auf 1763 geschätzt.

Blick in die Bibliothek
Blick in die Bibliothek

Pál III., der dem Besitz von 1768 bis 1782 vorstand, war ein begeisterter Büchersammler und investierte beachtliche Summen in die Anschaffung derselben. Außerdem kam ihm seine Stellung am Hofe zu Hilfe, durch die er einige Druckwerke beschaffen konnte, die auch für Geld nicht zu bekommen gewesen wären. Er schuf auch die Basis für die Zeitschriftensammlung und kaufte eine der wichtigsten Werke der Zeit der Aufklärung: die Große Enzyklopädie von Diderot. Auch für die künstlerischen Einbände wurde einiges Geld ausgegeben.

Blick in die Bibliothek
Blick in die Bibliothek

Der erste handgeschriebene Katalog der Bibliothek stammt aus dem Jahre 1765 und enthält in alphabetischer Reihenfolge an die 600 Werke. Ein neu eingestellter Fachmann für Bibliotheksarbeiten teilte die Werke in vier Gruppen: in eine Gruppe wurden die philosophischen, moralischen, und historischen Bücher eingeteilt, eine weitere bestand aus klassischer Literatur und Büchern der Physik und Mathematik, die dritte Gruppe beinhaltete Werke der Kriegskunst und Landkarten, die vierte Bücher mit ungarischem Bezug – wissenschaftliche Arbeiten ebenso wie schöngeistige Literatur ungarischer Autoren und Bücher über Ungarn. Als leidenschaftlicher Sammler begann Pál auch mit dem Ankauf von Stichen.

In der Bibliothek
In der Bibliothek

Da die Räumlichkeiten durch die Sammeltätigkeit und die Anschaffungen bald zu klein wurden, ließ György Festetics zwischen 1799 und 1801 einen eigenen Bibliotheksraum errichten. Daran schlossen sich Nebenräume an, in denen das Archiv untergebracht wurde. Für die Inneneinrichtung wurde János Kerbl beauftragt. György betrachtete die Bibliothek nie als Privatsammlung seiner Familie, er war immer bemüht, diese in den Dienst des ungarischen Bildungswesens zu stellen. Dadurch änderten sich die Anschaffungsziele; neben den Werken der Aufklärung und der sich entwickelnden ungarischen Literatur und Wissenschaft, war ein Hauptziel wirtschaftliche Literatur. So entwickelte sich eine der ersten wissenschaftlichen Fachbibliotheken. Da in der landwirtschaftlichen Hochschule – dem Georgikon – die Fachbücher noch fehlten, öffnete Festetics die Bibliothek für Lehrer und Studenten. In dieser Zeit verfünffachte sich der Bestand und zählte etwa 25.000 Bände. In 15 Punkten wurden die Aufgaben des Bibliothekars zusammengefasst, Regeln für die Registrierung und Katalogisierung aufgestellt, aber auch Anordnung zum Kauf, Einbinden der Bücher bis zum Feuerschutz gegeben.

Die Bibliothek
Die Bibliothek


Nach seinem Tod kam es eher zu einer Bewahrung des Bücherschatzes, die „öffentlichen“ Nutzungsmöglichkeiten wurden wieder eingeschränkt. Eine weitere positive Erweiterung erfuhr die Bibliothek erst wieder durch Tassilo II., der nach seiner Eheschließung mit Lady Hamilton die Bibliothek dem Erzieher seiner Kinder – Jósef Párkányi anvertraute, der zwischen 1887 und 1890 den ersten, bis heute benutzten Zettelkatalog zusammenstellte.

In der Bibliothek
In der Bibliothek

Die Bibliothek überstand sowohl den Ersten wie den Zweiten Weltkrieg ohne größere Schäden durch die Achtsamkeit des Personals. Beim Abzug der Truppen 1945 wurde das Schloss geplündert, die Bibliothek überstand die Plünderungen unbeschadet, wahrscheinlich durch folgenden Trick: Die Türen waren zugemauert und davor brachte man ein Schild an: „Nicht eintreten. Pestkranke“. 1948 wurde die Bibliothek der Széchenyi-Nationalbibliothek angeschlossen und mit dem dortigen Bestand verschmolzen, was sich allerdings nicht günstig auf die Festetics-Bestände auswirkte. Erst ein kleiner Teil gelangte inzwischen wieder nach Keszthely zurück, heute sind nur mehr 86.000 Bände, 119 Manuskripte und 4 Wiegendrucke im Schloss zu finden. Darunter allerdings auch zahlreiche alte Ausgaben, von denen weltweilt nur mehr ein oder zwei Exemplare existieren.

Das Lesezimmer
Das Lesezimmer

Der zweigeschossige Raum wird senkrecht von Akanthusblatt-Pfeilern gegliedert, die in einer schneckenartigen Konsole enden. An beiden Schmalseiten springen halbkreisförmige Vorsätze hervor, von denen der eine die hinauf führende Wendeltreppe verdeckt, der andere zu einem Schrank ausgebildet ist, der der Aufbewahrung der „Musica“ dient. Die beiden Pultvitrinen stammen auf Wien und wurden 1826 gekauft. Der kleine und der große Globus wurden 1808 in Nürnberg, der Himmelsglobus 1840 in Paris hergestellt. Am Ende des Raumes kann man einen Plan der Phönix (Segelschiff) aus dem Jahr 1796 sehen.

Bücher waren den Besitzern immer wichtig
Bücher waren den Besitzern immer wichtig

Die emaillierten und feuervergoldeten Bronzekerzenhalter auf den Vitrinen und der vergoldete Kronleuchter aus Holz stammen aus Wien oder Pest. Auf der linken Seite in der Fensternische steht eine Marmorbüste von György Festetics, die 1844 von Alajos Strobl geschaffen wurde. Bemerkenswert auch hier die Schneeballvasen aus Meißen (Ende 18.Jahrhundert). Diese sind sehr selten in Europa anzutreffen, doch alleine hier im Schloss gibt es davon 10 Stück.

Die Pferdebilder und das Gestüt

Während des Rundgangs finden sich immer wieder Pferdebilder, die auf die Leidenschaft ihrer Besitzer hinweisen, auch Pokale der Gewinner und Abbildungen der Gewinnerpferde findet man in der Ausstellung. Die Familie Festetics besaß ein berühmtes Gestüt, das mit einem Reitweg direkt mit dem Schloss verbunden war. Ungarn war berühmt für seine Pferdezucht, es gab Jahre in denen alle Rennen von ungarischen Pferden, viele davon im Besitz der Familie Festetics, gewonnen wurden. Die Familie beschäftigte sich jedoch auch intensiv mit Viehzucht. Tassilo II. besaß eine der größten und besten Rinderherden, sein Schafbestand zählte mehr als 62.000 Tiere. Sehenswert im ersten Raum ist auch ein venezianisches Steinmosaikbild, das Pál III. zeigt in einem vergoldeten frühklassizistischen Rahmen.

Schneeballvasen aus Meißen

Im Raum zwei finden wir auf den graufleckigen Kaminen aus rotem Marmor aus dem 18. Jahrhundert wieder die Schneeballvasen aus Meißen, auch in der Bibliothek sind zwei Exemplare dieser seltenen Stücke zu bewundern.

Ein Kunstwerk: Eine Schneeballvase aus Meißen
Ein Kunstwerk: Eine Schneeballvase aus Meißen

Das Treppenhaus

Das Treppenhaus beeindruckt durch seine schöne Wandverkleidung aus slawonischer Eiche, die aus den Jahren 1883 bis 1887 stammt. In der Höhe des ersten Stockes wurde in die Flächen der Täfelung eine Ahnengalerie angelegt. Die vergoldete Kupferlampe im Treppenhaus ist ein Werk der Firma Gagneuau.

Blick ins Treppenhaus des Schlosses 
Blick ins Treppenhaus des Schlosses 

Der Grüne Salon

Die Seidentapeten des Salons sind nicht original, jedoch wurden sie nach den Originalmustern, die man gefunden hat, von der ursprünglichen Firma mit den damals verwendeten Farben nachproduziert. Der niedrige Schrank und die Kaminuhr wurden mit Metall- und Schildplattintarsien, sog. Boulle-Intarsien, in der Hälfte des 19. Jahrhunderts in Frankreich hergestellt, wie es die Art des Hoftischlers Ludwigs XIV. , A. Boulle war. Auch in diesem und dem folgenden Raum sind viele Bilder der Pferde und der Gestüte der Familie zu sehen.

Der Gelbe Salon

Die Holzverkleidung des Raumes ist ebenfalls aus slawonischer Eiche, der Kaminrahmen und die Holzdecke im Renaissance-Stil wurde von der Wiener Firma Portois und Fix zwischen 1880 und 1883 hergestellt. Auch hier finden sich an den Wänden Pferdebilder, darunter die beiden Stars des Jahres 1885, die Hengste Fenék und Bulgár, beide von Emil Adam gemalt.

Der Gelbe Salon
Der Gelbe Salon

Der Rote Salon (früher der Große Salon oder Gartensalon)

Die Kamine in dem rot tapezierten Raum tragen oben das gräfliche Wappen der Festetics und das herzögliche Wappen der Familie Hamilton. Tassilo Festetics heiratete Lady Mary Hamilton und bekam durch diese Verbindung Zutritt zu den höchsten adeligen Kreisen seiner Zeit und erhielt dadurch das Recht den Titel Fürst zu tragen.  

Die Führung erzählt auch eine Liebesgeschichte
Die Führung erzählt auch eine Liebesgeschichte

Der kleine Hund, ein Dackel, vor dem Kamin, gilt als Lieblingshund von Lady Hamilton. Das Porträt von Lady Hamilton wurde von Henrik Angeli gemalt, das erste Bild, links vom Kamin, stellt die Gemahlin Tassilos als Kind im Jahre 1854 dar und ist eine Arbeit des englischen Kunstmalers R. Lanchert. Die übrigen Bilder zeigen Mitglieder der Familien Festetics, Hamilton und Baden.

Die kleine Bibliothek

1938 wurde dieser Raum mit Schmuckelementen der großen Bibliothek als kleines Bibliothekszimmer eingerichtet. Über dem Kamin hängt ein Bild des Herzogs György III. aus dem Jahr 1936 von Arthur Halmi.

Die Kapelle

Vom Oratorium kann man einen Blick in die neugotische Kapelle werden, die Einrichtungsgegenstände stammen großteils aus dem 19.Jahrhundert. Am Altar stehen Leihgaben der Kirche „Unserer Lieben Frau“ in Keszthely. Die neogotischen Glasfenster der Oratoriums und der Kapelle zeigen Szenen aus dem Leben von Jesus und Maria.

Wunderschöne Glasfenster in der Kapelle
Wunderschöne Glasfenster in der Kapelle

Sie könnten aus der Werkstatt von Miksa Róth aus Budapest stammen. Die Marmorarbeiten wurden vom Zagreber Stukkateur Martin Gigl ausgeführt. Die Wandflächen sind durch zwölf Wandpfeiler gegliedert, vergoldete korinthische Kapitelle tragen den vergoldeten Kragstein. In der Nische hinter dem Altar steht eine Statue aus Alabaster, die die Heilige Sophie darstellt; ein Werk des Wieners Augustin Robatz aus 1804.

Blick in die Kapelle des Schlosses 
Blick in die Kapelle des Schlosses 

Károly Klempa, ein ehemaliger Prämonstratenser-Lehrer in Keszthely und später Bischof rettete sie im Krieg vor der Zerstörung und brachte sie nach Veszprém. Als Zeichen des neuen guten Verhältnisses zwischen Staat und Kirche wurde sie 1987 vom Veszprémer Bischof Dr. Jósef Szendi mit Einwilligung des Kardinals Dr. László Lékai der Schlosskapelle zurückgegeben.

Der Salon der letzten Herzogin

In diesem Raum sind die Tapeten nicht aufgeklebt, sondern die Wände sind mit englischen, bedruckten Leinen bespannt. Gegenüber dem Eingang findet sich ein österreichischer Schreibsekretär, das aus der Zeit um 1750 stammt und ein weiterer Schreibtisch steht zwischen den beiden Fenstern. Der runde Garnitur-Tisch stammt aus Frankreich Ende des 18.Jahrhunderts. Der geschnitzte und vergoldete Armstuhl mit Gobelinbezug ist ungarischer oder österreichischer Herkunft Ende des 18. Jahrhunderts im frühklassizistischen Stil.

Porträt der letzten Herzogin 
Porträt der letzten Herzogin 

Die Porträts stellen links die Großmutter von Mary Hamilton – Stephanie de Beauharnais – dar. In der Mitte sieht man die Erzherzogin Christina als Kind und zwischen beiden Fenstern hängt ein Porträt der letzten Herzogin des Schlosses, ein Pastell von Artur Halmi. Dieses Zimmer diente zwischen 1930 und 1940 als kleiner Salon der Herzogin.

Der Spiegelsaal

Der Spiegelsaal ist der ehemalige Speisesaal der Familie. Seine heutige Gestalt erhielt er beim Umbau in den Jahren 1883 bis 1887. Die Kamingarnitur aus Goldbronze und weißem Marmor wurde um 1887 von der Pariser Firma Charpentier et Cie hergestellt. Die Spiegel dienten auch der Dienerschaft, um zu sehen, wo abserviert oder nachgelegt werden musste.

Blick in den Spiegelsaal
Blick in den Spiegelsaal

Heute dient der Spiegelsaal als Konzertsaal. Hier werden Operetten aufgeführt aber auch Konzertprogramme von Renaissancemusik bis zur Romantik angeboten. Außerdem veranstalten hier seit 1986 das Schlossmuseum und das Festivalbüro Aufführungen des Helikon Festivals, wie auch die Abhaltung von Meisterkursen unter der Leitung international bekannter Musikpädagogen.

Der Turm des Schlosses

Wer Stiegen steigen nicht scheut und konditionell einigermaßen fit ist, kann auch den Turm besichtigen. Der Ausblick über den Park und bis zum Balaton entschädigt für den beschwerlichen Aufstieg.

Die Wendeltreppe zum Schlossturm
Die Wendeltreppe zum Schlossturm

Der Schlosspark

Bereits an den Herrensitz der Familie Pethő schloss ein Garten an, dessen Aussehen aber leider nicht überliefert ist. Die ersten Bau- und Gestaltungspläne fand man von Christoph Hofstädter aus dem Jahre 1755, bei denen der Garten von einer Steineinfassung begrenzt wurde und in sechs Teile gegliedert war; darunter ein vierteiliges Blumenbeet im Barockstil wie es für französische Gärten charakteristisch war, fünf Springbrunnen, außerdem Bäume in den Blumenbeeten, geschnittene Hecken und sogar in großen Behältern überwinternde Exoten. Anscheinend schien dieser Plan dem Hausherren zu pompös – er ließ ihn einfacher anlegen. Trotzdem kann man annehmen, dass bereits damals ein alter Baumbestand vorhanden war, die auch heute noch den Park schmücken. Planausschnitte zeigen, dass ab 1792 auch schon ein englischer Park angelegt wurde. In der Nähe des Gartens war die Forstbaumschule des Georgikon untergebracht, von der ein Grundriss aus 1813 existiert, den der Student Imre Magyar als Prüfungsaufgabe zeichnete.

Blick in den Schlosspark
Blick in den Schlosspark

Vor dem Csókakőer Bach im Westen stand eine kleine Freilichtbühne, deren Wand aus geschnittenen Weißbuchenhecken gebildet wurde und die der Aufführung von Hirtenspielen und Volkstänzen diente. Der oft erwähnte Grottengarten scheint nicht im Garten der Familie gelegen zu sein, sondern im Gemeinschaftsgarten der Studenten.

Der Tulpenbaum im Schlosspark
Der Tulpenbaum im Schlosspark

Die Familie ließ zahlreiche wertvolle Bäume und Sträucher nach Keszthely bringen. Heute noch sind drei alte Nußbäume zu sehen, die László Festetics für seinen Garten anschaffte.

1885 wurde der Garten durch Henry Ernest Milner aus London auf Wunsch von Tassilo II. neu gestaltet. Der Engländer empfahl, die Fläche vor dem Schloss zu erwerben und dort einen Vorgarten als Staubfänger anzulegen. Diesen Vorhaben fiel – unter Protest der Keszthelyer Bevölkerung – die romanische Martinskirche zum Opfer. Vorgarten und Park gewannen damals ihre heutige Gestalt.

Im Schlosspark
Im Schlosspark

Der englische Park erreichte in seiner Blütezeit eine Ausdehnung von über 42 Hektar, davon sind heute nur mehr 7,2 Hektar erhalten. Der Bestand an alten und außergewöhnlichen Bäumen ist sehenswert. Im Park finden sich mehrere Jahrhundert alte Stieleichen, Traubeneichen, ungarische Eichen, Winterlinden, Sommerlinden, Silberlinden. Außerdem finden sich Lorbeerkirsche, Buchsbaum und immergrüner Schneeball, aber auch Wacholder, Bergkiefer und japanische Scheinquitte. Im Park kann man bis zu einem kleinen, künstlich angelegten See spazieren, in dem das ganze Jahr Wasserpflanzen, meistens verschiedenfarbige Seerosen, blühen.

Im Schlosspark
Im Schlosspark

Nicht weit entfernt davon kann man eine atlantische Zeder erkennen und eine Stieleiche, deren Altar auf mindestens 400 Jahre geschätzt wird und die der älteste Baum des Parks ist. Hinter dem See steht einer der wertvollsten Bäume des Parks: ein an die 200 Jahre alter chinesischer Ginkgobaum, der noch zurzeit von György Festetics gepflanzt wurde. Jedes Jahr werden im Park an die 70.000 Blumen neu gesetzt.

Das Kutschenmuseum

Im Schlosspark ist auch in einem Gebäude das Kutschenmuseum untergebracht, das die verschiedensten Modelle an Kutschen wie auch Schlitten präsentiert.

Im Kutschenmuseum
Im Kutschenmuseum

Weitere Sehenswürdigkeiten

Patrona Hungariae – Die Pfarrkirche zu Keszthely

Ursprünglich stand die Pfarrkirche von Keszthely auf dem Platz des Springbrunnens vor dem Schlossturm. 1799 wollte György Festetics den Schlosspark vergrößern und die alte romanische Kirche abreißen lassen. Da sich das Gebäude auch in einem sehr schlechten, baufälligen Zustand befand, erreichte er, dass die Kirche trotz Empörung der Bevölkerung geschleift wurde – nur ihr Turm blieb noch bis 1880 stehen. Damit wurde die, auf dem Hauptplatz stehende Franziskanerkirche zur Pfarrkirche von Keszthely ernannt.

 


István Laczky ließ die Kirche und das Kloster zu Ehren der Jungfrau Maria 1386 errichten. Die Mauern wurden aus den Steinen der früheren römischen Festung Fenékpusta gebaut, vermutlich waren daran italienische Baumeister federführend. Laczky schenkte Kloster und Kirche den Franziskanern. Nach seinem Tod – er wurde am 27. Februar 1397 enthauptet, da er sich gegen König Siegmund gestellt hatte – wurde sein Leichnam in der Kirche begraben. Ursprünglich war das Grab in den Fußboden eingelassen, 1896 wurde der Grabstein jedoch in die südliche Mauer des Saktuariums verlegt um ihn vor weiteren Verschleiß zu schonen.

Kloster und Kirche wurden in der Türkenzeit um 1550 vom italienischen Ingenieur Giulio Turco zu einer Festung umgebaut, in die sich die Bewohner der Stadt und der umliegenden Dörfer bei Gefahr zurückziehen konnten. Während die Türken die Festung nie erobern konnten, wurde das Kloster und die Kirche bereits vorher – 1445 – von Raubrittern aus Szentgyörgyvár geplündert.

Blick auf die Franziskanerkirche in Keszthey 
Blick auf die Franziskanerkirche in Keszthely 

Nachdem die Burg Kaniza nach einjähriger Belagerung von den Ungarn 1690 wieder zurückerobert werden konnte, verlor die Festung in Keszthely an Bedeutung, das Soldatenvolk wurde abkommandiert. Doch die Franziskaner mussten 33 Jahre warten, bevor sie Kirche und Kloster wieder zurück erhielten, da sich mehrere Herrschaften die leergebliebene Burg untereinander aufgeteilt hatten. Schließlich gelang es den Ordnungsbrüdern aber anhand von Urkunden zu beweisen, dass das Ordenshaus und das Kloster vor der Türkenherrschaft ihr Besitz war. Am 23. Februar 1723 kehrten sie in ein stark beschädigtes Kloster zurück und begannen sofort mit den Renovierungsarbeiten, die 1730 beendet werden konnten. Die Mönche waren auch die ersten Professoren, die im 1772, von Paul Festetics gegründetem, Gymnasium unterrichteten.  Am 17. April 1788 wurde das Ordenshaus von Kaiser Joseph II. aufgehoben. Kaiserliche Soldaten entfernten die kirchlichen Gegenstände unter dem Protest der Bevölkerung und nutzten die Kirche als Heuspeicher. Das Ordenshaus wurde in ein Krankenhaus umgewidmet.

1799 wurde dann die einstige Franziskanerkirche zur Pfarrkirche. 1802 rehabilitierte Kaiser Franz den Prämonstratenserorden und verpflichtete seine Mitglieder zur Leitung der Gymnasien in Szombathely und Keszthely. 1808 nahmen die Mönche ihre Arbeit in Keszthely auf. 1878 wurde der kleine Holzturm über der Front der Kirche auf Befehl von Tassilo Festetics entfernt und er ließ vor die Fassade einen 60 Meter hohen Turm im neogotischen Stil nach Plänen von Morus Geisl bauen. Dabei wurde das gotische Rosenfenster aus der Fassade herausgenommen und in den Turm eingebaut. Anlässlich der 1000-Jahr Feier erneuerte man auch die Keszthelyer Pfarrkirche 1896. Ottó Stehlo ließ die gotischen Fenster, die teilweise zugemauert waren, freilegen und Glasfenster von Maximilian Roth einsetzen.

Im Laufe der Zeit hatte die Kirche immer wieder unter größeren oder kleineren Zerstörungen zu leiden. Im Frühjahr 1945 steckten deutsche Truppen den neogotischen Turm in Brand, erst 1948 konnte er wieder fertig hergestellt werden.

Bei Bauarbeiten fand man unter dem Putz alte Fresken. Die Freilegung derselben und die Restaurierung wurden in der Zeit von 1972 bis 1985 durchgeführt. Leider verschwanden zu dieser Zeit auch einige Schlusssteinzierden mit anderen wertvollen Ausrüstungsgegenständen. 1950 durften auch die Prämonstratenser wieder ihrer Tätigkeit nachgehen.

Die ehemalige Franziskanerkirche ist eine der größten mittelalterlichen Denkmäler des Bettelordens in Ungarn. Die nach Osten ausgerichtete Kirche besteht aus drei Teilen: dem neugotischen Turm aus dem 19. Jahrhundert Vorhalle, dem Schiff mit fünf Bogenfelder und dem mit drei Seiten des Achtecks schließenden Chor.  Das Äußere wird durch viermal gestaffelte riesige gotische Stützpfeiler gegliedert, untere denen Fenster mit steinernem Gitte in den Mauern eingelassen sind. Im Norden schließt sich das Kloster an die Kirche an, im Süden die Heilige Anna Kapelle. An der westlichen Seite befindet sich nun das 12-Speichige Rosenfenster, hier ist auch noch das Tor des einstigen Haupteingangs an seiner originalen Stelle zu sehen.

Das Schiff gliedert sich in fünf Bogenfelder. Die Kreuzgewölbe des Langhauses und des Chors schließen bzw. schlossen mit symbolischen Schlusssteinen: Pflanzenornamente, ein Ochsenkopf, zwischen zwei Pflanzenornamenten Vögel, eine Wappenabbildung von István Laczkyfy (ein Halbmond und darüber ein Helm); im Chor findet sich noch in einem Schild eine Rose mit fünf Blumenblättern , ein Drache und eine flammende Sonne. Der Chor ist etwas niedriger als das Schiff, beide sind mit gotischem Kreuzgewölbe gedeckt.

Auf der zum Chor schließenden Flurstrecke öffnet sich die mit Kreuzgewölbe versehene Sakristei, die mit ihrem Schlussstein (mit Agnus Dei Darstellung) und der steinumrahmten Tür der unberührteste gotische Teil der Kirche ist.  Die Kirche ist heute in ihrer Form nach den Umbauten 1896 zu sehen. Durch die damalige puristische „Renovierung“ wurde leider einiges an kunstgeschichtlichem Wert der Kirche zerstört, da man damals die barocke Einrichtung entfernt und durch eine neogotische ersetzt hat.

Als einzigartiger Wert sind jedoch die, 1974 zum Vorschein gekommenen, Fresken anzusehen. Im Mittelalter scheint der ganze Chor mit Fresken verziert gewesen zu sein – eine Seltenheit in einer Kirche des Bettelordens. Die Fresken konnten nur von den Mönchen gesehen werden, da der Chor den Augen der Laien nicht zugänglich war.

Das Gürtelsims unter den gotischen Fenstern gliederte auch die Wandmalerei: an der südlichen Seite sind zwölf Kleinpropheten und zu beiden Enden die Könige Salomo und David zu sehen. Ihnen vis à vis sind die vier Großpropheten, die vier Evangelisten und die vier Hauptengel zu sehen.

Außerdem finden sich noch Gemälde vom Einzug Jesu nach Jerusalem, vom letzten Abendmahl, dem Ölberg, dem, Kuss des Judas, Jesus vor Pilatus und auch die Himmelfahrt Christi. Ein Fresko zeigte wahrscheinlich zehn heilige Bischöfe, allerdings blieben nur fünf in Fragmenten erhalten. Unter ihnen gut erkennbar: Ludwig von Toulouse, der über seiner Franziskanerkapuze den bischöflichen Mantel trägt, bei seinem Fuß verkündet eine Krone, dass er das Mönchsleben statt des Thrones wählte.

Die Fresken sind im Stil der italienischen Trecento Malerei gemacht und müssen das Werk einer ganzen Werkstatt gewesen sein, kein einzelner Künstler könnte solche Bilderflut alleine bewältigt haben. Man schätzt, dass sie vor der Weihe der Kirche in der ersten Hälfte der Achtzigerjahre des 14. Jahrhunderts fertig gestellt worden sind.

Das Jagdmuseum

Die Jagdausstellung im Helikon Schlossmuseum zeigt Trophäen von 220 Tierarten aus fünf Kontinenten und setzt ein Denkmal für berühmte Jäger wie Kálmán Kittenberger, Zsigmond Széchenyi, Ferenc József Windisch-Gräz, Àkos Szederjei und andere. Die meisten Tierpräparate sind in einer Kulisse ihres „natürlichen“ Lebensraums aufgebaut. Begleitet wird die Ausstellung von einer ethnographischen und bildkünstlerischen Sammlung.

Die Modelleisenbahn –Ausstellung

In der Mansarde des Jagdmuseums gibt es die Ausstellung für alle Modellbaufans: auf mehr als 500 m2 wurde hier eine der größten Modelleisenbahnen Europas aufgebaut. 60 Züge verkehren fahrplanmäßiger als ihre großen Brüder auf einem 2500 Meter langen Schienennetz inmitten von 1000 Gebäuden. Das, die Eisenbahnen von Ungarn, Österreich und Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert, von Nürnberg durch die Alpen bis zur Südbahn, veranschaulichende Modell ist eine zeitgenaue Kopie der ursprünglichen Bahnhofsgebäude, Eisenbahnen, Lokomotiven und Zügen. Außerdem sind die verschiedenen Zugsignale, die Pfiffe der Eisenbahnen, zu hören.

Főter – Der Hauptplatz

Im Mittelalter hatte Keszthely zwei Zentren, den heutigen Hauptplatz und die Umgebung des Schlosses und man kann auch heute noch Zeichen der Verbindung dieser zwei Plätze finden.

Der Hauptplatz wird durch das Franziskanerkloster und die Pfarrkirche dominiert. Das Reiterstandbild von István Laczkfy vor der Kirche wurde im Milleniumsjahr errichtet. Die Dreifaltigkeitssäule am östlichen Ende des Platzes stammt aus dem Jahre 1770. Der Hauptplatz und der daran anschließende Teil der Kossuth Straße ist Fußgängerzone und lädt zum Flanieren und Spazieren ein. Die meisten Gebäude der Fußgängerzone stammen aus der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Im früheren Rathaus (Nr. 28) ist heute das Tourinform Büro und das Goldmark Kulturcenter untergebracht.

Das Pethő oder Goldmark Haus (Nr. 22) wurde auf einem mittelalterlichen Kellergeschoss im 18. Jahrhundert errichtet. Im Hof des barocken Gebäudes befindet sich eine im eklektischen Stil errichtete Synagoge, die mehrmals wieder aufgebaut wurde. In diesem Haus wurde am 18.5.1830 der berühmte Komponist und Geiger Karl Goldmark geboren.

Das Georgikon

Das Georgikon, 1797 von György Festetics als erste landwirtschaftliche Hochschule gegründet, befindet sich in der Georgikon Straße Nr. 20. Das Originalgebäude wird heute als ein Hotel genutzt.

Im früheren Gehöft des Georgikon ist heute das Georgikon Majormúzeum untergebracht, in dem sich Ausstellungen über die Geschichte der landwirtschaftlichen Ausbildung in Ungarn befinden, darunter auch über Weizen- und Weinproduktion. Außerdem kann man eine Wagenausstellung und eine Schmiedewerkstatt besichtigen. Zu sehen ist auch ein – noch immer funktionsfähiger – Pflug, der mit Dampf betrieben wurde.

Das Balaton Museum

Im südlichen Teil der Kossuth Straße kommen wir zum neobarocken Bau des Balaton Museums.  Im ersten Stock zeigt eine Dauerausstellung die Entwicklung des Balaton, seine Fauna und Flora und historische Funde aus seiner Umgebung.  Im Erdgeschoss befindet sich ein römisches und mittelalterliches Lapidarium und ein Gedenkraum ist dem berühmten Maler János Halápy gewidmet.

Der Balaton

Die meisten Villen am „Balaton Strand“ wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbaut. Hier befindet sich auch die größte Grünanlage der Stadt, der Helikon Park, in dem das Helikon Denkmal, das Wahrzeichen der Stadt, im Gedenken an die Helikon Festivals der Jahre 1817 bis 1819 wieder aufgestellt ist.

Foto-Point am Balaton
Foto-Point am Balaton

Charakteristisch für die frühere Architektur in Keszthely sind das Hullám und das Balaton Hotel, beide zu Beginn des 19. Jahrhunderts errichtet und die einzigen beiden Hotels die aus dieser Zeit noch stehen. Weiter entfernt kann man das Helikon Hotel sehen, ein neuzeitlicher Hotelkomplex, der 1971 errichtet wurde und die größte Bettenkapazität des Ortes aufweist.

Am Ufer des Balaton in Keszthely
Am Ufer des Balaton in Keszthely

Das Gebäude des Strandbades wurde zwar renoviert, hat aber das Aussehen und den Charme des Original-Hauses bewahrt. Am daneben liegenden Pier kann man zu einer Balaton- Schiffsrundfahrt aufbrechen oder einfach den Fischern bei einem Glas ungarischen Weins zusehen.

Blick zum Strandbad
Blick zum Strandbad

Weitere Informationen:

Tourinform Keszthely
8360 Keszthely, Kossuth Lajos Straße 28. 
Tel: +36-83-314-144
Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
www.keszthely.info.hu

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Der Besuch erfolgte im Rahmen mehrerer Pressereise auf Einladung von Domus communications und Hévízi Turisztikai Nonprofit Kft.