Kropa
Kropa, der kleine Ort am Ende des Tals, hatte in der Vergangenheit große Bedeutung für die ganze Region. Hier wurde Eisenerz verarbeitet und die Nagelproduktion des Ortes nach ganz Europa verschickt.
Kropa einst
Der Ort ist an die 800 Jahre alt, 500 Jahre lang wurden hier Nägel produziert und nach ganz Europa verschickt. Noch heute könnten es Nägel aus Kropa sein, die in Venedig einzelne Pflöcke zusammenhalten. Der Aufschwung begann im 14. Jahrhundert, als sich die Eisenverhüttung von den Erzlagerstätten ins Tal zu den Bächen hin zu verlagern begann. Wasser war sehr wichtig für Produktion, Wasserkraft wurde ab der Mitte des 15. Jahrhunderts hier genutzt.
Die Kroparica, ein rasch fließender, steiler Gebirgsbach fließt mitten durch Kropa – er lieferte die Wasserkraft, die die Wasserräder antrieb und die Blasbälge in Betrieb setzte. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts drehte der Bach auf einer Länge von 1200 Meter 50 Wasserräder.
Am Eingang zum alten Teil der Ortschaft liegt ein wunderschön renovierter Teich des unteren Hammerwerks, von dem durch die ganze Ortschaft Wasserkanäle mit Schleusen weg gehen.
In dieser Zeit wurden in Kropa auch zwei Hochöfen gebaut und mit der Nagelproduktion begonnen. In 19 Schmieden wurde zur Hochzeit der Produktion gearbeitet und arbeiten mussten alle: Männer wie Frauen und Kinder, sechs Tage die Woche, 12 bis 16 Stunden am Tag. 127 verschiedene Nageltypen wurden hier hergestellt, vom 1cm großen Nagel für Holzschuhe bis zu den 80 cm großen Nägeln für die Holzpiloten von Venedig.
Reich waren vielleicht die Gießereibesitzer, die Schmiede eher nicht. Obwohl Häuser für die Arbeiter gebaut wurden, war das Überleben nicht leicht. Durchschnittlich mussten 2000 Nägel am Tag produziert werden, denn 12.000 passten in ein 60 kg Fass und erst wenn ein Fass fertig produziert war, gab es Lohn. Damit ließen sich aber auch keine großen Sprünge machen und noch weniger ein Leben in Luxus genießen: Eine Familie bestand damals oft aus den Eltern mit 10 bis 14 Kindern. In jedem Haus lebten 8 Familien, die sich auch noch die Küche teilen mussten. Ein typisches Haus der damaligen Zeit hatte drei Stockwerke. Im Erdgeschoss war beim Eingang ein kleiner Laden, vielleicht ein Schneider oder Schuhmacher, der erste Stock war reserviert für die Arbeiter, vor allem wenn das Oberhaupt einer Familie bei einem Schmied schon eine höhere Position erreicht hatte. Im 2. Stock wohnten die „normalen“ Arbeiter mit ihren Familien, der 3. Stock war reserviert für die Armen. Damit sich die verschiedenen „Klassen“ nicht begegnen mussten, hatte das Haus auch drei verschiedene Eingänge.
Wenn das Wasser gefror und dadurch die Blasbalge nicht antreiben konnte und so nicht gearbeitet werden konnte, gab es kein Lohn und damit auch kein Essen. Und dieses war schon zu normalen Zeiten karg. Polenta galt als das Hauptnahrungsmittel, Brot wurde nur einmal die Woche gebacken und dann gleich weggeschlossen, damit jeden Tag ein Stückchen gegessen werden konnte, ansonsten gab es Kartoffelsuppe, Bohnensuppe, Buchweizen- und Maissterz. Obwohl 29 verschiedene Berufe in Kropa ihren Tätigkeiten nachgingen, mussten Lebensmittel und auch Bier zugekauft werden. Das Tal war zu eng und der Boden ungeeignet, um Landwirtschaft zu betreiben.
Unter diesen Verhältnissen ist es auch nicht weiter erstaunlich, dass die Menschen hier kein hohes Alter erreichten, die meisten erreichten kaum 35 Jahre.
Dennoch war es eine reiche Stadt mit vielen Privilegien. Ab 1550 erhielt Kropa von Kaiser Ferdinand I. eine weitgehende Autonomie, doch bereits seit 1450 bis Kaiser Leopold II. war Kropa fast wie ein Staat im Staat. 250 Jahre lang mussten die Bewohner von Kropa in keiner Armee dienen und auch keine Steuern entrichten. Die Arbeiter waren freie Bürger.
In ihrer Blütezeit hatte Kropa 70 Häuser und 1400 Einwohner. Bis zu zwei Tonnen Eisen wurden pro Jahr verarbeitet, die Stadt galt als eine der hoch entwickeltsten Industriestädte Europas.
Ende des 18. Jahrhunderts ließ die Nachfrage nach Nägel nach, die Menschen waren ohne Arbeit, ohne Essen, eine große Hungersnot brach aus, viele Menschen wurden krank, fast 800 Bewohner starben. Mit der Erfindung der Eisenbahn und dem Ausbau der Eisenbahnlinien ging es auch wieder in Kropa bergauf. Kropa produzierte wieder Nägel…
Doch Ende des 19. Jahrhunderts war auch dieser Aufschwung wieder vorbei und die nächste große Krise sorgte dafür, dass viele Menschen Kropa wieder verließen. Auch die Gründung einer Genossenschaft als Besitzer einer Fabrik konnte den Niedergang nicht mehr aufhalten, wenn es auch diese Fabrik heute noch gibt. Heute ist der Besitzer ein Deutscher aus München, der für die deutsche Autoindustrie Schrauben und Muttern produziert. Auch eine Schule für Kunstschmiede wurde gegründet, doch nur einer von 100 Teilnehmern blieb im Ort. Bereits mit 11 hatte er seine Ausbildung zum Schmied begonnen, doch schließlich entwickelte er sich mehr und mehr zum Künstler. Im Zweiten Weltkrieg geht er in Bludenz zur Schule, kehrt als Meister nach Kropa zurück und muss feststellen, dass er hier nicht mit offenen Armen empfangen wird. So zieht er weiter nach Ljubljana, macht dort unter anderem die Bekanntschaft mit dem berühmten Architekten Jože Plečnik und arbeitet mit ihm zusammen - Jože Bertoncelj schuf Werke wie den Drachen für das Schloss in Ljubljana.