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Das momuk begeistert mich wieder mit einer Schau die sich der Direktionszeit von Dieter Ronte (1979 bis 1989) widmet.

Kunst und insbesondere die Malerei hat mich immer interessiert. Wieso war ich dann eigentlich nicht im 20er Haus? Ständig? Wieso hat es mehr als 40 Jahre gebraucht, um Dieter Ronte kennenzulernen? 

Dieter Ronte bei der Vorstellung der Ausstellung
Dieter Ronte bei der Vorstellung der Ausstellung

1979 bis 1989 – meine Sturm- und Drangperiode. Matura hinter mich gebracht und das Studium begonnen, nicht beendet, Studentenjobs, den ersten richtigen Job in einer Werbeagentur, dann BASF und schließlich stolze Mutter. Nun ja, wenn ich diese kurze Aufzählung betrachte, dann ist es schon wieder ein bisschen erklärlich, dass ich nicht so viel im Museum war – und Handball gespielt habe ich ja schließlich auch.

Gleich das erste Werk fasziniert
Gleich das erste Werk fasziniert

Um so schöner, um jetzt zurückblicken zu können, die Zeit in Ruhe zu rekapitulieren und nun – zu genießen. Aber auch zu staunen, was damals alles los war. Es war die Zeit des Aufbruchs. In den späten 1970er Jahren legte Wien seinen Mief ab und wurde wieder weltstädtisch, wir glaubten alles erreichen zu können und nach dem Mauerfall (ja, solange ist der schon her) und Gorbatschow gab es keinen kalten Krieg mehr. „Weltfrieden“ war – zumindest in unseren Breiten – angesagt. So schnell kann sich alles ändern ….

Viele Größen der Malerei auf einer Wand vereint
Viele Größen der Malerei auf einer Wand vereint

Umso mehr freue ich mich über diese Ausstellung und auch über die Museumsgespräche, die während ihrer Laufzeit stattfinden.

Niki de Saint Phalle
Niki de Saint Phalle

Es ist keine reine „Kunstausstellung“, sondern die exemplarischen Einblicke in die Heterogenität der Sammlungserweiterungen werden den kulturpolitischen Parametern und programmatischen Entscheidungen dieses Jahrzehnts gegenübergestellt.

Hier kann man sich Interviews mit Firnberg anhören oder den Club2 anschauen
Hier kann man sich Interviews mit Dr. Firnberg anhören oder den Club2 anschauen

So kann man in der Ausstellung auch Ausschnitte eines Club 2 verfolgen, es gibt Interviews mit Hertha Firnberg zu hören, man kann sich in Artikel der Kronen Zeitung einlesen. Vieles war anders und doch einiges gleich. Auf jeden Fall urwienerisch, wenn man dieser Anekdote, die Dieter Rothe schildert, zuhört:

Die Ausstellung schildert mit der Auswahl ihrer Werke auch die Geschichte des Museums: sie zeigt Werke, die 1979 als Leihgaben der Sammlung Peter und Irene Ludwig nach Wien kamen, die Arbeiten der im Jahr zuvor erworbenen Sammlung von Wolfgang Hahn und anschließend Ankäufe von Dieter Ronte aus den 1980er Jahren. Sie zeigt aber auch anhand des schon erwähnten Club2 wie leidenschaftlich damals noch über Kunst gestritten werden konnte.

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

Mit den Dauerleihgaben des Ehepaars Ludwig wurde die Sammlung des ehemaligen 20er Hauses zu groß – eine Vergrößerung der Ausstellungsfläche war dringend nötig, sodass zum 20er Haus das Museum moderner Kunst im Palais Liechtenstein eröffnet wurde. Mit der Erweiterung der Sammlung um fast 200 Leihgaben ergaben sich aber auch neue Schwerpunkte: Werke der Pop Art und des Fotorealismus kamen ans Haus, die Sammlung von Wolfgang Hahn mit ihrem Fokus auf Nouveau Réalisme ergänzte. 

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

1984 erfolgte schließlich die Gründung der Österreichischen Ludwig-Stiftung durch die damalige Wissenschaftsministerin Hertha Firnberg und das Ehepaar Ludwig, mit der ein Großteil der bisherigen Leihgaben in den Besitz der Stiftung übergingen und so als Dauerleihgaben in der Sammlung verankert wurden. Im Gegenzug verpflichtete sich die Republik Österreich zu einer jährlichen, wertgesicherten Zahlung an die Stiftung, was dieser ermöglichte, in den Folgejahren bedeutende Kunstwerke zu erwerben, die die internen Ankaufsbudgets weit überstiegen.

Brigitte Kowanz
Brigitte Kowanz

Komischerweise höre und sehe ich in letzter Zeit wieder einiges von Hertha Firnberg. Sei es in Dokumentationen auf ORF3 oder auch hier im Museum und ich glaube, ich muss ihr doch ein wenig Abbitte leisten, gehörte sie in meiner Gymnasial- und Universitätszeit nicht gerade zu den beliebtesten PolitikerInnen. Es ist aber immer wieder interessant, die Vergangenheit und auch die damals handelnden Personen einmal aus anderen Blickwinkeln zu sehen.

Der Tschirtner
Oswald Tschirtner

Ebenfalls neu für mich war, dass das Museum des 20. Jahrhunderts das erste Museum war, das ein Werk der Gugginger Künstler ankaufte: Oswald Tschirtner. Sein Gemälde ist auch in dieser Schau zu sehen.

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

Für mich ist daher diese Ausstellung ein Wiedersehen und auch Bekanntmachen mit vielen Künstlern, die ich damals gar nicht so wahrgenommen habe, die ich aber jetzt im „Alter“ mehr und mehr zu schätzen weiß. Hier daher eine kleine Auswahl all jener Künstler, für die ich gerne noch ein zweites oder drittes Mal ins Mumok wandere: Giorgio De Chirico, Martha Jungwirth, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Brigitte Kowanz, František Kupka, Maria Lassnig, Hermann Nitsch, Arnulf Rainer, Niki de Saint Phalle, Daniel Spoerri und Oswald Tschirtner. Aber es gibt eine Menge mehr zu entdecken.

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

Vortrags- und Diskussionsprogramm

Außerdem gibt es ein reichhaltiges Vortrags- und Diskussionsprogramm, bei dem Dieter Ronte und Marie-Therese Hochwartner (die KuratorInnen der Ausstellung) mit wechselnden Gesprächspartnern über Aspekte der Kultur- und Sammlungspolitik der 1980er Jahre diskutieren, wobei unterschiedliche Facetten des mumok sowie die kulturpolitischen Veränderungen der letzten 45 Jahre beleuchtet werden.

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

Diese sind noch nicht auf der Website des Museums, ich nehme aber an, dass ihr sie in Kürze hier finden werdet: https://www.mumok.at/besuchen/programm.

Hier zum Einstimmen noch meine persönliche Auswahl:

Mittwoch, 7. Mai 2025, 18:00 Uhr: Museumsgespräch #1 
Gespräch mit Dr. Hilde Hawlicek, Bundesministerin für Kunst, Unterricht und Sport von 1987 bis 1990 über die prägende Kulturpolitikerin Hertha Firnberg, die Kulturpolitik der 1980er Jahre und die Freiheit der Kunst.

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

Mittwoch, 28. Mai 2025, 18:00 Uhr: Museumsgespräch #3
Gespräche mit Dr. Gerald Piffl, Leiter des Fotoarchiv Imagno über die Entwicklung der fotografischen Sammlungen in Österreich und Fotografie als Dokumentation von Zeitgeschichte.

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

Mittwoch, 25. Juni 2025, 18:00 Uhr: Museumsgespräch #5
Gespräch mit Dr. Rudolf Scholten, Bundesminister für Unterricht und Kunst von 1990 bis 1997. Rudolf Scholten gibt einen Einblick in die Kulturpolitik der 1990er-Jahre und die Entwicklung der Museen in dieser Zeit

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

Mittwoch, 9. Juli 2025, 18:00 Uhr: Museumsgespräch #6
Gespräch anlässlich des 100. Geburtstags von Peter Ludwig und eine Rückschau auf die kulturpolitische Strategie der 1980er Jahre

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

Mittwoch, 17. September 2025, 18:00 Uhr. Museumsgespräch #7
Gespräch mit Mag. Nina Ansperger, künstlerisch-wissenschaftliche Leiterin des museum gugging. Diskussion über Nachbarschaften in Sammlung und Präsentation zwischen dem museum gugging und dem mumok

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

Zuletzt noch ein Hinweis auf eine Kuratorinnenführung, die am Donnerstag, den 24. April 2025, um 18:00 Uhr mit Kuratorin Marie-Therese Hochwartner stattfindet.

Nie endgültig! Das Museum im Wandel
Nie endgültig! Das Museum im Wandel

Am Donnerstag, 26. Juni 2025, um 16:30 gibt es eine Führung in ÖGS mit Kuratorin Marie-Therese Hochwartner und Elke Schaumberger (ÖGS-Übersetzung)

Blick in die Ausstellung
Blick in die Ausstellung

Die Ausstellung läuft bis 12. April 2026, weitere Führungen und Gesprächsrunden sind geplant und werden zeitnah auf der Website des mumok veröffentlicht.

Zum Abschluss noch einmal Dieter Ronte über seine Anfänge in Wien:

Das mumok ist Dienstag bis Sonntag von 10:00 bis 18:00 Uhr geöffnet


Nie endgültig! Das Museum im Wandel
bis 12.4.2026
mumok. museum moderner kunst stiftung ludwig
1070 Wien
Museumsplatz1
+43 1 525 00-0
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https://www.mumok.at

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