Am Weg nach Brünn sieht man von der Hauptstraße aus eine wunderschöne Burg. Grund genug, um einmal einen ganzen Tag hier zu verbringen und Mikulov zu entdecken.
Von Wien ist es ein Katzensprung, von Floridsdorf überhaupt: In rund einer Stunde ist man in der Stadt, die gleich hinter der österreichischen Grenze liegt.
Am besten man stellt das Auto auf einen der Parkplätze ab und macht sich auf den Weg zum Schloss. Es ist kein Zufall, dass diese so neu und kaum zerstört aussieht, sie ist mehr oder weniger neu. Auch mit dem Zug schafft man es mit einem einmaligen Umsteigen in die Stadt. Diese Anreise empfiehlt sich vor allem, wenn man eines der vielen Weinfeste in der Umgebung besuchen möchte.
Doch wir wollen uns erst auf Sightseeing begeben und dazu gehört wohl in erster Linie das Schloss.
Das Schloss von Mikulov
Die Gegend um Mikulov ist schon seit frühester Zeit besiedelt (wer mehr geschichtliches wissen möchte, kann hier nachlesen). Die erste Burg stammt wahrscheinlich von Otakar aus der Mitte des 13. Jahrhunderts.
Danach gab es immer wieder Herrschaftswechsel, zum Schluss waren hier die Dietrichsteiner und die Liechtensteiner an der Macht, wie wir auch noch in der Stadt sehen werden.
Das heutige Erscheinungsbild erhielt die Burg nach einem großen Brand 1945, der fast die ganze Burg zerstörte. Angeblich wurden dabei auch Gemälde und Bühnendekorationen, die man von Wien zum Schutz hierhergeschafft hatte, ein Raub der Flammen. Wie durch ein Wunder blieben die Bibliothek und das Riesenfass vom Brand verschont.
Und damit beginnt auch fast immer eine Führung durch die Burg – das Fass gilt als eines der größten, wenn nicht als das größte Fass Europas und erinnert daran, dass wir hier in einer Weinbauregion sind. In dem Fass wurde früher die „Steuer“ der Bauern (der Zehent) eingelagert.
Heute ist das Fass allerdings nicht mehr gefüllt, aber trotzdem noch immer eindrucksvoll. Steigt also auf jeden Fall in den Keller hinab, wo es auch noch die verschiedenen Weinpressen zu sehen gibt.
Bei einem Rundgang sollte man nicht nur den Innenhof einen Blick schenken, sondern auch der Umgebung.
Vom oberen Eingang in die Burg hat man eine schöne Aussicht über die Gegend. Und kann dann entlang des Weges in den Burggarten immer wieder einen Blick auf die Stadt riskieren.
Von oben kann man auch die Aussicht auf den Heiligen Berg, die Kapelle und den Kreuzweg genießen und sollte man gut bei Fuß sein, kann sich auch ein Ausflug hoch hinauf auch noch ausgehen. Ich gestehe aber, dass ich das noch nie geschafft habe und daher immer nur aus der Ferne diese Sehenswürdigkeiten betrachtet habe.
Wir spazieren nun den Weg hinunter zur Stadt und werfen von oben noch einen Blick auf das jüdische Viertel. Vor 1938 lebte in Mikulov eine große jüdische Gemeinde. Noch heute erinnert der Friedhof mit der Zeremonienhalle, aber auch einige Häuser in der Stadt und die Obere Synagoge daran. Leider kamen fast alle jüdischen Einwohner während der Nazizeit ums Leben, kaum einer kehrte nach 1945 in die Stadt zurück.
Vielleicht sollte man gerade deshalb dem Friedhof, dem jüdischen Viertel und der Synagoge, die heute in ein Museum mit verschiedenen Ausstellungen umgewidmet ist, Respekt mit einem Besuch zollen und ein wenig in das frühere blühende jüdische Leben hier eintauchen. Wir machen noch einen Abstecher zur renovierten Oberen Synagoge, die nun im Besitz des Regionalmuseums Mikulov ist.
Es ist die einzige heute noch in Mähren erhaltene Synagoge des polnischen Typs. Der Kern stammt aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, ihr heutiges Aussehen erhielt sie nach einem Umbau im barocken Stil nach dem Brand im Jahre 1719, die der damalige Architekt des Dietrichsteiner Oedtl leitete.
Früher gab es einige Synagogen mehr, doch nur die Obere Synagoge blieb erhalten. Interessant ist, dass sie schräg zur Straße steht, um die notwendige Orientierung in alle Himmelsrichtungen zu gewährleisten.
Nach dem Besuch der aktuellen Ausstellung machen wir uns auf den Weg ins Restaurant Tanzberg (mehr darüber hier), das ebenfalls an die frühere jüdische Zeit erinnert und auch Speisen aus der jüdischen Küche serviert. Hervorragend. Eine Tafel am Eingang erinnert daran, dass hier nicht nur Rabbi Löw zu Gast war, sondern auch der Maler Alfons Mucha.
Nach einem ausgezeichneten Mittagessen wandern wir noch zum Hauptplatz der Stadt, bewundern das Sgraffitihaus und den Brunnen. Als ich dann noch einen Sprung in die Dietrichsteiner Gruft, die St. Anna Kirche, schauen will, werde ich leider enttäuscht.
Sie ist geschlossen und angeblich ist nicht bekannt, wann sie wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird. Sehr schade. Bei einem meiner letzten Besuche war es mit noch vergönnt, einen Blick in die Gruft zu machen.
Wenn ihr in Mikulov seid, fragt aber auch jeden Fall im Tourismusbüro nach, ob sie bereits wieder besichtigt werden kann.
Gerne wäre ich dieses Mal noch auf den Heiligen Berg gegangen, aber wie immer ist die Zeit knapp und auf Grund heftiger Regenfälle der letzten Tage sollte man eigentlich von einem Spaziergang hinauf absehen.
Außerdem ist der Tag sowieso schon fortgeschritten und man muss sich ja auch Ziele für spätere Besuche setzen. Vielleicht mache ich das nächste Mal einen Ausflug in die Natur (es soll ja auch noch eine Höhle in der Nähe geben) und übernachte. Dann kann ich auch ein Gläschen oder zwei vom mährischen Wein am Abend verkosten. Wenn das keine gute Idee ist …
Mehr über Mikulov auf ask-enrico
und im Internet:
Die Besuche erfolgten im Rahmen von mehreren Pressereisen und privat