In Kobersdorf wird heuer Kleist gespielt: Der zerbrochene Krug. Die Inszenierung startet ungewöhnlich: „Küss die Hand, Herr Kerkermeister, ich bin wieder da!" von der EAV schallt aus den Lautsprechern.
Die Kleidung der beiden Damen auf der Bühne ist fast als modern zu bezeichnen, Wäsche wird aufgehängt, der Boden gesäubert, ein Auto in einer Garage (?) ist zu sehen. Kling alles nicht sehr nach Heinrich von Kleist …
Regisseur Werner Prinz hat die Justizkomödie in die 1970er Jahre verlegt, Dorfrichter Adam klettert ramponiert aus dem ebenfalls nicht mehr ganz frisch aussehendem Auto und schon nimmt die Katastrophe ihren Lauf. Nicht nur, dass Adam (herrlich wie immer Intendant Wolfgang Böck) die Beine zerschunden hat und auch am Kopf Wunden unübersehbar und daher schwierig zu erklären sind, ist er auch seiner Perücke verlustig.
Die Ankündigung, dass Gerichtsrat Walter auf dem Weg ist, um eine Inspektion durchzuführen, hebt auch nicht die Laune des Dorfrichters.
Schließlich taucht – neben dem Gerichtsrat – auch noch Marthe Rull mit ihrer Tochter Eve auf und fordert Gerechtigkeit. Schließlich glaubt sie, dass der Verlobte ihrer Tochter, Ruprecht, in der Kammer der Tochter war – shocking - und dieser den Krug zerbrochen hätte.
Doch in Wirklichkeit war alles ganz anders. Spätestens als Frau Brigitte (zum Niederknien gespielt von Erich Schleyer) als Zeugin mit der verschwundenen Perücke in der Hand auftaucht, nimmt die Gerichtsverhandlung eine überraschende Wende. Es wird eng für den Dorfrichter …
Unter der Regie von Werner Prinz spielen Wolfgang Böck (Dorfrichter Adam), Alexander Strömer (Gerichtsrat Walter), Hannes Gastinger (Schreiber Licht), Hannah Hohloch (Marthe Rull), Saskia Klar (Eve, ihre Tochter), Michael Reiter (Großbauer Veit Tümpel), Béla Bufe (Ruprecht, sein Sohn), Erich Schleyer (Frau Brigitte), Andrea Köhler (Grete, Magd), Spophie Gutstein (Liese, Magd).
Das Bühnenbild und die Lichtgestaltung übernahm Erich Uiberlacker, für die Kostüme war wieder Gerti Rindler-Schantl verantwortlich.
Es ist ein moderner Kleist geworden, auch Text und Sprache wirken fast wie aus der Gegenwart.
Erich Uiberlacker kreierte für die Gerichtsverhandlung einen Raum, der durch das gläserne weiße Dach, die Seitenteile, wie auch den Ofen ebenso die winterliche Stimmung repräsentieren soll, wie die dicken Stiefel der Mägde in der Ausstattung von Gerti Rindler-Schantl.
Zuerst dachte ich, dass der Winter beim Sommertheater nicht unbedingt notwendig gewesen wäre, doch zur Aufklärung des Falles spielen ja auch die „teuflischen" Spuren im Schnee eine wesentliche Rolle.
Über die Bedeutung des Oldtimers bin ich mir allerdings noch nicht ganz im Klaren. Sollte der Dorfrichter vielleicht gar nach seinem Fenstersturz Unterschlupf im Auto anstatt in seinem Heim gefunden haben? War er gar im Pyjama bei Eve in der Kammer?
Egal, es war eine tolle Aufführung im wunderschönen Schloss Kobersdorf in einer zuerst lauen Sommernacht, bei der wir aber später doch über unsere mitgenommenen Decken sehr froh waren.
Beeindruckend wieder das Spiel von Intendant Wolfgang Böck und einfach herrlich Erich Schleyer als Frau Brigitte.
Wie sagte einst Karl Farkas? Schauen Sie sich das an….
Tickets unter der unten angeführten Telefonnummer und Emailadresse, sowie direkt über die Website http://www.schlossspiele.com/index.php/webshop.html, gespielt wird noch vom 21.-23.7. und vom 27.-30.7. – einige wenige Restplatzkarten sind noch vorhanden.
Der Zerbrochene Krug von Heinrich von Kleist
Schloss-Spiele Kobersdorf
Schloss Kobersdorf
7332 Kobersdorf, Prof. Martha Bolldorf-Platz 1 (ehem. Schlossgasse 1)
Tickets unter +43 2682 8000 oder Email:
www.kobersdorf.at
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